Immer und immer wieder Taxi Driver

05.08.2017 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
I think I know what you mean, Travis...Sony Pictures/moviepilot
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Wart ihr schon mal besessen von einem Film? Gibt es einen Film, der euch nicht loslässt, den ihr immer und immer wieder sehen könntet, immer wieder und wieder seht? Den ihr vielleicht sogar auf eure ganz eigene Art seht? Nein? Dann ist dies vielleicht der Kommentar, der euch mehr sehen lässt.

Ihr findet, die Meinung der Community ist das Wichtigste auf moviepilot? Wir auch, und deswegen steht hier jeden Samstag ein Kommentar, der von euch aus einer verwirrenden Vielzahl beeindruckender, lustiger, ehrlicher, merkwürdiger, berührender, nachdenklich machender Kommentare auf moviepilot ausgewählt und nominiert wurde. Von wo und wann der stammen muss, um hier die Krone aufgesetzt zu bekommen? Vollkommen egal! Das einzig Wichtige ist, dass ihr uns Bescheid sagt und ihn nominiert!

Der Kommentar der Woche
Ab und zu ist ein Film so umwerfend, dass man ihn immer wieder sehen kann, und trotzdem nie genug bekommt. Der einen jedes Mal aufs Neue fesselt, den Atem raubt, erschöpft zurücklässt, und der doch jedes einzelne Mal wert ist. Ein Film, zu dem man mehr als nur einen persönlichen und ultimativ großartigen Kommentar schreiben könnte, schreiben möchte, mitunter sogar schreibt. So ein Film ist Taxi Driver. Und so ein Kommentar ist unser Kommentar der Woche von Nonkonformist!

Ich weiß nicht, wieso das so ist. Doch es gibt sie irgendwie, diese Filme, die ich, aus irgendeinem, mir selbst nicht ganz erklärbaren Grund, regelmäßig an einem bestimmten Zeitpunkt in der Woche sehen möchte. Es gab so eine Zeit, in der ich jeden Sonntag mittag unbändige Lust hatte Peter Bogdanovichs Last Picture Show zu sehen, immer und immer wieder. Ich sah den Film in sechs Wochen fünf Mal, immer sonntags, immer irgendwann zwischen 11 und 16 Uhr, fast wie eine Pflicht, die aber nie eine war. Das selbe Phänomen habe ich erlebt mit Chinatown, sonntags abends oder samstags mit Woody Allens Manhattan. Bin ich einfach ein Gewohnheitsmensch, so verliebt in manche Filme, dass ich sie immer wieder sehen mag oder nur jemand, der irgendeine Stimmung, die ich beim Sehen eines Filmes hatte, wieder zurückholen möchte?

Jetzt, jetzt flackert Taxi Driver auf meinem Bildschirm. Sonntags abends, wenn andere Tatort schauen, sitze ich hier und gucke Taxi Driver zum jetzt auch schon dritten Mal in weniger als zwei Monaten. Ich kenne den Film, auswendiger als nahezu alles, aber die Stimmung, der Dreck, dieser unfassbar minimalistische Soundtrack, der Regen in den Rinnen einer Stadt am Abgrund. Mein vierter Film heute, der mich so langsam fragen lässt, ob ich nicht auch längst so bin? Auch so verloren und einsam? Vielleicht wird es Zeit auch endlich die Kiste in die Ecke zu treten und aufzustehen, vielleicht wurden längst auch zu viele Schindluder getrieben. Doch ich kann ja nicht, es ist ja Sonntagabend, es läuft ja Taxi Driver, der spannendste Ich-habe-ihn-schon-100-Mal-gesehen-und-finde-ihn-immer-noch-faszinierend-Film. Oder der einzige Hollywoodfilm, den ich abgöttisch liebe. Ich weiß nicht. Schon paradox, was ich so für Macken habe. Da rede ich darüber, dass ich manche Filme (sehr) regelmäßig sehe, und irgendwie ja auch darüber, dass ich (was im Grunde für alle Filme, die ich mag, gilt) sie gerne mehr als nur einmal sehe, doch lasse ich dabei eigentlich das Verblüffendste außen vor:

Ich sehe Taxi Driver in schwarz-weiß. Deshalb, weil ich schwarz-weiß liebe, wirklich liebe, so sehr, dass ich mir bei fast jedem Film wünsche, dass es diese Farbe im Film nicht gäbe. Klar, Chungking Express ohne Farbe wäre nur ein halb so schöner Lieblingsfilm, und auch sonst gibt es sicher viele Filme, bei denen die Farbe etwas Essentielles ist, etwas, das nicht nur einfach da ist. Bei Taxi Driver aber ist sie nicht mehr da. Ich habe sie herausgenommen, meinem Fernseher die bunte Welt abgedreht und dem Film das verliehen, was ihm für mich bis zur Perfektion immer noch fehlte. Es gibt sie einfach, diese Filme, die in Farbe gedreht wurden, obwohl sie ohne noch gleich um ein Vielfaches authentischer und greifbarer sind. Fantastisch sogar, wie ganz nebenbei Licht und Schatten hier passen, jeder Regentropfen noch lebhafter durch den eigenen Fernseher zu kommen scheint. Taxi Driver in schwarz und weiß, immer und immer wieder, immer sonntags, immer abends. Nonkonform irgendwie, doch vor allem ist es eines: gut. So unfassbar gut.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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