Irgendwie passt Tom Gerhardt in das aktuelle deutsche Kino nicht mehr rein : Seinen letzten Auftritt auf der Leinwand den er in der Hauptrolle absolvierte ging 2011 von statten. Die Buddy-Cop Komödie Die Superbullen zeigte Gerhardt zum dritten Mal in der Rolle des kölner Bierfreundes Tommie, der sich nun mit seinem Freund Mario (Hilmi Sözer) für eine Karriere als Politzist entschieden hat ("Nen Bullen, den kannst du aus keiner Kneipe rausschmeißen"). Nur verursachen die Beiden mehr Chaos als sie verhindern.
Gerhardts Humor bedient sich einer sehr typischen Formel : Er resultiert meist aus alltäglichen Situationen, die aber durch das kindliche und sich jeglicher Vernuft entbehrenden Verhalten der beiden Protagonisten eskalieren. Tommie und Mario sind Grenzgänger der Gesellschaft. Es wird auf sie herunter geblickt, sei es in Form eines entnervten Touristen in Ballermann 6 oder ihrer Polizeikollegen in Die Superbullen. Der Clou der Filme ist jedoch, das sie sich dieser Abwertung der beiden verweigert.
Gerhardts Filme nehmen ihre Protagonisten zwar nicht direkt ernst und scheuen nicht davor zurück, sie von der einen geschmacklosen Situation in die Nächste stolpern zu lassen, aber dennoch führt er sie nie vor. Sie sind nicht die Hauptlachnummer des Filmes. Die Witze gehen viel eher auf Kosten eben jener Spießbürger, die auf Tommie und Mario hinunterblicken und welche durch den puren Blödelhumor der beiden überwunden werden.
Am Ende der Filme steht eben keine Message, die von Tommie und Mario verlangt sich gefälligst anzupassen, sondern stadtessen ihre Kindlichkeit verteidigt.
Mehr Liebe zum hemmungslosen Blödsinn !
Das heutige Komödienkino besteht nahezu nur noch aus Familien-/Beziehungskomödien. Sei es Matthias Schweighöfer oder Til Schweiger die sich selbst als komplette Normalos inszenieren, die über irgendeine Charakterschwäche verfügen und diese im Verlauf des Filmes überwinden. Ihre Figuren stehen immer komplett im Leben. Zum Lachen sind hier eher die Anderen, die "Komischen", die, bei denen eben nicht alles perfekt funktioniert. Prominentes Beispiel dafür ist Fack ju Göhte, der nicht mal versucht zu verschleiern, Witze auf Kosten von Menschen zu machen, derern einziger Lebensinhalt nicht das totale Streben nach Erfolg ist. Bei Schweighöfer geschieht es hingegen meistens dargestellt in Form eines merkwürdigen Begleiters wie Milan Peschel, dem ich eine bessere Rollenauswahl wünsche, in seinem Schlussmacher.
Bei Schweiger und seinem Honig im Kopf nimmt es bedenkliche Züge an, wenn dieser Alzheimer als Familienunterhaltung missversteht.
Im heutigen Komödienkino in Deutschland scheint niemand mehr hemmungslosen Blödsinn zu brauchen. Der einzige, der damit heute noch irgendwie ankommt ist Otto Waalkes und selbst bei diesem ist es eher ein Resultat aus seinem langjährigen Personenkult.
Da stelle ich mir die Frage : Warum ?
Ist es wirklich erforderlich, am Ende eines Filmes eine sentimentale und moralinsaure Predigt zu hören, warum z.b. ein Mann oder eine Frau unbedingt in einer Partnerschaft leben muss ? Warum muss der Protagonist in Fack ju Göhte zum Schluss einer Wandlung unterliegen ? Es wird gepredigt das nur die wahre Liebe zählt und das Familie das Wichtigste auf der Welt ist. Warum nicht mal, im Stile von Gerhardt, einfach mal die Sau rauslassen und über Normen der Gesellschaft lachen, statt sie immer wieder zu bestätigen ?
In diesem Sinne hat das Kino des Tom Gerhardt etwas für mich errungen, was ich nie für möglich hielt : Es ist tatsächlich wichtig geworden.
In diesem Sinne, die weisen Worte : "Isch will kein Meer, isch will Bier ! Meer Bier !"