Warum für Léa Seydoux nur Hollywood bleibt

08.05.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Láa Seydoux in Die Schöne und das Biest
Concorde Filmverleih
Láa Seydoux in Die Schöne und das Biest
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Léa Seydoux war dazu verdammt, Schauspielerin zu werden. Zu schön, zu gut vernetzt im französischen Film war sie, um etwas anderes zu tun. Aktuell steht sie mit Die Schöne und das Biest an der Spitze der jungen französischen Schauspielerinnen.

Die Schauspielerin Léa Seydoux ist eine Landsfrau des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (Soziologie ist ein Kampfsport – Pierre Bourdieu im Portrait). Bourdieu ist vor allem bekannt für die von ihm aufgestellten Thesen zu sozialer Ungleichheit und sozialer Mobilität in der französischen Gesellschaft. Er beschäftigt sich mit solcherlei Fragen, ob es überhaupt möglich ist, aus dem Großbürgertum in die Gosse zu stürzen und umgekehrt, wie also die soziale Herkunft die Biographie beeinflusst.

Léa Seydoux nun ist die Enkelin von Jérôme Seydoux, der jahrelang Präsident der Filmproduktionsgesellschaft Pathé war. Zudem ist ihr Großonkel Nicolas Seydoux der immer noch aktive Geschäftsführer der Filmproduktionsgesellschaft Gaumont. Die Seydouxs bilden so etwas wie eine kulturelle Dynastie des französischen Films. Léa Seydoux ist die Prinzessin dieser Dynastie. Ganz davon abgesehen, dass auch die übrige Familie fest in den kulturellen und ökonomischen Institutionen des Landes verankert ist, Macht und Einfluss vereinigt und konsequent an folgende Generationen vererbt.

Ein Kernwerk Bourdieus ist die von ihm aufgestellte Theorie zu ökonomischem Kapital, sozialem Kapital und kulturellem Kapital. Demzufolge verfügen Individuen im besten Fall über alle drei Kapitalsorten gleichermaßen, also über ausreichend Geld, Beziehungen und Bildung. Wenn das Individuum über diese Kapitalsorten verfügt, dann kann es gar nicht anders, als auf einem bestimmten Gebiet, in einem bestimmten professionellen Areal erfolgreich sein. Wenn sich das Kind eines Filmproduzenten also für eine Karriere im Filmgeschäft, sagen wir mal als Schauspielerin entscheidet, dann muss sich dieses Kind schon besonders dumm anstellen, um nicht wenigstens den einen oder anderen Film zu drehen. So weit die Theorie.

Mehr: Mein erstes Mal … französisch

Die kleine Léa Seydoux war ein Kind, das sich um die Verwirklichung ihrer Träume wahrscheinlich keine Sorgen machen musste. Eine, die so aussieht wie Léa Seydoux und über einen derart heißen Draht zu den Mächtigen des französischen Films verfügt, konnte gar nichts anderes werden als Schauspielerin. Einer wie ihr ist der Weg vorgezeichnet. Der Weg in den Film, erst in den französischen, dann über den Umweg internationaler Produktionen wie Inglourious Basterds, nach Hollywood. Dort arbeitete Seydoux unter anderem mit Tom Cruise in Mission: Impossible – Phantom Protokoll zusammen, und davor mit Ridley Scott für Robin Hood, jeweils in kleinen Rollen. Bislang waren die Ausflüge nach Hollywood nicht mehr als das: Abstecher, die ihr aber kaum noch ihr Familienname eingebracht hat. Mit Schönheit und Vitamin B schafft eine Schauspielerin es noch lange nicht an die Spitze der Schauspielerinnen-Generation ihres Landes.

Denn jetzt, seit letzter Woche, ist Léa Seydoux in der protzigen französischen Märchenverfilmung Die Schöne und das Biest zu sehen. Natürlich als die Schöne, natürlich in der Hauptrolle. Derart große, glamouröse, teure Filme drehen auch die Franzosen nur alle paar Jahre. Wer darin eine Rolle ergattern kann, der macht sich für Hollywood interessant, für den kann es danach nur noch Hollywood geben. Marion Cotillard war nach Taxi in aller Munde, Audrey Tautou nach Die fabelhafte Welt der Amélie. Und bei Mélanie Laurent lief es mit Inglourious Basterds eigentlich auch ähnlich. 35 Millionen Euro soll Die Schöne und das Biest gekostet haben, teurer wären dann nur die Asterix-Filme gewesen.

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