Visueller Meilenstein: Mit Wall-E setzte Pixar neue Maßstäbe

31.12.2019 - 17:00 Uhr
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In Wall-E räumt der titelgebende Roboter die Erde auf. Vor allem der realistische Look des Pixar-Films ist bemerkenswert. Großen Anteil daran hatte niemand Geringeres als Kameralegende Roger Deakins.

2008 brachte Pixar mit Wall-E - Der Letzte räumt die Erde auf seine erste waschechte Liebesgeschichte in die Kinos. In einer fernen Zukunft haben alle Menschen die zugemüllte Erde verlassen und den titelgebenden Roboter damit beauftragt, den Planeten aufzuräumen.

Wall-E, der heute Abend um 20:15 Uhr bei Sat.1 zu sehen ist, war 2008 der neuste Animationsfilm aus dem Hause Pixar und folgte auf Klassiker wie Toy Story, Das große Krabbeln und Findet Nemo. Und doch war Wall-E irgendwie anders als seine Vorgänger.

Pixars Wall-E: Neue Maßstäbe im Animationsfilm

Besonders die Szenen auf der Erde wirkten für damalige Verhältnisse fast schon zu realistisch für einen Animationsfilm. Das war jedoch kein Zufall: Um diesen besonderen Look zu erzielen, holten sich die Macher, allen voran Regisseur Andrew Stanton, die Kameralegende Roger Deakins als Berater ins Boot.

Der 13-fach für einen Oscar nominierte Filmemacher (ausgezeichnet für Blade Runner 2049) sollte Wall-E laut einem ausführlichen Bericht der Huffington Post auf ein neues visuelles Level heben und den Anschein echter verwendeter Kameras erwecken. Zuvor zeichneten sich Animationsfilme vor allem durch ihren cleanen, dank Computertechnik makellos "glatten" Look aus.

Um diese neue Herangehensweise zu verstehen, gibt es nachfolgend einen kleinen Exkurs in die Entstehung eines Animationsfilms.

Wall-E, Toy Story und Co.: Grenzenlose Freiheiten

Bei klassischen Filmen kommen Kameras zum Einsatz, die je nach Ausstattung, Objektiv und Einsatzgebiet für einen individuellen Look sorgen. Hinzu kommt die genau durchdachte Lichtsetzung, die im Zusammenspiel mit der Kamera das spätere Bild liefert. Dabei spielen Faktoren wie die Tiefenschärfe, Artefakte und Bildkrümmung eine wichtige Rolle.

Bei einem Animationsfilm entsteht der gesamte Film zwar am Computer. Doch auch hier kommen Kameras und Licht zum Einsatz. Diese werden, wie auch die übrigen Figuren und 3D-Objekte, innerhalb einer Software erstellt und je nach Wunsch eingerichtet. Im Vergleich zum Realfilm gibt es dank der Software keine physikalischen Grenzen.

Wall-E

Kameras lassen sich völlig frei im dreidimensionalen Raum ohne weitere Hilfsmittel bewegen und konfigurieren, Licht muss sich keiner naturgetreuen Brechung, Reflexion oder dem physikalisch korrekten Schattenwurf unterwerfen. Zwar ergeben sich für die Macher dadurch grenzenlose kreative Freiheiten, bei einer Überstrapazierung führt dies allerdings zu einem unnatürlichen Look.

  • Pixar-Vorsitzender verrät: Kein WALL-E-Sequel in Sicht

Das ist vor allem bei Live-Action-Filmen problematisch, in denen CGI zum Einsatz kommt und sich den realen Gegebenheiten anpassen muss. Ein Grund, warum zum Beispiel der finale Zweikampf in Marvels Black Panther wie aus einem Videospiel wirkt.

Wall-E: So verhalf Roger Deakins dem Pixar-Film zu seinem Look

Nun kommt Kameralegende Roger Deakins ins Spiel, der üblicherweise an den Sets von Realfilmen wie True Grit, Skyfall oder Sicario zugegen ist. Wie es im Bericht der Huffington Post heißt, wollte Regisseur Stanton die erste Hälfte seines Filmes, die hauptsächlich auf der Erde spielt, so realistisch wie nur möglich aussehen lassen.

Dazu diente Deakins mit seinem Know-how als Berater für die Animatoren und zeigte ihnen realistische Lichtstimmungen, wie sie auch in der Natur vorkommen und natürliche Kamerabewegungen, wie sie auch im Realfilm umgesetzt werden könnten. Konkret reduzierten die Macher schließlich die Anzahl der Lichtquellen, um die Szenen auf der Erde auszuleuchten.

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"Die echte, natürliche Welt, in der wir leben, ist einfach nicht so gut ausgeleuchtet, wie die typische animierte Welt", so Deakins. "Hier gibt es Schatten, dort sind Bereiche im Halbdunkel. Wenn man das alles bei der Planung der Kamerabewegungen berücksichtigt [...], bekommt man am Ende Szenen, die viel natürlicher auf der Leinwand aussehen."

Wall-E als Wegweiser für neue Animationsfilme

Die Zusammenarbeit mit Roger Deakins hat sich schließlich ausgezahlt. Wall-E erhielt den Oscar als bester Animationsfilm. Für Deakins hingegen war dies erst der Anfang seiner Funktion als Berater. Nach dem Erfolg des Pixar-Films wurde auch Dreamworks Animation auf den Kameramann aufmerksam und holte ihn für Drachenzähmen leicht gemacht ins Boot, um eine glaubhaftere Welt zu erschaffen.

So griff Deakins den Machern unter anderem bei der Kameraarbeit während der Flugsequenzen unter die Arme und sorgte dafür, dass die Bewegungen in der natürlichen Welt verankert sind. Es folgten weitere Engagements, bei denen er immer früher und intensiver in die Projekte einstieg, etwa bei Die Hüter des Lichts und Die Croods.

Das Ergebnis seiner ersten Arbeit könnt ihr euch heute Abend im TV ansehen. Wall-E läuft um 20:15 Uhr bei Sat.1.

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