Zum 10. Todestag von Star Wars

21.08.2009 - 13:57 Uhr
20th Century Fox
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Vor 10 Jahren starb ein Traum und wurde ersetzt durch Midichlorianer und Pfannkuchenkinder. Wir blicken noch einmal zurück auf eine Zeit, als die Macht auf einmal nicht mehr mit uns war… und George Lucas sein Haus JarJar strich…

Vor 10 Jahren kam Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung in die Kinos. Vor 10 Jahren war die Spannung groß und die Erwartungen noch größer. Vor 10 Jahren starb ein Traum… Nicht langsam oder unter Schmerzen. Eher plötzlich, als würde man von einem CGI-gerenderten Fantasia-Nilpferd im Tutu erschlagen werden. Man sah es von Weitem kommen. Aber wer ahnt denn schon, dass so ein Traum auch implodieren kann?

Zur Einstimmung: Das Wort hat das Huhn – Star Wars Robot Chicken:

Dabei hätte ich vorgewarnt sein sollen. Nur kurze Zeit vorher stand der damals noch viel kleinere Kängufant in der Schlange vorm Kino, als Krieg der Sterne wiederaufgeführt wurde. Mittlerweile hieß es nicht mehr Krieg der Sterne und hatte auch nachträglich eine verwirrende Nummer bekommen, aber alles war schön poliert und rausgeputzt, neue Effekte, bessere Farben, saubereres Bild – eindrucksvoll. Und die geschnittenen Szenen, von denen ich bis dato immer nur gehört oder Fotos gesehen hatte, machten die kleinen Änderungen an den Originalen wett. Aber ich hätte vorgewarnt sein sollen!

Wer hätte denn ahnen können, dass George Lucas die alten Fassungen durch die neuen in einer merkwürdigen Anwandlung von Selbstkorrektur komplett ersetzen wollte? Steven Spielberg erlaubte wenigstens die Wahl, ob der Zuschauer aus unerfindlichen Gründen E.T. – Der Außerirdische kindgerechter sehen wollte, indem Waffen durch Funkgeräte ersetzt wurden.

Auch, dass immer noch Szenen fehlten, von denen ich wusste, dass sie existieren, ließ sich verschmerzen. Dieser Autor knabberte jeden Brotkrumen von Lucas’ Tisch, nicht ahnend, dass es nicht nur darauf ankam, Han Solos Weste reinzuwaschen… Erst als ich am Ende von Die Rückkehr der Jedi-Ritter das Ewok-Lied nicht mehr mitsingen konnte, begann mir mulmig zu werden…

Das Volk gegen Han Solo – wer schoss zuerst?

Aber egal, die Marketingmaschine lief und dieser Star Wars-Fan war angefixt. Vollkommen ignorant, dass Lucas mal eben die eigene Geschichte umschrieb und auf einmal behauptete, es seien von Anfang an immer nur 6 Teile geplant gewesen – und nicht die 9 deren Mittelstück die klassische Trilogie war, wie er 15 Jahre lang immer wieder lang und breit erklärt hatte. Egal, dass das angeblich seit Jahrzehnten stehende Konzept mal eben um drei Filme gekürzt wurde – immerhin waren drei Filme unterwegs. Dann kamen sie an…

Und brachten Midichlorianer mit! Ein mythisches, schön unerklärlich-märchenhaftes Element der Originale wurde mit einem einzigen Wort aufs Grausamste verwissenschaftlicht und gekillt. Gnadenlos. Auf einmal ergab ein Bluttest nicht nur, ob ein Jedi Zucker hat oder gedopt war, man konnte auch gleich seine potentielle Stärke in der Macht ablesen! Hier wurde nicht mehr gefühlt, ob die Macht stark ist in diesem da – hier wird ein Kind gepiekt und schon weisste bescheid, Schätzelein!

Ein Kind so niedlich und knuffelig, dass es einem schlecht wurde. Der Kängufant war gerade froh, dass die Cabbage Padge-Kids in den 90ern langsam ausstarben – und dann stand auf einmal diese knautschige Sonderedition mit Rennwagen-Zubehör vor mir.

Dabei war der Trailer so vielversprechend. Königin Amidala sprach vor dem Senat und ihre Stimme hallte bedeutungsschwanger durch den Saal. Und im Film? Ein Mädchen spricht, keiner hört zu – Auftritt verpufft, und wieder stundenlanges PR-Coaching umsonst. Prinzessin Leias Mutter sollte gefälligst mehr badass sein als das!

Obendrein wird sie auch noch behandelt wie die Barbie eines arbeitslosen Designstudenten auf Speed und muss in jeder Szene ein neues Outfit tragen. Versteht mich nicht falsch, die Kostüme waren spektakulär! Aber Leia konnte seinerzeit mit Handgepäck reisen und hatte trotzdem ein Kleid für jede Gelegenheit, von der Cocktailparty mit dem Großmuff bis zum Rendezvous in der Müllpresse. Leia musste nicht wie Alexis Colby für jede Szene durch den begehbaren Kleiderschrank gescheucht werden und war trotzdem cool.

Von dem Pfannkuchenkind mal abgesehen, ist die Besetzung im Grunde ziemlich gut. Natalie Portman macht das Beste aus ihrer Rolle. Ewan McGregor war als Obi-Wan ein würdiger Nachfolger für Alec Guinness, und sei es nur, weil er als charismatisches Neutrum endlich der Langweile Ausdruck gab, die Guiness seinerzeit bei seinen Dreharbeiten empfunden hat. Liam Neeson musste wenigstens nicht drei Filme lang ausharren und starb gegen Ende. Genau so wie der eigentlich vielversprechende Bösewicht Darth Maul. Wahrscheinlich war das Make-up einfach zu mühselig für drei Filme.

Halt, eine Fehlbesetzung gibt es doch noch. Dieser irgendwie beunruhigende Yoda: wir sehen, dass es Yoda sein soll – er ist grün, ist haarig und runzelig an den richtigen Stellen und ist immer noch der syntaktische Alptraum jeder Grundschullehrerin. Und trotzdem stimmt was nicht. Die Haare, die Hände, die Augen, alles ist haarscharf daneben. War es das wert, dass der Kleine demnächst laufen und kämpfen können sollte?

Von den Aufschreien der Political Correctness-Besessenen fange ich gar nicht erst an, das ließ mich damals ziemlich kalt. Jar Jar Binks nervte mehr, als dass er meine Gefühle verletzte. Für den zweiten Teil wurde seine Rolle dann ja auch zusammengestaucht. Und das Kind sollte auch verschwinden. Es konnte also alles nur besser werden. Ich hätte vorgewarnt sein sollen…

Da der Kängufant nicht der einzige ist, der rummault, hier der Trailer zur Doku The People vs. George Lucas

Schalten Sie auch zum nächsten Jubiläum wieder ein, wenn Sie Dr.Bob sagen hören: Komm auf die dunkle Seite, Anakin – Wir haben Kekse!

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