Die letzten Wochen boten keine ruhige Minute für den US-amerikanischen Kabelsender AMC. Das anrückende Finale von Breaking Bad bringt die Fan-Gehirne und Quoten zum Glühen, doch was kommt, wenn Walter Whites Schicksal besiegelt ist? Mit Mad Men, Breaking Bad und The Walking Dead erlebte der Basic-Cable-Sender einst einen rasanten Aufstieg. Momentan häufen sich die Nachrichten über Spin-offs und Staffel-Halbierungen, die sich zum sowieso schon problematischen Ruf von AMC gesellen. Verglüht der Stern am Quality-Serien-Firmament ebenso schnell, wie er aufstieg?
Something More
26 Emmy-Nominierungen sammelte AMC im Juli ein. Mit The Walking Dead beherbergt der Sender die erfolgreichste Kabel-Serie aller Zeiten. Derweil bringen die letzten Folgen von Breaking Bad Kritiker und Zuschauer in Wallung. Auf den ersten Blick verdient AMC sein Anfang des Jahres selbst zugelegtes goldenes Logo, dem der Slogan “Something More” nachgestellt ist. “More of the same” würde gewiss näher an der Wahrheit liegen. Nachrichten über den Breaking Bad-Spin-off Better Call Saul wechselten sich mit welchen über eine zweite The Walking Dead-Serie ab und am Dienstag folgte die erwartbare Verzweiflungstat. Ähnlich wie bei der finalen fünften Staffel der Heisenbergschen Abenteuer wird Season 7 der Madison Avenue-Anzugträger in zwei Teile geteilt, um länger von dem Kritiker- und Zuschauer-Darling zu zehren. Sollte Mad Men ursprünglich nächstes Jahr in Rente gehen, kann AMC nun bis 2015 mit Don Draper und Co. den goldenen Einschlag im Logo verteidigen (via Cinemablend). Der Sender hat diese in jüngerer Zeit vor allem aus dem Kino bekannte Taktik keinesfalls erfunden. Staffel 6 von Die Sopranos wurde ebenfalls mit einer gestreckten Folgen-Anzahl auf zwei Jahre verteilt. Allerdings befindet sich der Mad Men-Sender in einer weitaus problematischeren Situation als HBO damals, gerade was die Senderpolitik angeht. Erinnert sei etwa daran, dass der Sex and the City-Spin-off The Carrie Diaries heute nicht beim Heimatsender der Originalserie läuft.
Als Sopranos-Autor und -Produzent Matthew Weiner Mad Men bei AMC unterbrachte, wurde die Serie bereits von den Premium-Kabelsendern HBO und Showtime abgelehnt. Für den von Werbeeinnahmen abhängigen Basic-Cable-Kanal, der vorher primär Filme und Reality-Shows zeigte, bildete das Drama 2007 die Chance, sich mit einer ersten geskripteten Serie zu profilieren und neue Zielgruppen zu erschließen. Das Wagnis zahlte sich aus. Mad Men wurde mit Auszeichnungen überschüttet. 2008 folgte Breaking Bad, 2010 startete die Zombie-Apokalypse. Drei Mal stieß AMC auf Gold. Seitdem droht die Ader zu versiegen. Ebenfalls 2010 scheiterte die sehenswerte, aber extrem gemächliche Spionageserie Rubicon nach einer Staffel an schwachen Quoten. Ein Jahr später sorgte die erste Staffel des Remakes The Killing für Wirbel, der schnell erlahmte, weshalb die Show vor kurzem ein zweites (!) und letztes Mal abgesetzt wurde. Die Western-Serie Hell on Wheels, mit der AMC halbgar auf den Pfaden von HBOs Deadwood wandelt, schleppt sich mit akzeptablen Zuschauerzahlen von Jahr zu Jahr, wobei einen die Renewal-Nachrichten jedes Mal aufs neue erstaunen lassen, dass es die Show noch gibt. Diesen Sommer lief im Programmplatz nach Breaking Bad das Remake Low Winter Sun an, das quotentechnisch Rubicon und inhaltlich der Blaupause einer Blaupause eines Quality-TV-Dramas ähnelt.