Die Serienschöpfer Dan Harmon und Justin Roiland haben meiner Meinung nach mit Rick and Morty eine der besten Animationsserien der letzten Jahre kreiert. Sie schaffen es, uns Zuschauern eine witzige, mitunter derbe und intelligente Unterhaltung zu präsentieren. Im Fokus stehen Rick und Morty, ein Opa-Enkelsohn-Gespann, das durch unterschiedliche Dimensionen reist. Neben Roiland selbst sind außerdem Sarah Chalke, Spencer Grammer und Chris Parnell zu hören. Über Parnell freue ich mich besonders, da ich ihn als Schauspieler (Dr. Spaceman in 30 Rock) und als Synchronsprecher (Cyril in Archer) absolut sehens- und hörenswert finde. Daneben sind außerdem Gastsprecher wie John Oliver (Last Week Tonight with John Oliver), Patton Oswalt (King of Queens), David Cross (Arrested Development) oder Jemaine Clement (Flight of the Conchords) zu hören.
Oben im Player könnt ihr euch das Intro von Rick and Morty ansehen sowie das Intro der Simpsons, in welchem Rick und Morty einen mordslustigen Gastauftritt hinlegen und ihr einen kleinen Vorgeschmack vom Humor der Serie bekommt. Heute startet zudem die 2. Staffel auf dem Pay-TV-Sender TNT Serie.
Alkoholismus, Abenteuer & abgefahrene Dimensionen
Rick Sanchez (gesprochen von Justin Roiland) ist ein genialer Wissenschaftler, jedoch oftmals kein sehr angenehmer Geselle: Er ist egoistisch, nihilistisch veranlagt, trinkt viel zu viel Alkohol und hat nicht viel für andere Menschen und Kreaturen übrig, auch Morty gegenüber ist er oft ziemlich schroff. Doch man bemerkt immer wieder vereinzelt auch eine fürsorgliche Seite an Rick. Sein Enkel Morty Smith (ebenfalls Roiland) dagegen ist großherzig, empfindsam, manchmal recht naiv und idealistisch und generell ganz anders als sein versoffener Großvater. Gemeinsam erleben die zwei ein gefährliches und verrücktes Abenteuer nach dem nächsten, während sie durch die unterschiedlichsten Dimensionenswelten reisen. Rick und Morty geben ein sehenswertes Duo ab, das sich zwischen den Extremen von Egoismus und Altruismus, Nihilismus und Idealismus bewegt.
Dieses Ausgangsszenario bietet bereits großes Erzählpotenzial: Harmon und Roiland können sich in den unendlich vielen Dimensionen kreativ so richtig austoben. Es gibt zum Beispiel ein Universum in einem Universum in einem Universum. Und eins, in dem Maiskolben die dominierende Rasse sind. In einem anderen sind es Hamster, die in den Hintern von Menschen leben. Ja, richtig gelesen.
Falls euch das Duo Rick und Marty, äh, Morty, irgendwie bekannt vorkommt, dann wahrscheinlich, weil ihr die durchaus beabsichtigte Ähnlichkeit zu diesem Gespann hier erkannt habt:
Es finden sich noch viele weitere popkulturelle Anspielungen auf Schauspieler, Serien, Filme wie Inception oder generell die Film- und Fernsehindustrie in
Rick and Morty. Die Serie beschäftigt sich auch sehr reflektiert mit den vielen Ansprüchen, die an Fernsehserien aus allen Richtungen gestellt werden. Da fließen wahrscheinlich vor allem Harmons Erfahrungen mit ein. Rick durchbricht auch des Öfteren die vierte Wand. Ihr müsst übrigens unbedingt jede Folge bis ganz zum Ende schauen, denn es gibt immer eine witzige Abspannszene.
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Geliebte Familie & geniale Erfindungen
Rick und Mortys Beziehung beginnt, als der Wissenschaftler bei seiner Tochter Beth (Chalke) einzieht. Seitdem hält er Morty regelmäßig vom Schulunterricht ab und führt so manche Katastrophe biblischen Ausmaßes herbei. Schnell wird klar, dass Mortys Familie generell so einige Probleme hat, vor allem die Ehe zwischen Beth und Jerry (Parnell), Mortys Vater, ist alles andere als eitel Sonnenschein. Auch Ricks Alkoholproblem lässt kein glückliches Gemüt erahnen. Mortys ältere Schwester Summer (Grammer) gewinnt im Laufe der Serie auch immer mehr an Bedeutung und begleitet Rick und Morty sogar bei dem ein oder anderen Abenteuer. Die familiären Bande sind wichtige und spannende Handlungskatalysatoren in Rick and Morty. Ein Familienmitglied verabschiedet sich allerdings bereits in Folge 2 von den Smiths: Familienhund Snuffles wird durch eine Erfindung von Rick hochintelligent und versucht, die Welt der Menschen in eine Welt der Hunde zu verwandeln. Ich glaube, spätestens ab dieser Szene war ich Rick and Morty-Fan.
Rick stellt noch so manch andere beeindruckende Maschine her. Eine meiner liebsten Erfindungen ist die "Meeseeks-Box", die per Knopfdruck die Meeseeks hervorbringt. Ihr Job ist es, den Menschen bei der Erledigung ihrer Aufgaben zu helfen - danach verpuffen sie einfach. An Jerrys Aufgabe verzweifeln die Helferlein allerdings und drehen komplett durch. Typisch Jerry! Jerry sorgt mit seiner trotteligen Art und als Familien-Außenseiter oft für sehr witzige Situationen. Es gibt sogar eine eigene "Jerry-Tagesstätte", in der Rick und Morty Jerry abgeben, falls er sich irgendwie in ihre Dimensions-Abenteuer einmischen sollte. Die Folge mit Jerry und den Meeseeks gefällt mir besonders gut - hier ein kleiner Ausschnitt:
Zwischen zotigen Gags & existenziellen Fragen
Die Gags in Rick and Morty sind teils derbe, stets klug konstruiert und überschreiten sehr oft die sogenannten Grenzen des guten Geschmacks. Rick and Morty reiht sich damit perfekt ein zwischen The Sarah Silverman Program und Community, in denen Harmon bereits die Vielfältigkeit und Treffsicherheit seines Humors unter Beweis stellen konnte.
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Doch Rick and Morty besteht nicht nur aus genialen Gags und aufregenden Abenteuern. Die Serie präsentiert uns Zuschauern auch ein existenzielles Dilemma nach dem nächsten, wenn Rick und Morty zum Beispiel auf die vielen anderen Ricks und Mortys mit ihren teils tragischen Schicksalen in den unzähligen anderen alternativen Parallelwelten eingeht oder so manche verheerende Katastrophe und moralische Zwickmühle präsentiert.
Auch Ricks Alkoholismus dürfte nicht von ungefähr kommen, so steht Dan Harmon offen zu seinem übermäßigen Alkoholkonsum, den er auch in seinem Podcast Harmontown diskutierte. In der Vergangenheit geriet er mehrfach wegen seines davon beeinträchtigten Arbeitsverhaltens und seiner emotionalen und psychischen Verfassung mit Kollegen aneinander. Auch die schwierige Phase bei der Arbeit zu Community fließt in Rick and Morty mit ein: In der Folge Auto Erotic Assimilation finden sich sehr deutliche Anspielungen, zum Beispiel in Ricks alter Liebe "Unity", die er zufällig wiedertrifft und einer Fernsehshow, auf die man einen kurzen Blick erhaschen kann. Hier wird auch die Kritik am Seriengeschäft und dem Druck, den Harmon zu spüren schien, sehr deutlich:
Die erste Folge von Rick and Morty wurde im Dezember 2013 im Programm von Adult Swim veröffentlicht. Eine 3. Staffel wurde bereits bestätigt. In Deutschland läuft Rick and Morty im Pay-TV auf TNT Serie, wo auch heute die 2. Staffel startet. Ihr könnt euch aber auch einige Episoden online auf der Homepage von Adult Swim ansehen.
Rick and Morty ist für mich eine absolut gelungene Mischung aus Komödie und Drama. Die Serie opfert nie die Tiefen der vielfältigen Themen für billige oder oberflächliche Gags oder gleitet in einen moralinsauren Ethos ab, sondern tänzelt gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik, Sinn und Bedeutungslosigkeit. Dan Harmon und Justin Roiland schaffen es, Irrsinn und Witz, menschliche Verzweiflung und aufregende Abenteuer zu einem verrückten und klugen Ritt durch die abgefahrensten Dimensionen zu verwandeln. Ich kann euch Rick and Morty also sehr ans Herz legen.
Habt ihr Rick and Morty schon gesehen?