Götter, Hunde, Einzelgänger: God Man Dog

30.04.2009 - 08:45 Uhr
God Man Dog
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God Man Dog
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Regisseurin Singing Chen zeichnet ein facettenreiches Bild der Widersprüche ihres Landes.

In ihrem Episodenfilm God Man Dog verknüpft die taiwanesischen Regisseurin Singing Chen verschiedene Handlungsstränge, die sich um die Themen soziale Abgrenzung und religiöse Sinnsuche in der modernen Gesellschaft gruppieren. Da wäre einmal Yellow Bull (Jack Kao), der auf seiner ziellosen Fahrt mit einem Lastwagen voller Götterstatuen auf eine Gruppe von Außenseitern trifft, deren Lebenswege sich allmählich miteinander verbinden. Yellow Bull kümmert sich um weggeworfene Götterstatuen, hat aber kein Geld für die Reparatur seiner eigenen Beinprothese. Der alkoholkranke Biung (Ulau Ugan), der der taiwanesischen Urbevölkerung angehört, bringt hochwertige Pfirsiche von einem abgelegenen Dorf nach Taipeh und muss feststellen, dass er selbst nicht einmal so viel wert ist wie einer der Pfirsiche, die er ausliefert. Seine selbstbewusste Tochter Savi wird nach Taipeh geschickt, um dort Kickboxen zu trainieren. Dann gibt es Xian, einen flüchtigen Kleinkriminellen, der sein Geld bei Fresswettbewerben gewinnt. Desweiteren versucht die deprimierte Hausfrau Ching (Tarcy Su) nach dem Tod ihres Babys, ihre Ehe zu retten und es kommt es zu einem verhängnisvollen Autounfall durch einen streunenden Hund.

Die Filmemacherin Singing Chen drehte mit God Man Dog ihren zweiten abendfüllenden Spielfilm, nach ihrem Kino-Debüt mit Bundled von 2001. God Man Dog war bereits auf der Berlinale 2008 zu sehen und wurde von der Kritik für seine einfühlsamen Charakter-Portraits und die Arbeit des Kameramannes Sheng Ko-shang gelobt. Dabei ist der Film keineswegs so deprimierend, wie dies zuerst den Anschein hat und entwickelt sich im Laufe der Handlung zunehmend zu einer hoffnungsvollen Tragik-Komödie. Michael Kienzl von critic.de ist der Film eindeutig an Amores Perros von Alejandro González Iñárritu orientiert, wofür “neben dem Autounfall ist auch die Betonung einer höheren Gewalt, das extreme soziale Gefälle zwischen den Figuren und schließlich sogar der Einsatz streunender Hunde ein Indiz” ist. Für Liz Jung auf 3sat.online hat God Man Dog trotz vieler schwerer Themen und einiger Längen, “nichts niederdrückend Schweres: Es ist eine Mischung aus zurückhaltender Komik, die immer wieder aufblitzt, aus der Liebenswürdigkeit der Charaktere, den positiven Wendungen am Ende und schließlich dem uns Westlern immer ein wenig fremd bleibenden, doch faszinierenden Göttlichen in uns allen, das den Zuschauer erleichtert und berührt das Kino verlassen lässt.”

Dass es solche Filme an den Kinokassen schwer haben und nichts mit Popcorn-Action aus Hollywood zu tun haben, versteht sich von selbst. Wer jedoch an den Widersprüchen dieser fremden Kultur und ihrer Menschen zwischen Spiritualität und High-Tech-Moderne Interesse zeigt, kann sich von God Man Dog durchaus überraschen lassen. Ab heute ist der Film in den Kinos zu sehen.

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