Meine Hassliebe zu Jugendbuch-Verfilmungen

15.10.2014 - 09:30 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Zum Weglaufen? - Maze Runner
20th Century Fox
Zum Weglaufen? - Maze Runner
21
5
Mit Maze Runner steht bereits das nächste Jugendbuch-Franchise in den Startlöchern, welches versucht an den Erfolg der Die Tribute von Panem-Reihe anzuknüpfen. Ich konnte den Film bereits sehen und hatte eine Menge Spaß damit - doch wie kann das sein?

Als vor zwei Jahren der erste Teil der Die Tribute von Panem-Sage in den Kinos anlief, hätten wohl selbst die Macher nicht mit dem darauffolgenden Hype gerechnet. Die Verkaufszahlen des Buches stiegen in astronomische Höhen, Jennifer Lawrence wurde endgültig zum absoluten Weltstar und die Kinokasse klingelte lauter als der Spendenbeutel in einer gut gefüllten Kirche. Während sich die Führungsetage von Lionsgate sicher mit edlem Moët eindeckte und die Rechnung fürs Heizöl durch heftiges Händereiben auf ein Allzeittief drückte, suchten die großen Bosse der anderen Studios bereits eifrig nach einer Möglichkeit, etwas vom saftigen Braten ab zu bekommen. Hip musste es sein, ein Bestseller, wenn möglich, und es sollte irgendetwas mit Jugendlichen in einer düsteren Zukunft zu tun haben. Einzigartigkeit? Unwichtig, hauptsache kompatibel mit der grauen Masse. Ein einfaches Rezept, nach dem derzeit viele Filmschaffende kochen, und ich müsste glatt lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich damit nicht meinen Spaß hätte.

Bevor ihr nun die Augen verdreht, die Maus fest packt und diese vermeintliche Ketzerei mit einem Klick aus euren Gedanken verbannt, hört mich an und gebt mir eine Chance, mich wenigstens zu verteidigen. Dabei kann ich nicht mit einer ausgefuchsten Strategie wie Ryan Gosling in Das perfekte Verbrechen aufwarten, noch Maße ich mir an, die rhetorischen Fähigkeiten eines sich zum hohen Tier faselnden Kevin Spacey zu haben, dennoch versuche ich mein Bestes, die seltsamen Gefühle in mir in passende Worte zufassen. 

Auch ein Blick auf die zahlreichen Kommentare hier auf moviepilot hilft mir nicht wirklich weiter. So kritisiert der User mogerdo die emotionslose Herangehensweise an die ernste Thematik der Hunger-Games und auch RoosterCogburn zeigt sich alles andere als begeistert über die einfältige Dramaturgie und langweilige Umsetzung von Maze Runner. Dabei haben diese Filme meiner Meinung nach dennoch starke Momente.

Die perfekte Illusion

Schon seit geraumer Zeit denke ich wirklich angestrengt darüber nach, welches unschlagbare Argument ich nun gewieft anführen soll, um euch auf meine Seite zu ziehen. Dabei bemerke ich erst durch den pochenden Schmerz im eifrig pulsierenden Hirn, dass es nicht die schludrig niedergeschriebenen Stichworte sind, die mir die Lösung aufzeigen. Es ist das menschliche Wesen an sich, welches mir die passende Antwort auf die Frage liefert: Wir sind (fast) alle faule Gewohnheitstiere. Dabei möchten wir aber auch nicht unterfordert werden, wir lieben die Herausforderung und das Gefühl des überlegenen Verstandes, wenn wir ein Rätsel schon vor allen anderen lösen können. Gerade Jugendbuch-Verfilmungen schaffen es häufig, eine perfekt ausbalancierte Illusion zu schaffen, die uns zwar nicht überfordert, aber es uns auch nicht zu leicht macht, die Situation sofort zu durchschauen. Dabei haben derlei Filme auch immer etwas trügerisch Bekanntes, welches einen schnell einlädt, Platz zu nehmen und der eigentlich flachen Geschichte zu folgen. Es ist, als wäre ich zu Gast in meinem liebsten Restaurant. Ich kenne die herzlichen Inhaber, die üblichen Gepflogenheiten und die heimische Atmosphäre, weshalb ich mich völlig zwanglos und mit voller Aufmerksamkeit dem lecker angerichteten Essen widmen kann. Hier schmeckt die Spezialität des Hauses immer wieder.

Düsteres Szenario als fieses Lockmittel

Dabei gebe ich gerne zu, dass ich unter normalen Umständen wohl niemals eine der repetitiven Young-Adult-Adaptionen gesehen hätte, wäre da nicht die oft interessante Prämisse. Ich kann euch nicht sagen, warum, aber irgendwie packen mich zerstörerische Dystopien und schreckliche Untergangsszenarien immer. Vielleicht liegt es an der zerstörerischen Natur des Menschen, an dem versteckten Misanthropen in mir oder vielleicht gehöre ich einfach zu den sympathischen Personen, die die Welt einfach nur brennen sehen wollen. Ich weiß es nicht. Leider gibt es Genre-Perlen wie The Road oder Melancholia nicht gerade wie den berühmten Sand am Meer, weshalb ich selbst für derartig entschärfte Light-Versionen wie Die Tribute von Panem, Divergent oder eben Maze Runner dankbar bin. Visuell ansprechend und mit einem passablen Cast entführen mich die Filme gekonnt in eine düstere Welt, in der Ungerechtigkeit und unverhältnismäßig rohe Gewalt durch eine fiese Obrigkeit den Takt angeben. Kann ein Film damit aufwarten, verzeih ich ihm auch den ein oder anderen kleinen Fehler, wenn ich dafür am Ende mit einem Lächeln aus dem mir vertrauten Kinosaal schreite.

Dabei ist mir zu jeder Zeit bewusst, dass diese Filme lediglich an der Oberfläche fischen, beinahe kaum Tiefgang bieten und auch die Charaktere häufig eindimensional bleiben. Trotzdem oder gerade deshalb freue ich mich immer wieder auf eine solide Umsetzung eines solchen Romans und zücke dafür auch gerne mal das Portemonnaie an der Kinokasse, um diese stolz erklingen zu lassen.

Habt ihr auch ein filmisches Guilty Pleasure?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News