Martin Scorsese und die Liebe zur Musik

17.11.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Martin Scorsese und Rolling Stones-Drummer Charlie Watts am Set von Shine a Light
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Martin Scorsese und Rolling Stones-Drummer Charlie Watts am Set von Shine a Light
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Martin Scorsese. Ein Name, den die meisten unweigerlich mit großen Titeln der Filmgeschichte wie Taxi Driver oder Casino assoziieren. Dabei hat der legendäre Regisseur auch einen Hang zur Musikdokumentation, was oft außer Acht gelassen wird.

Als ich aufgewachsen bin, schien immer Musik in der Luft zu liegen.

Dass Martin Scorsese Musik mehr als nur mag, wird in jedem einzelnen seiner Filme deutlich. Der Einsatz von Stücken wie Donovans ‘Atlantis’ in GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia oder dem Cavalleria Rusticana-Intermezzo in Wie ein wilder Stier gelten als legendär, und das sicherlich nicht zu Unrecht. Die 30.000 Dollar, die es gebraucht hat, um ‘Jumpin’ Jack Flash’ der Rolling Stones in Hexenkessel benutzen zu dürfen, zahlte der damals 31-Jährige aus eigener Tasche, weil das Produktionsstudio die Kosten nicht tragen wollte. Die Liste ließe sich beliebig lang weiterführen, das soll aber nicht Thema dieses Artikels sein. Anlässlich seines 70. Geburtstages rücken wir das Scheinwerferlicht für einen Moment auf die Filme, die Scorsese vollständig der Musik gewidmet hat und die seltsamerweise in seiner Filmographie immer etwas untergehen.

Es ist meine Liebe zur Musik, die niemals aufhört zu wachsen.

Mit The Band widmete Scorsese 1978 einer musikalischen Gruppierung erstmals einen ganzen Langfilm. Der Anlass war das als The Last Waltz betitelte letzte Konzert von der kanadisch-amerikanischen Rockgruppe The Band. Das Konzert war ein musikalisches Event der Superlative, auf dem sich etliche hochkarätige Gäste von Eric Clapton über Bob Dylan bis hin zu Ringo Starr und Muddy Waters die Ehre gaben. Martin Scorsese inszenierte eine Aufnahme des Events, veröffentlichte den Film anschließend und handelte sich prompt euphorischen Kritiken ein. Sein Werk wurde (und wird immer noch) häufig in Verbindung mit den besten Konzertfilmen aller Zeiten genannt. Scorsese selbst bezeichnet den Abend, an dem er auf dem Konzert sein, es filmen und letzten Endes an Millionen von Leuten weitergeben durfte, als ein prägendes Ereignis in seinem Leben.

Es geht direkt ins Herz, man spürt mit jeder Faser, was es heißt, Mensch zu sein. Das ist der Blues.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends beschloss Martin Scorsese einem seiner favorisierten Musikgenres nicht nur eine Doku, sondern gleich eine ganze Reihe zu widmen – dem Blues. Das Konzept, das er sich dabei überlegte sollte weder eine simple historische Abhandlung des Themas, noch eine One-Man-Show seinerseits sein. Er beschloss, sieben Episoden zu produzieren, jede von einem von ihm ausgewählten Regisseur, dessen Arbeit er schätzte und die einen persönlichen Bezug zum Blues haben. Er selbst inszenierte einen Teil (Feel Like Going Home), weitere Filme wurde zum Beispiel von Wim Wenders (The Soul of a Man) und Clint Eastwood (Piano Blues and Beyond) beigesteuert. Dabei ist in jeder Einstellung zu spüren, dass niemand vor hat, möglichst lehrreich die Geschichte des Blues wiederzugeben. Stattdessen ist die Blues-Reihe nichts weiter, als eine tiefe Verbeugung vor den Pionieren und Meistern dieser wunderbaren Musik, die selbst Fans zwischen den Veröffentlichungen von Gangs of New York und Aviator kaum aufgefallen ist.

Ich wünschte mir, ich könnte zwei Filme pro Jahr drehen. Aber das Problem ist, ich werde älter. Meine Zeit läuft davon. Einen Teil der Energie stecke ich gerade lieber in die Musikdokumentationen.

Seit der Jahrtausendwende scheint sich Scorsese noch mehr der Musik zugewendet zu haben. Denn nicht nur die Blues-Serie war ein Projekt von ihm. Mit Shine a Light und Bob Dylan – No Direction Home widmete er noch mehr Musikern eine Hommage; den Rolling Stones in Form eines Konzertvideos und Bob Dylan sogar eine Art Biographie, die sich zudem mit dem kulturellen Einfluss Dylans auseinandersetzte. Der Hang zu dieser anderen Kunstform wird wohl auch in Zukunft nicht so schnell abbrechen, mit Sinatra steht bereits ein neues musikalisches Projekt an. Auch wenn das Biopic von Frank Sinatra keine reine Dokumentation werden wird, können sich Freunde von Film und Musik sicherlich nicht nur auf dieses Werk, sondern auch auf weitere Beiträge von Scorsese in dem Bereich freuen. Wir tun es auf jeden Fall.

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