Letztes Jahr landete Christian Ulmen mit Maria, ihm schmeckt’s nicht! und Männerherzen zwar keine Blockbuster, wie andere Komödien mit mutierten Kuscheltieren, aber seine Fans begeisterte er trotzdem in beiden. Dieses Jahr ist Christian Ulmen zurück auf der großen Leinwand, als Sidekick von Jerry Cotton, dem FBI-Agent der 1950er. Hier stellt er sich den Fragen zu seinem neuen Film Jerry Cotton.
Wie groß ist die Schnittmenge zwischen Ihnen und Agent Phil Decker?
Christian Ulmen: Einhundert Prozent. Phil Decker ist eine Actionfigur, wie sie im Buche steht. Auf 150 Meter trifft er jedes Ziel, er fällt unverletzt von hohen Gebäuden, ist sexy. Das deckt sich alles mit meinem privaten Können und Vermögen. Insofern ist das ein leichtes Spiel für mich. Da muss ich mich überhaupt nicht verstellen. (lacht)
Ist er ein Frauentyp?
Christian Ulmen: Ganz bestimmt, aber in einer sehr speziellen Form: Phil Decker ist eine tragikomische Figur und löst bei Müttern Beschützerinstinkte aus. Er stolpert viel und fällt immer hin. Vor allem aber nimmt er gar nicht wahr, dass ihn niemand für einen guten Agenten hält. Er hat den Job ja nur bekommen, weil sein Vater ein einflussreicher Politiker ist. Und der hat Mister High gesagt: Tu mal was für meinen Jungen!
Wie ist sein Verhältnis zum Partner Jerry Cotton?
Christian Ulmen: Er ist ein großer Fan. Auf der FBI-Akademie war Jerry Cotton ein Riesenvorbild. Plötzlich trifft er diesen Mann und darf zum ersten Mal mit ihm arbeiten. Da übermannen ihn die Gefühle und er will seinen Job so gut wie möglich machen.
Wie stellt man das Welpenhafte an Phil Decker am besten dar?
Christian Ulmen: Eine der häufigsten Regieanweisungen war: Mach’ ihn nicht zu gestört! Gerade neben Christian Tramitz, der ja wirklich ein perfekter Jerry Cotton ist, wirkt man sehr schnell grenzdebil, wenn man die Waffe falsch hält. Dennoch trägt Phil Decker seine Unzulänglichkeiten mit dem ihm eigenen Stolz. Er glaubt, dass er alles sehr gut macht.
Jerry Cotton wirkt neben diesem Kollegen umso cooler.
Christian Ulmen: Genau. Ich helfe Christian Tramitz, extrem cool rüberzukommen, indem ich so wahnsinnig uncool bin. Er kann froh sein, so einen Trottel wie mich an der Seite zu haben. (lacht)
Phil Decker ist ein Meister der Verkleidung. Haben Ihnen die vielen Maskeraden Spaß gemacht?
Christian Ulmen: Am besten hat mir die Szene gefallen, in der ich Wasilij spiele. Also nicht Phil Decker in der Verkleidung von Wasilij, sondern den leibhaftigen Wasilij. Das ist so ein herrlich grummelnder Typ. Ich hatte ein Musikvideo von Unkle vor Augen. Da geht ein Typ, der ein bisschen aussieht wie Wasilij, durch einen Tunnel und wird ständig von Autos überfahren. Er steht aber immer wieder auf. Solch einen alten Mann zu spielen, der Mühe hat, sich von seinem Stuhl zu erheben, fiel mir sehr leicht. Ich bin ja von Natur aus extrem unsportlich. Deshalb waren die Actionszenen für mich eine enorme Fleißarbeit.
Trotzdem brillieren Sie als tanzender Japaner Dick Diamond.
Christian Ulmen: Dieser Tanz war ebenfalls eine Fleißarbeit. Ich hatte extra einen Tanztrainer. Der arbeitet sonst mit Sarah Connor und für Hollywood-Filme. Eigentlich war der engagiert worden, damit er mit Mónica Cruz den Tanz in der Bar einstudiert. Dann kamen Cyrill Boss und Philipp Stennert aber leider auf die Idee, dass auch ich mit ihm eine Choreographie einstudieren soll.
War das peinlich für beide Seiten?
Christian Ulmen: Peinlich ist gar kein Ausdruck. Gleich beim ersten Treffen sagte mir diese Koryphäe: “Show me your moves!” Ich sagte nur: “I can’t dance.” Er war total überrascht und meinte: “Everybody can dance!” Dann hat er die Musik aufgedreht und ich bin ein bisschen rumgehüpft. Ich habe mich selten so geschämt wie in dieser Situation. Der Choreograph wird sich gedacht haben: “Gott, was für Trottel besetzen die hier beim Film!” Aber er hat halt Geld dafür bekommen und war verpflichtet, mir das Tanzen beizubringen.
Hilft eine gute Maske dabei, in eine Rolle rein zu finden?
Christian Ulmen: Ein bisschen, aber das geht nicht allein über die Maske. Man muss schon überlegen, wie man die Rolle anlegt und wie dieser Typ denkt. Irgendwann wird man sowieso eins mit der Maske. Erst wenn man auf die Straße geht und die Leute sich erschrecken, fällt einem wieder ein, dass man anders aussieht. Ich war in dieser Wasilij -Verkleidung mal in einer Sportkneipe, weil ich Fußball gucken wollte. Als ich nach dem Spielstand fragte, hat mir keiner eine Antwort gegeben. Ich hatte total vergessen, dass ich wie Wasilij aussah. Also ziemlich hässlich.
Haben Sie zur Vorbereitung auf Ihre Rolle die Jerry-Cotton-Romane gelesen oder die alten Filme gesehen?
Christian Ulmen: Nichts von beidem. Ich hatte Cyrill Boss und Philipp Stennert gefragt, ob ich das tun soll, aber sie haben mir abgeraten. Der Phil Decker, den ich spiele, ist ja eh anders als der aus den Romanen oder Filmen. Deshalb habe ich mich einfach nur vom Drehbuch inspirieren lassen.
Kannten Sie Jerry Cotton schon vorher?
Überhaupt nicht. Ehrlich gesagt, habe ich ihn anfangs mit diesem Astronauten Perry Rhodan verwechselt. Entsprechend verwundert war ich, als Christian Tramitz am ersten Drehtag nicht im Weltraumkostüm am Set stand. (lacht)
Wie erklären Sie sich Jerry Cottons frühen Erfolg in den 50er Jahren?
Christian Ulmen: Als die Romane damals in Deutschland aufkamen, sahen alle Männer aus wie Heinz Erhardt und mähten brav den Rasen vor ihrem Reihenhäuschen. Ist doch klar, dass man Amerika viel spannender fand und sich lieber Gangstergeschichten aus New York durchlas als Berichte über Kleinkriminalität in Castrop-Rauxel.
Wie könnte es mit Phil Decker weitergehen, wenn Jerry Cotton fortgesetzt wird?
Christian Ulmen: Ich denke, Phil Decker wird weiterhin der Nervkopp sein. Es darf keine fundamentalen Veränderungen im Leben der Hauptfiguren geben. Der Held darf vielleicht mal kurz heiraten, aber dann muss die Frau auch schnell wieder sterben. Insofern wird Phil Decker auch im zweiten Teil eher durch Glück und Zufall ein erfolgreicher Actionagent sein.
Mit Material von Constantin Film.
Jerry Cotton startet am 11. März 2010 in den deutschen Kinos.