Doctor Strange 2 kann eine Revolution im MCU auslösen

07.02.2020 - 18:10 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Benedict Cumberbatch als Dr. StrangeDisney
10
0
Wenn Marvel tatsächlich Regie-Profi Sam Raimi für Doctor Strange 2: In The Multiverse of Madness ins Boot holt, würde erstmals ein ganz großer Regisseur einen MCU-Film inszenieren. Und das wäre wäre auf mehreren Ebenen eine bedeutsame Veränderung.

Scott Derrickson, seines Zeichens Regisseur von Doctor Strange, konnte sich bezüglich des Sequels nicht mit Marvel einigen und verließ daraufhin Doctor Strange 2: In the Multiverse of Madness. Pötzlich wird niemand Geringeres als Kult-Filmemacher Sam Raimi von Marvel bekniet, den nun vakanten Posten zu übernehmen. Das ist mehr als nur bemerkenswert - und könnte, falls der Deal zustande kommt, eine Revolution für die Marvel-Filme bedeuten.

Denn wenn Sam Raimi tatsächlich die Fortsetzung mit Marvels Dimensions-Magier Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) drehen sollte, dann wäre erstmals ein Filmemacher aus der A-Riege Hollywoods für einen MCU-Film verantwortlich.

Das bisherige MCU: Ein Sprungbrett für Star-Regisseure von Morgen

Bis dato wurden nämlich fast nur kleine, aber vielversprechende Regisseure in die Pflicht genommen, das wachsende Marvel Cinematic Universe mit Filmen zu versorgen: Jon Favreau war vor Iron Man zwar als Schauspieler bekannt, als Regisseur trotz seiner ordentlichen Erstwerke Zathura und Buddy - Der Weihnachtself aber bei kaum jemandem auf dem Schirm. Erst sein Marvel-Startschuss verhalf ihm zu Projekten wie The Jungle Book und Der König der Löwen.

Ähnlich verhält es sich mit den Regisseuren Ant-Man (Peyton Reed), Black Panther (Ryan Coogler), während für FIlme wie Iron Man 3 (Shane Black), Thor (Kenneth Branagh), Captain America: The First Avenger (Joe Johnston) und Der unglaubliche Hulk (Louis Leterrier) schon bekanntere Filmemacher engagiert wurden. In einer Liga mit Sam Raimi spielte vor seinem MCU-Debüt jedoch keiner von diesen.

Selbst Joss Whedon schrammt an Raimis Profil vorbei. Wenngleich der sich in Fan-Kreisen dank Buffy und Firefly schon einen Ruf als Regisseur fürs Besondere und Nerdige erarbeitet hatte, markiert Marvel's The Avengers sein Blockbuster-Debüt.

Das Marvel Cinematic Universe als Talentschmiede

So erschien das MCU, so einschüchternd groß es auch ist, stets auch als mutig und experimentell, weil man Jungtalenten eine enorme Verantwortung zusprach. Man denke da nur nur an Jon Watts, der vor Spider-Man: Homecoming nicht einmal ansatzweise in ein vergleichbares Projekt involviert war.

Natürlich ist diese Eigenart nicht selbstlos: Ein klarer Vorteil davon, Indie-Regisseure anzuheuern, besteht für Marvel nicht nur in den deutlich geringeren Kosten, sondern auch in der Tatsache, dass sie (bzw. Strippenzieher Kevin Feige) stets die kreative Kontrolle behalten.

Diese ungleiche Machtverteilung zwischen Konzern und Künstler, der eher als Erfüllungsgehilfe fungiert, könnte sich tatsächlich verändern, wenn Regisseure ins Spiel kommen, die aufgrund ihrer Reputation Mitspracherecht einfordern.

Sam Raimi: Der Vater der modernen Heldenfilme hinter Doctor Strange 2?

Jetzt soll niemand Geringeres als Sam Raimi dem Film Gestalt geben; der Regisseur, der bereits 1981 mit Tanz der Teufel einen Film drehte, der heute zu den größten Kultfilmen überhaupt zählt. Diesem folgten nicht nur zwei erfolgreiche Sequels und einige andere achtbare Streifen, sondern mit Darkman auch ein Film, der bereits im Jahr 1990 sämtliche Zutaten einer Comic-Verfilmung besaß - nur dass es kein Comic als Vorlage gab.

Und natürlich verantwortete er die legendäre Spider-Man-Trilogie, mit der Tobey McGuire als Fassadenkrabbler der Masse an Marvelfilmen erst den Weg ebnete. Wenn Sam Raimi nun tatsächlich den Regieposten für Doctor Strange 2 übernimmt, wäre das erst einmal eine große Überraschung und eine völlig neue Zutat im erprobten MCU-Rezept.

Die Zukunft des MCU: Regie-Meister am Steuer?

Sam Raimi ist seit Spider-Man 3 ein gebranntes Kind, was Superheldenstoffe anbelangt: Der Trilogie-Abschluss war zwar enorm ertragreich, ist bei Fans aber auch verschrien. Die qualitativen Mängel sollen auch daran gelegen haben, dass Raimi viele elementare Inhalte des Filmes nur zähneknirschend auf äußeren Druck hin integriert habe - und das heute bereut.

Da sich Marvel von Scott Derrickson offiziell aufgrund kreativer Differenzen trennten, irritiert dies besonders. Denn Sam Raimi ist nun wirklich nicht dafür bekannt, sich blind einer fremden Agenda anzupassen (u.a. deshalb kam es nie zu Spider-Man 4). Vielmehr ist seine Handschrift in all seinen Filmen erkennbar. Und nach dem Spider-Man 3-Debakel dürfte er da auch keine Eingeständnisse mehr machen wollen.

Sam Raimi nun ins Boot zu holen und ihm zu gewissen Teilen freie Hand zu lassen, dürfte Doctor Strange 2 stark beeinflussen - so könnte der Film zum Beispiel doch mehr Horrorfilm werden, als Kevin Feige kürzlich erst bekanntgab.

Falls dieses Wagnis Erfolg hat, öffnet das womöglich Tür und Tor für weitere Veteranen des Filmgeschäfts. Das wäre einerseits schade, weil das MCU dann keine spannende Perspektive mehr für Jungfilmer ist, andererseits könnte das die Filme aber auch davor retten, vollends der Formelhaftigkeit zu verfallen.

Veteranen gegen Franchise-Ermüdung bei Marvel

Denn der häufigste Vorwurf, den sich die MCU-Streifen gefallen lassen müssen, ist die zunehmende Einheitlichkeit. Profilierte Regisseure mit so geübten wie einzigartigen Handschriften, die mit einem großen Anteil eigener Visionen das Marvel-Universum bereichern, könnten einer solchen Versteifung vorbeugen.

Womöglich wirken die kommenden Marvel-Filme dann ja wieder so frisch wie die ersten und fangen noch stärker an, sich durch eine erhöhte Diversität voneinander zu unterscheiden. In den Augen von nicht wenigen Kritikern wäre das die optimale Perspektive.

Würdet ihr es begrüßen, wenn Marvel alteingesessene Regisseure einsetzen und die Kontrolle dafür ein wenig abgeben würde - oder wäre das große Ganze dann in Gefahr?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News