Vor 20 Jahren erschien ein Fantasy-Wunder, das die Harry Potter-Reihe für immer verändert hat

03.06.2024 - 09:19 UhrVor 11 Monaten aktualisiert
Harry Potter und der Gefangene von Askaban wird 20Warner
0
1
Kaum zu glauben, dass es schon zwei Dekaden her ist: Zum 20. Jubiläum des Fantasy-Highlights Harry Potter und der Gefangene von Askaban lohnt ein Blick zurück auf die Brillanz des dritten Films.

Auf die Frage, welcher der beste Harry Potter-Teil ist, gibt es nur eine richtige Antwort: Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Der dritte Film der beliebten Fantasy-Reihe hatte am 31. Mai 2004 seinen britischen Kinostart und startete am 3. Juni 2004 in Deutschland. Wir feiern somit heute sein 20. Jubiläum und das ist ein guter Anlass, die Genialität des alles verändernden Films noch einmal herauszustellen.

Mit Harry Potter und der Gefangene von Askaban reifte die Fantasy-Reihe vor 20 Jahren zu wahrer Größe

Eigentlich müssten wir Hagrid nacheifern und einen Kuchen mit der rechtschreibfragwürdigen Aufschrift "Happee Birtdae, Harry" backen. Stattdessen tun wir das Zweitbeste und besinnen uns zum 20. Geburtstag von Harry Potter und der Gefangene von Askaban auf eine überraschende Neugeburt zurück, die die Weichen nicht nur für den Hogwarts-Express neu stellte.

Mit zwei bestechend schönen Kinderfilmen hatte das Harry Potter-Franchise Anfang der 2000er bereits seine filmische Fangemeinde gefunden. Umso erstaunlicher war es da, dass nach Regie-Größe Chris Columbus der weniger bekannte mexikanische Filmemacher Alfonso Cuarón Teil 3 übernahm. Produzent David Heyman erklärte den Grund für die Harry Potter-Regiewahl damit, dass Cuarón in Y Tu Mama Tambien sensibel vom Ende einer Jugend erzählt hatte, während der dritte Potter-Film Harry, Ron und Hermine ins Teenageralter führen sollte. Passend dazu machte das Schauspiel des magischen Trios von Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson hier einen erkennbaren Sprung nach vorn.

Die Wahl von Arthouse-Filmemacher Cuarón war ein mutiger Schritt, der sich auszahlte: Der dritte Film entledigt sich seines Babyspecks und inszeniert die Hogwarts-Schüler:innen als ernstzunehmende angehende Erwachsene. Vom ersten gruseligen Dementor-Treffen bis zum alles auf den Kopf stellenden Showdown in der Heulenden Hütte war der Tonfall düsterer und ernsthafter. Die Spannung wurde nicht länger durch schauspielerische Übertreibungen (wie das cartoonhafte Anschreien eines dreiköpfigen Hundes) gebrochen.

Magie durfte plötzlich realitätsnah und menschlich geerdet sein. Kein Wunder, dass die FSK von da an auf 12 kletterte. Natürlich reiften die jungen Hexen und Zauberer gemäß der Buchvorlage, aber Teil 3 gab hier die filmische Gangart vor, die zum Wegweiser aller nachfolgenden Harry Potter-Teile wurde.

Harry Potter 3 hob das Franchise filmisch auf ein neues Level

Diese Weiterentwicklung zeigte sich parallel auch auf der Bildebene: Harry Potter und der Gefangene von Askaban gestaltete das Schlossgelände von Hogwarts komplett um: Plötzlich ergaben Wege zwischen ikonischen Orten Sinn und die Schule erhielt neue Brücken, Treppen und Anbauten. Genau wie das komplexere Innenleben eines Teenagers konnte auch das Internat zu einem vollwertigen Charakter reifen.

Mit der verspielten Kamera von Michael Seresin loteten wir diese neue Freiheit fliegend und schwankend aus. Die Peitschende Weide präsentierte sich als Uhr der Jahreszeiten, die uns zuverlässig im vergehenden Schuljahr verortete. Wenn die Begegnung mit seinem Patenonkel Harrys Leben erschütterte, kippte als Metapher zugleich das Bild. Diese durchdachte Inszenierung machte Harry Potter 3 zu einem visuellen Erlebnis. (Ein Kunststück, das die Harry Potter-Serie als Remake erstmal nachholen muss.)

Hinzu kam die Entscheidung, die Schülerschaft in ihrer Freizeit auf den einheitlich schwarzen Zauberei-Umhängen herauszuholen und in "normale" Kleidung zu stecken. Das gab dem gesamten Franchise eine Aktualität, die allen Muggeln die Identifikation noch mehr erleichterte.

Elemente wie die Zeitreise erweitern den Film darüber hinaus um eine erzählerisch anspruchsvolle Komplexität, die zu verstehen kein Kinderspiel mehr war. Zusammen mit Zauberkarten, Freundesverrat und dem Konzept der Animagi-Gestaltwandler wuchs das Franchise vielschichtig bis in die Vergangenheit, in der Harrys Elterngeneration ein Leben als Rumtreiber führte.

Erzählerische Ambivalenz: Harry Potter 3 hat die besten Figuren und braucht keinen Voldemort

Harry Potter 3 steckt voller Weisheiten und wegbereitetender Figuren, deren Lebenslektionen zu keinen einfachen Ergebnissen führen. In allen anderen Potter-Filmen ist Voldemort der klare Gegner. In Teil 3 kommt er nicht einmal vor. Und wir vermissen ihn nicht, wenn der Cast doch so reich an interessanterem Zauber-Personal ist. Der dritte Film zelebriert statt dem Kampf von Gut gegen Böse lieber die Ambivalenz seiner Charaktere.

Diese Nuancen des Zwiespalts beginnen beim stolzen Hippogreif, der beeindruckend und schwierig zugleich ist, und spiegeln sich sinnbildlich im Monster-Buch, das man streicheln muss. Der hier eingeführte Gary Oldman als Harrys Pate Sirius Black ist und bleibt eine der beliebtesten Figuren der Reihe – nicht zuletzt deshalb, weil er den dritten Film als Bösewicht betritt und als Held verlässt. Eine ähnliche Spaltung schafft Remus Lupin (David Thewlis), der ein exzellenter Lehrer und als Werwolf trotzdem eine tragische Gefahr (und AIDS-Metapher) sein darf.

Verblüffende Wendungen und Neubewertungen alter Vorstellungen sind gute Lektionen, für das Hogwarts-Personal und Publikum gleichermaßen. Ohne Alfonso Cuaróns Film hätte das Franchise vielleicht eine andere Richtung eingeschlagen. Die beachtliche Entscheidung, ein bereits erfolgreiches Franchise wie Harry Potter in Teil 3 neu auszurichten, bescherte uns somit ein Fantasy-Wunder, das 20 Jahre später noch die gleiche staunende Wirkung entfaltet wie damals. Wenn da mal keine Magie im Spiel war ...

Happee Birthdae, Askaban-Harry.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News