Alle Damen, die ich hier gleich aufzählen und dessen Aufgabe ich näher erläutern werde, haben eine spezielle Sache gemeinsam: Sie verkörpern als eine ihrer Filmfiguren eine Eigenschaft, welche für mich als eine Hilfestellung in ausweglosen Situationen dient. Sehe ich in ihr Antlitz, so springt der Funke erneut über und rettet mich somit aus einer dunklen Ecke meines Bewusstseins. Als jemand, der rothaarige Menschen als schön ansieht, habe ich wohl diese Figuren ausgewählt, da sie mir besser im Gedächtnis bleiben und so in Notsituationen schneller abrufbarer sind. Kurz gesagt, sind sie nicht nur eine seelische Stütze, sondern allesamt Musen für mich.
Schönheit - Mrs. O'Brien
Helft einander. Liebt einander, jeden, alles, jedes Blatt, jeden Lichtstrahl. Vergebt.
The Tree of Life ist die Geschichte einer Mittelschicht-Familie, wie sie trostloser kaum sein könnte. Die Bilder sind auf großartige Weise bedrückend und erzeugen ein mulmiges Gefühl im Bauch, allerdings erschaffen sie auch Hoffnung. Vermutlich sind sie es deshalb, weil sie die bürgerliche Kälte nicht einfach nur zeigen, sondern weil die Bilder selbst traumatisierend auf den Zuschauer wirken. Dies in einer ästhetisch gewaltsamen, seltsam stillen Art und Weise.
Die Kameraführung und die prachtvollen, Bildaufnahmen in Zeitlupe brachten mich zum Nachdenken und riefen mir in Erinnerung, dass die Schönheit, mag sie auch manchmal grausam sein, überall zu finden ist. Gleichzeitig lehrte der Film mich auch auf meine eigene Schönheit zu achten, denn nur wir selbst können sie entfachen, damit auch andere sie erkennen können.
Mein Selbstbewusstsein wird durch Jessica Chastains Figur gestärkt. Nicht weil sie in diesem Film eine solche Frau darstellt, sondern weil sie dies für mich verkörpert. Sie spornt mich an die Art von Selbstbewusstsein zu besitzen, die notwenig ist, um sich selbst als schön zu empfinden und mir damit das Leben zu erleichtern.
Leidenschaft - Julie Powell
Eine der zwei Handlungen in Julie & Julia ist die Geschichte von Julie Powell (Amy Adams), die gerade mit ihrem Mann nach Queens gezogen ist und das Gefühl hat, in ihrem Leben noch nichts erreicht zu haben. Ihre Bestrebungen Schriftstellerin zu werden haben keine Früchte getragen. Da sie sich selbst vorwirft nichts zu Ende zu bringen, widmet sie sich der immensen Aufgabe, 524 Rezepte ihres großen Idols Julia Child innerhalb eines Jahres nach zu kochen. Gleichzeitig startet sie einen Blog, in dem sie täglich über ihre Erfahrungen mit dem Kochen resümiert.
Amy Adams herzliche Figur erweckte mit Leichtigkeit meine Begeisterung fürs Kochen zum Leben. Kochen wurde für mich eine neue Methode mich auszudrücken und abzuschalten.
Doch wann nimmt man sich die Zeit sich ins Leben zu rufen, dass es Spaß machen kann Neues mit den von Gott gegebenen Sinnen zu Entdecken und dabei ein Hochgefühl zu erleben?
Immer wenn mein Kochgeist verschwindet, sehe ich mir diesen Film an und hauche somit dem experimentellen Koch in mir neues Leben ein.
Julie als Figur hat mir gezeigt, dass man eine persönliche Leidenschaft nicht in der Routine des Alltag untergehen lassen, sondern für sie kämpfen sollte, denn was macht uns lebendiger als einer Leidenschaft mit Freude nachzugehen?
Stärke - Queen Elizabeth I.
Cate Blanchett verkörpert die jungfräuliche Herrscherin Englands, die für mich die Eigenschaft Stärke repräsentiert. In dem opulenten Historiendrama Elizabeth und geht es primär um die Frage, auf was jemand zu verzichten bereit ist, um sein Ziel zu erreichen. In einem harten Emanzipationsprozess wird Elizabeth klar, dass sie sich entscheiden muss zwischen ihren Gefühlen und persönlichen Neigungen auf der einen und der Macht auf der anderen Seite. Bewusst verzichtet sie auf ihr persönliches Glück und wird zu einer Herrscherin, die nur die notwendigen menschlichen Bedürfnisse befriedigt. Ihre Geschichte wird in Elizabeth - Das goldene Königreich fortgesetzt.
Wenn der Sturm losbricht, handelt jeder Mensch entsprechend seiner Natur. Manche verstummen vor Schrecken, manche eilen davon, manche verbergen sich, und manche, breiten einem Adler gleich die Flügel aus und lassen sich vom Wind empor tragen.
Die Figur der Elizabeth I ist für mich eine figürliche Erinnerung, wenn ich in Krisensituationen neige an mir zu zweifeln. Allerdings lernt man, dass Krisensituationen uns immer stärken, auch wenn man Schwäche zeigt. Dennoch scheint manchmal der Ausweg aus der Dunkelheit unausweichlich, weshalb sie für mich eine Komponente des Wiederaufstehens verkörpert.
Zeitlose Liebe - Rose Dewitt Bukater
Durch Titanic verliebte ich mich das erste Mal.
So mancher wird jetzt denken, dass ich von Leonardo DiCaprio spreche. Die Wahrheit ist, er hatte mich nie in seinen Fängen. Es war die Kunstrichtung der damaligen Zeit, die mich verzauberte, - der Jugendstil.
Als ich das erste Mal Titanic sah, konnte ich meinen Blick von den meist in Glas gehaltenen Zierelementen der Architektur und der einfachen Eleganz der Mode kaum abwenden. Ich war schlichtweg beeindruckt.
Im Grunde ist es also nicht Kate Winslet zu verdanken, dass ich den Jugendstil früher als erwartet erblickte, allerdings hatte sie die Aufgabe das Gesicht der Erinnerung zu verkörpern. So konnte ich das Erlebte leichter abrufen, als ich die Acrylmalerei für mich entdeckte.
Bis heute ist der Jugendstil einer der Hauptkunstrichtungen, die mich in meinem künstlerischen Schaffen beeinflussen.
Nun kennt ihr sie, meine Filmmusen. Diese vier Figuren helfen mir nicht nur einen Ausweg aus einer schwierigen Situation zu finden, sondern sind gleichzeitig eine Inspiration, wenn ich einer künstlerischen Tätigkeit nachgehe. Sie alle helfen mir meine Gedanken zu fokussieren und erinnern mich daran, dass das Leben ein stetiger Lernprozess ist, den es neben den aufkommenden Schwierigkeiten zu meistern gilt. Hilfestellungen sind dabei ja Gott sei Dank erlaubt.
Hat eine Filmfigur euer Leben beeinflusst?