Wie Tom Cruise und Christopher McQuarrie das Actionkino retteten

02.11.2018 - 18:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Tom Cruise in Jack ReacherParamount
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Die Zusammenarbeit von Tom Cruise und Christopher McQuarrie gehört zu den fruchtbarsten in Hollywood. Mit Mission: Impossible - Fallout krönen sie ihr gemeinsames Schaffen, das nur so vor kinematischer Energie sprüht.

Dieser Artikel erschien zum Start von Mission Impossible 6 im August 2018. Heute zeigt ProSieben ab 20:15 Uhr Jack Reacher, in dem Tom Cruise und Christopher McQuarrie schon erfolgreich kollaborierten.

Auf die Frage nach dem größten Filmstar Hollywoods gibt es aktuell nur zwei Antworten. Auf der einen Seite wäre da Dwayne Johnson, der sich nach einer erfolgreichen Karriere als Wrestler in den vergangenen 15 Jahren mit unerschütterlicher Sicherheit zur hypnotisierenden Leinwandpräsenz entwickelt hat. Ihm gegenüber auf der anderen Seite steht Tom Cruise, seines Zeichens seit knapp vier Dekaden im Kino aktiv und die letzte Hoffnung der Traumfabrik. Wo Chris Pratt und Robert Downey Jr. trotz beachtlicher Gagen in erster Linie von ihren Franchises abhängig sind, hat sich Tom Cruise eine Star Persona aufgebaut, die sich von einer Filmreihe kaum fassen lässt. Selbst wenn seine größten finanziellen Erfolge in jüngster Vergangenheit in Verbindung mit einer Marke stehen, so ist es immer noch Tom Cruise, der sich als Star über seinen Produktionen erhebt und in unerhörten Superlativen denkt, wie es sich kein anderer Schauspieler leisten kann.

Die unwahrscheinliche Begegnung von Tom Cruise und Christopher McQuarrie

Ausgerechnet dieser Star Tom Cruise, der sich stets in seiner eigenen (Film-)Welt zu bewegen scheint, hat sich in den letzten Jahren auf eine unerwartete Partnerschaft eingelassen, nämlich mit Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie. 2008 liegt der Grundstein dieser Zusammenarbeit verborgen, geradezu unerkannt, denn als Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat in die Kinos kam, lagen die Verbindungen noch anders: Gemeinsam mit Regisseur Bryan Singer hatte Christopher McQuarrie an Public Access und Die üblichen Verdächtigen gearbeitet. Als Script-Doktor war er außerdem an X-Men beteiligt. Das Stauffenberg-Biopic markierte somit die vierte Kollaboration eines eingespielten Teams, das danach nicht mehr zusammenkommen sollte. Denn zehn Jahre nach seinem Debüt wagte sich Christopher McQuarrie wieder auf den Regiestuhl und avancierte mit Jack Reacher zu einer der aufregendsten Stimmen des zeitgenössischen Actionfilms - an seiner Seite: Niemand Geringeres als Stauffenberg-Darsteller und Superstar Tom Cruise.

Christopher McQuarrie und Tom Cruise am Set von Jack Reacher

Obwohl sich Tom Cruise in seiner Erscheinung nur wenige Eigenschaften mit Lee Childs zugrundeliegender Romanfigur teilt, mauserte sich Jack Reacher gleich in mehrerlei Hinsicht zum Schlüsselfilm in der Karriere beider Beteiligten. McQuarrie findet einen interessanten Weg, um Cruise im Kontrast zu seinen vorherigen Action-Blockbustern zu positionieren. Nach Knight and Day und Mission: Impossible 4 - Phantom Protokoll bricht er den unbesiegbaren Superstar-Helden in Jack Reacher auf die rohesten Bestandteile herunter. Diesen Akt der Enthüllung lässt McQuarrie auch in seiner Inszenierung spürbar werden, wenn er spektakuläre Agenten-Action gegen die Nässe des Asphalts tauscht, die in Jack Reacher an die Stelle von unwirklichen Sonnenuntergängen tritt. Eine Verfolgungsjagd findet hier mit reduzierten Mitteln statt, voller Energie, Bewegung und Überraschung ist sie trotzdem, besonders dann, wenn die Titelfigur entgegen ihrer Privilegien eins mit der Umgebung wird und im Passanten-Wirrwar verschwindet, die dadurch ein Gesicht erhalten, obwohl sie für gewöhnlich nicht wahrgenommen werden.

Tom Cruise und Christopher McQuarrie begegnen sich auf gleicher Augenhöhe

Das Faszinierende ist: Beide Akteure begegnen sich auf Augenhöhe und profitieren von ihrer Zusammenarbeit, anstelle in einem Abhängigkeitsverhältnis über die Dominanz der Beziehung zu feilschen. Sie sind auf das Bündnis nicht angewiesen, erkennen aber, dass sie als Team Herausragendes erreichen und im Zuge dessen ebenso ihre Star- und Auteur-Ambitionen fördern können. Während Christopher McQuarrie weiterhin bei Edge of Tomorrow (yay!) und Die Mumie (nay!) als Drehbuchautor involviert war, entpuppte sich Mission: Impossible 5 - Rogue Nation als endgültiger Siegel der Partnerschaft mit Tom Cruise und weiterhin als entscheidender Wendepunkt einer Reihe, die sich lange Zeit gegen eine einheitliche Handschrift gewehrt hatte. Vier Regisseure hatten bis zu diesem Zeitpunkt vier verschiedene Mission: Impossible-Filme gedreht. Ein solcher Abwechslungsreichtum bietet durchaus seine Reize. Christopher McQuarrie und Tom Cruise wiederholte Kollaboration stellt trotzdem eine Bereicherung dar.

Christopher McQuarrie, Simon Pegg und Tom Cruise am Set von Rogue Nation

Nachdem sich der erste Kinoausflug der Kultserie Kobra, übernehmen Sie! unter der Regie von Brian De Palma ereignete, übernahm Action-Virtuose John Woo bei der Fortsetzung das Ruder, ehe J.J. Abrams mit dem dritten Teil das gleiche Kunststück vollbrachte, das er später bei Star Trek und Star Wars wiederholen sollte. Die Mission: Impossible-Reihe erfand sich mit jedem Teil ein bisschen neu und passte sich dem Zeitgeist des Blockbuster-Kinos an, bevor sich Brad Bird deutlicher als seine Vorgänger um den Erhalt einer Kontinuität bemühte. Auch Christopher McQuarrie war sich bei seinem Debüt der langen Tradition von Ethan Hunts unmöglichen Missionen bewusst und vermochte dennoch, verschiedene Einflüsse mit seiner unverwechselbar klaren, starken Stimme zu vereinen, von der er in Jack Reacher zusammen mit Tom Cruise eine erste Kostprobe gegeben hat. Das Verblüffendste dabei ist, dass Rogue Nation bei all dem Fokus auf Stil und Action Ethan Hunt als richtige Figur begreift.

Tom Cruise und Christopher McQuarrie schaffen ein Actionkino, das bleibt

Christopher McQuarrie wäre nicht Christopher McQuarrie, würde er sich in seiner Inszenierung nicht unfassbar für die Montage von Bewegung interessieren, am Schnitt feilen und in ungewohnten Blickwinkeln die rote Zündschnur verfolgen, die schlussendlich in Flammen aufgeht. In Rogue Nation lässt er sich aber ebenso auf die Mythologie der Reihe ein und begreift Ethan Hunt als komplexe Figur, die nach vier Filmen mit mal mehr, mal weniger bleibender Charakterentwicklung endlich zu ihrem wahren Kern gefunden zu hat - oder diesen zumindest mit einem waghalsigen Sprung ins kalte Wasser infrage stellt. So bleibt eine langjährig vertraute Rolle wie die von Ethan Hunt für Tom Cruise nicht nur körperlich fordernd, sondern befördert ihn ebenfalls als Schauspieler ins Rampenlicht, der Kinohelden schafft, die - wie auch sein in Mitleidenschaft gezogener Lt. Col. Bill Cage in Edge of Tomorrow - in Erinnerung bleiben. Denn Tom Cruise und Christopher McQuarrie drehen (Action-)Filme, die so viel Grip besitzen, dass es unmöglich ist, sie zu vergessen.

Wie gefallen euch die Filme von Tom Cruise und Christopher McQuarrie?

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