In der zehnten Folge der letzten Staffel von Sons of Anarchy geht es richtig zur Sache. Ich habe es an dieser Stelle bereits mehrfach geschrieben, dieses mal stimmt es endlich: Der Anfang vom Ende ist da. Nirgendwo funktioniert das Prinzip von Ying und Yang besser als in Charming: Sobald dem MC irgendetwas Gutes widerfährt, schlägt das Schicksal an anderer Stelle nur umso härter zu. Zwischen all der Gewalt gedeihen aber auch in dieser Woche zarte Pflänzchen der Liebe und große Geheimnisse gelangen ans Tageslicht.
Die Folge Faith and Despondency beginnt mit einer ungewohnt expliziten Montage, in der wir viele nackte Hintern zu sehen bekommen. Allen gemein ist der sexuelle Verkehr, allerdings unterscheiden sich die einzelnen Akte deutlich voneinander. Neben schönem, lustvollem Sex erleben wir auch leidenschaftslosen Geschlechtsverkehr sowie eine Vergewaltigung. Venus und Tig gehen aufs Ganze, genau wie Chibs und Sheriff Jarry - bei diesen Szenen freue ich mich für die Beteiligten. Ratboy und Jax schlafen hingegen anscheinend mit Frauen, die sie nicht lieben. Zu Anfang dachte ich noch, es würde sich hierbei um eine Rückblende handeln, aber die Frau unter Jax ist definitiv nicht Tara, und die auf Ratboy definitiv nicht die junge Brooke.
Gemma scheint überhaupt nicht bei der Sache zu sein und beinahe so wenig Spaß mit Nero zu haben wie Juice mit Tully. Dass Vergewaltigung ein Teil des Deals mit der Arischen Bruderschaft sein würde, hatte ich nicht erwartet. Wendy scheint in diesen Momenten auch alleine ganz gut zurecht zukommen. Die Sequenz zeichnet insgesamt nicht nur ein einigermaßen vielfältiges Bild von Sexualität, sondern zeigt auf eindrückliche und ergreifende Weise, wie nah hier alles beieinander liegt. Damit funktioniert die Montage als Analogie zur gesamten erzählten Geschichte: Leid, Lust, Trauer, Verlangen, Einsamkeit, Verzweiflung und Gewalt liegen in Sons of Anarchy alle stets eng beieinander - und die Übergänge sind fließend.
Bobbys Tod macht dem Club schwer zu schaffen. Nero wählt diesen latent ungünstigen Zeitpunkt, um Jax daran zu erinnern, dass er aussteigen möchte und das auch tun wird. Jax fragt halbherzig nach, ob da bereits Deals hinter seinem Rücken gemacht worden seien, lässt sich aber schnell wieder beruhigen: "I'm just not ready to lose my partner." Das große, dominierende Thema dieser Episode sind Beziehungen. Zum Beispiel die zwischen Jax und der Prostituierten oder die Beziehung zwischen Venus und Tig. Letzterer verhält sich erstaunlich abweisend und brütet scheinbar etwas aus.
Gleiches gilt in übertriebenem Maße auch für den kleinen Abel. Der trägt einen neuen Kratzer im Gesicht, der angeblich von seinem kleinen Bruder stammt. Der kann das natürlich nicht überzeugend widerlegen und niemand denkt sich etwas dabei. Was sich radikal ändert, als Abel auf dem Schulklo plötzlich anfängt, sich selbst zu verletzen. Warum zum Geier tut er das? Wenig später wissen wir: Abel kommt ganz nach der Großmutter und schwärzt eben jene an, ihn so zugerichtet zu haben. Was ihm zum Glück keiner bis auf die Menschen vom Jugendamt glaubt, aber genau darin könnte das Problem bestehen.
Problematisch gestalten sich auch die Verbandelungen des MCs mit der Arischen Bruderschaft. Unter den ganzen Nazi-Hillbillies finden sich nämlich auch einige Hinterwäldler, die in punkto Sexualität genauso engstirnige Ansichten haben wie in Bezug auf Hautfarben. Einige wenige scheinen jedoch noch halbwegs bei Verstand zu sein und lassen Tig eine Lanze für freie Liebe brechen (beziehungsweise zerschießen). Der Club erfährt, dass Leeland, ein ganz besonders dummer Nazi-Redneck, gerade unterwegs ist, Eglee zu töten. Dabei handelt es sich um die Sheriffs-Gehilfin, die dank einiger Nazis im Krankenhaus liegt, allerdings niemanden verraten wollte, sofern sie beschützt wird.
Dann brechen schon wieder ganz harte Zeiten für uns Zuschauer an. Denn Tyler gerät wie prophezeit unter massiven Druck von Moses Cartwright. Das führt dazu, dass der letzten Endes Ratboy und T.O. von den Grim Bastards gefangen nimmt und versucht, aus ihnen das Versteck der Kirchendame und deren Sohn herauszupressen. Tyler fühlt sich dabei deutlich sichtbar extrem unwohl, genau wie natürlich Ratboy und T.O.. Glücklicherweise verlieren die Beiden aber weder Augen noch Finger, ärgerlicherweise knickt T.O. jedoch ein und verrät den Ort, an dem sich Loutreesha und Grant aufhalten.
Währenddessen rettet Unser Eglee das Leben, indem er den fürchterlichen Leeland kurzerhand erschießt. Seine anonymen Tipp-Geber belasten allerdings die Beziehung zwischen Unser und dem Sheriff genauso wie die Beziehung von Jarry zu Chibs. Nachdem sie sich eigentlich letzte Folge wieder ganz schön angenähert hatten, hadert Althea nach wie vor damit, was sie da tun. Denn auf Dauer kann das ja nicht gut gehen. Nach einem kurzen, aber leidenschaftlichen Handgemenge fallen sie dann doch wieder übereinander her. Sie können einfach nicht voneinander lassen.
Moses und seine Hit-Squad tauchen dort auf, wo sich angeblich Grant und Loutreesha verstecken, finden aber niemanden. Plötzlich klingelt im Camper ein Handy und als die Tür geöffnet wird, fliegt alles in die Luft. Es stellt sich heraus, dass die ganze Sache offenbar von langer Hand geplant war, um Moses und seine Männer in diese Falle locken zu können und auszuschalten. Ein klassischer Jackson Teller-Hinterhalt, könnte man sagen. Hier werden christliche Werte gelebt: Auge um Auge. Eigentlich schade, dass die Sons sich mit den Nazis zusammentun müssen, aber schön, dass diese Bedrohung aus der Welt geräumt ist und Ratboy wohlbehalten frei kommt.
Auch die Frau des Priesters und ihr Sohn Grant dürfen jetzt endlich wieder ihrer eigenen Wege gehen, wenn auch mit Überwachung. Währenddessen frage ich mich, was eigentlich die Mayans die ganze Zeit so treiben. Von denen haben wir in den letzten Folgen erstaunlich wenig gehört. Juice scheint in Marilyn Manson aka dem Obernazi Tully einen Verehrer gefunden zu haben, der ihm jetzt sogar Gedichte vorliest und Drogen spendiert. Ob das gemeinsam mit dem Gleitmittel die Vergewaltigungen irgendwie erträglicher macht, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Tig kehrt abends zu Venus Van Dam zurück, die ihm ihre Liebe gesteht. Weil sie jedoch glaubt, Tig würde diese nicht erwidern, bittet sie um Abstand. Darauf folgt eine sehr rührende Ansprache von Alexander, der versucht, seine Gefühle in Worte zu fassen. Bei Venus muss er sich nicht verstellen, er braucht keine seiner Seiten zu verstecken. Da sie ihn so umfassend kennt und ihn trotzdem liebt, will er es mit ihr versuchen. Ich bin ja eh seit jeher Fan von den Beiden und habe mich über diese herzerwärmende Szene wirklich gefreut.
Genau wie darüber, dass Gemma Nero auf dessen Farm begleiten will. Von den Kindern muss sie sich dank der Aktionen von Abel und dem Jugendamt ja sowieso fern halten. Worunter Gemma wirklich leidet, was demnächst aber sicherlich noch etwas schlimmer werden dürfte. Denn Abel tut das, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe. Jax erzählt ihm einfach mal so, dass seine echte Mama eigentlich Wendy ist. Bestimmt eine ganz besonders gute Idee, wo doch der Junge gerade eh keinerlei Probleme hat. Verständlicherweise arbeitet das noch in dem Jungen, und er fragt, ob Gemma deswegen Tara umgebracht hat. Jetzt wird es richtig spannend: Glaubt Jax seinem Sohn? Wenn ja, was tut er jetzt?
Zitat der Folge: "So is that why Grandma killed my other mommy, so my first mommy could be here with me?" (Abel Teller)
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