David Fincher verfilmt Facebook?

24.06.2009 - 10:20 Uhr
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Aaron Sorkin hat ein Drehbuch geschrieben über die Geschichte des erfolgreichsten Social Network. Columbia Pictures versucht nun eifrig, David Fincher als Regisseur für das Projekt zu gewinnen – und scheitert hoffentlich.

Laut der Variety befindet sich David Fincher in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Columbia Pictures. “The Social Network” soll er realisieren. Der Film nach einem Drehbuch von Aaron Sorkin soll die Erfolgsgeschichte von Facebook erzählen, von der Gründung im Jahre 2004 auf dem Campus der Harvard University bis zur erfolgreichsten Social-Networking-Site, die Facebook heute mit über 200 Millionen Usern ist. Kevin Spacey und Michael De Luca werden den Film unter anderem produzieren.

Die Frage ist, was an der Geschichte von Facebook so unglaublich interessant sein soll, dass sie verfilmt werden muss. Die kuriosen Anfänge von Facebook als rechtlich höchst fragwürdiges Aussehens-Ranking geben vielleicht eine skurrile erste Viertelstunde her – aber danach muss die Geschichte doch recht mau werden. Natürlich könnte Aaron Sorkin einen schrulligen Mark Zuckerberg auf die Leinwand bringen, der aus Frust über ein Mädchen eine Seite erstellt, auf der Studenten zwischen zwei ihrer Kommilitonen den oder die Hübschere auswählen müssen. Natürlich ist es amüsant zu erfahren, dass der Gründer von Facebook von der Harvard-Leitung der Verletzung von Urheber- und Persönlichkeitsrechten bezichtigt und fast exmatrikuliert worden wäre – aber das gibt doch beileibe noch keinen Film her. Selbst wenn der Film sich im weiteren Verlauf der Datenschutz-Problematik widmet und die Big-Brother-Tendenzen eines Facebooks thematisiert, kann das doch nur ein furchtbar trockenes und äußerst unspaßiges Unterfangen werden.

Und das Kurioseste an der Sache ist doch, dass ein begnadeter Regisseur wie David Fincher sich für so einen Humbug hergeben will. Was findet der Regisseur von Fight Club, The Game und Sieben an der grauenvoll geradlinigen Erfolgsgeschichte einer Internetseite so interessant? Hat er irgendein Ass im Ärmel, weiß er etwas, das wir nicht wissen, das dieser staubtrockenen und öden Geschichte doch einen Hauch filmischer Verve entlocken könnte? Ich wage es zu bezweifeln und hoffe für meinen Teil, dass David Fincher die “fortgeschrittenen Gespräche” bald beendet und nichts unterschreibt, was seinem Namen und seiner Filmographie schaden könnte. Gut, Der seltsame Fall des Benjamin Button war jetzt kein zeitloses Meisterwerk, aber das ist doch noch lange kein Grund, um mit “The Social Network” künstlerischen Selbstmord zu begehen, oder?

Nachtrag: Wie wir eben auf /Film gelesen haben, ging da ein großes Missverständnis durch die Medien. Es handelt es sich bei der Facebook-Verfilmung um die Adaption eines Buches. “The Accidental Billionaires: The Founding of Facebook, a Tale of Sex, Money, Genius and Betrayal” heißt der noch nicht erschienene Roman von Ben Mezrich. Das erste Buch von Mezrich, Bringing Down The House, wurde mit 21 verfilmt – in dem Kevin Spacey mitspielte und auch produzierte. Da schließt sich der Kreis.

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