S'all good, man. Saul Goodman aka James Morgan McGill aka Slippin' Jimmy, der umtriebige Rechtsverdreher aus Breaking Bad, ist zurück. Netflix fordert euch ab Dienstag zum zweiten Mal auf: In legal Trouble? Better Call Saul. Wenn ihr die 1. Staffel des Spin-offs noch nicht gesehen habt, sagen wir euch hier, warum das unter keinen Umständen so bleiben sollte. Denn in Better Call Saul wird die Geschichte des glitschigen Rechtsbeistandes von Walter White erzählt. Und deshalb solltet ihr euch die tragikomische Serie nicht entgehen lassen.
1. Die Querverweise auf Breaking Bad
Better Call Saul erzählt eine eigenständige, auch ohne Vorwissen verständliche Geschichte, richtet sich aber doch recht deutlich an Breaking Bad-Fans. Wer die Mutter-Serie nicht kennt (der sollte das vor allem schnell nachholen), dem entgehen natürlich die ganzen witzigen Easter Eggs und klugen Querverweise. Better Call Saul rahmt das BB-Universum, sät behutsam Motivations-Samen, fühlt sich aber gleichsam zu so manchem Fan-Service bemüßigt. Wir lernen zum Beispiel die Frau kennen, der Saul weiszumachen versuchte, er sei Kevin Costner. In Spin-offs und Prequels müssen die Autoren sich innerhalb deutlich abgesteckter erzählerischer Grenzen bewegen. Das kann einschnürend wirken, die Reibung an klaren Leitplanken scheint hier auf die Erzähler aber vor allem stimulierend zu wirken.
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2. Der knurrige Handlanger mit dem Kartoffel-Kopf
Auch die Origin-Story des beliebten BB-Charakters Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) wird in Better Call Saul dargelegt. Die gerät manchmal ein wenig zäh. Trotzdem ist es schön, den kompetent-knurrigen Handlanger mit dem Kartoffel-Kopf wiederzusehen. Zu den tragischen Männern mittleren Alters gesellt sich Heißsporn Tuco, der unberechenbare Antagonist aus den ersten beiden Staffeln Breaking Bad. Gustavo Fring müsste hier ebenfalls früher oder später auftauchen, schließlich ist es Saul Goodman, der den Kontakt zwischen Walter White und dem Meth-König von New Mexico herstellt.
3. Bob Odenkirk kann eine Serie tragen
Wahrscheinlich eben nur als Anwalt Saul Goodman, aber immerhin. Es gibt Schauspieler, die scheinen nur für die eine Serien-Rolle geboren zu sein, wie zum Beispiel Lisa Kudrow für Phoebe aus Friends. Das gewiefte, charmante und gleichzeitig unschuldig gute Naturell des Saul Goodman bringt Bob Odenkirk zum Ausdruck mit allem, was er hat. Die Rolle war zu gut, um nach Breaking Bad schlicht wegzusterben. Dasselbe gilt für den Drehort Albuquerque. New Mexicos lässige Metropole des Nirgendwos ist viel zu cool, um nach nur einer Serie wieder im Treibsand zwischen den New Yorks und L.A.s der TV-Welt zu verschwinden.
4. Die unberechenbaren Sujets
Pharmazie, Elektrosensibilität, Anwaltskram - Die recherche-freudigen Macher Vince Gilligan, Peter Gould und Thomas Schnauz können ihre Charaktere über fast jedes Thema plausibel fachsimpeln, forschen und dampfplaudern lassen. In einer Folge bietet Saul Goodman einem Seniorenheim seine Rechtsberatung an, in einer anderen haut er Barbesucher übers Ohr oder stürzt sich ins Drogenmilieu. Die Sujets sind breit gesät, die Serie wirkt dabei aber keineswegs assoziativ, sondern in jeder Folge erfrischend, vital und originell. Genau das allerdings wird Better Call Saul vorgeworfen. Es würde ein roter Faden, die Spannung fehlen.
5. Aber die Erzähler wissen genau, was sie tun
Die langsame Geschichte trägt sich schlaff über die Bilder von Arthur Albert, die tote Wüsten und verlebte Wohnzimmer in einer Schönheit einfangen, dass einem Quentin Tarantino der Atem stocken dürfte. Und die Erzählung beugt sich dem Zen. Das Team um Vince Gilligan hatte fünf Staffeln Breaking Bad Zeit, seinen Stil zu verfeinern. Die Autoren beherrschen ihr Handwerk, balancieren auf ihrer ganz eigenen formalen Ebene. Ihre erzählerischen Motive brechen jetzt in einer bestechenden Klarheit hervor. „Ich werde ein ganz gefährliches Experiment beginnen. Ich werde für das Publikum schreiben, und ich werde so schreiben, dass alle verstehen, was ich meine“, sagte Marcel Reich-Ranicki einmal. Genau da ist Better Call Saul in seinen besten Episoden angelangt. Die, bei aller filmästhetischen Kunstfertigkeit, erzählerische Klarheit ist es, was Better Call Saul so bemerkenswert gut macht. Der Nachfolger ist nicht so spannend wie sein Vorgänger, dafür eleganter erzählt.
Einen Tag nach der morgigen US-Premiere ist die erste Episode der 2. Staffel auch bei Netflix Deutschland zu sehen. Für Binger: Diejenigen, die schon bei Staffel 2 sind, können vorerst nur eine Folge pro Woche sehen. Staffel 1 ist bei Netflix allerdings bereits in vollem Umfang verfügbar.
Konnten wir euch überzeugen? Fallen euch noch weitere Gründe ein, jetzt bei Better Call Saul einzusteigen?