Shame enthüllt mehr als nur nacktes Fleisch

05.09.2011 - 10:10 Uhr
Carey Mulligan in Shame
See-Saw Films
Carey Mulligan in Shame
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Nach Eine Dunkle Begierde lief jetzt der zweite Michael Fassbender-Film in Venedig. Shame, ein Drama von Steve McQueen, vereint ihn mit Kollegin Carey Mulligan vor der Kamera und sorgt für viel Gesprächsstoff.

Cineasten der Welt schauen momentan wieder besonders auf einen Ort in Italien. Das Filmfestival von Venedig ist in vollem Gang, und wenn wir uns das diesjährige Programm zu Gemüte führen, überkommt uns grüner und gelber Neid, denn wie gerne würden wir selbst in der Lagunenstadt im Kinosessel sitzen. Immerhin können wir aber in zahlreichen Zeitungen, Blogs und sonstigen Medien brühwarm sämtliche Geschehnisse verfolgen und quasi aus zweiter Hand miterleben.

Heute widmen wir unsere Aufmerksamkeit dem Film Shame von Steve McQueen, der vor einiger Zeit bereits mit seinem Film Hunger glänzte. In seinem neusten Werk spielt Michael Fassbender (momentan auch bekannt für seine hinreißende Performance in Eine dunkle Begierde) den sexbesessenen Brandon, der immer mehr aus der Bahn des Normalen fällt. Eines Tages taucht überraschend seine Schwester Sissy (Carey Mulligan) auf, eine vielversprechende Jazzsängerin, die ebenfalls genug Probleme mit sich herumträgt. Bei Shame haben wir es wohl im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Erwachsenenfilm zu tun, der wahrscheinlich ein NC-17 Rating erhalten wird.Was hier aber wirklich freigelegt wird, ist nicht nacktes Fleisch – sondern tiefgreifende, menschliche Emotionen.

So sehen das auch diverse Kritiker, die den Film in den höchsten Tönen loben. „"Steve McQueen (Steve McQueen)":/people/steve-mcqueen-2 ist ein versierter visueller Künstler, das wird beim Sehen von Shame klar. Er weiß, wo er die Kamera platzieren muss, um das beste Resultat zu erhalten. Insgesamt ist der Film ein sehr gutes Drama mit gutem Schauspiel und guter Story“, so sieht es Andrea Pasquettin von WhatCulture!.

Ein besonderes Lob gilt aber immer wieder den beiden hervorragenden Hauptdarstellern. Stephanie Zacharek (Movie Line) lobt Carey Mulligan mit folgenden Worten: „Sie ist umwerfend und auf eine Art und Weise zurückhaltend, die einen, für eine so junge Schauspielerin, ungewöhnlichen Großmut aufweist.“ Auch ihr gesangliche Performance erhält viel Lob, was „beweise, dass Carey Mulligan alles kann, außer das Atom spalten“, so John Horn (Los Angeles Times). Auch für Michael Fassbender gibt es lobende Worte, wie beispielsweise die von Stephanie Zacharek: „Michael Fassbender ist unverschämt gutaussehend im konventionellen Sinne. Aber in dieser Rolle gibt es außerdem etwas Vorsichtiges, Zurückhaltendes in seinem Ausdruck. Er ähnelt dem jungen Christopher Plummer – sein Lächeln ist finster und ein bisschen gezwungen, wie das Grinsen eines Totenkopfes.“

„In Anbetracht des ästhetischen Ansatzes, der unverblümten Sexualität, graphischen Nacktheit und oft erhabenen musikalischen Untermalung“ (Todd McCarthy, The Hollywood Reporter) seien die vorhersehbar psychoanalytischen Hintergründe manchmal etwas enttäuschend, so lautet auch ein Kritikpunkt an dem Werk. „Die Autoren haben sicher ihre Gründe, diesen Weg zu gehen, doch um Shame thematisch genauso vorwärtstreibend zu gestalten wie stilistisch und figurentechnisch, wäre es nötig gewesen, Brandon einfach sein zu lassen, wie er ist – akzeptiert es oder nicht.“

Abgesehen davon klingt der Grundtenor der Kritikerschar aber durchaus positiv. „Shame fühlt sich weniger formal an, weniger verwurzelt in der Sprache der Kunstinstallationen wie Steve McQueens vorheriger Film Hunger, und ist auch allemal zufriedenstellender. Es ist flüssiges, rigoroses, ernsthaftes Kino, die beste Sorte Erwachsenenfilm“, so drückt sich Xan Brooks (guardian.co.uk) beeindruckt aus.

Der unabhängig finanzierte Film läuft in Venedig und auf dem Telluride Festival, wo er noch immer noch einem Verleiher sucht. Hoffen wir auf Erfolg und einen baldigen, auch deutschen Kinostart.

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