...wenn Cops zu Comedians werden – Bad Boys als Wendepunkt des Buddy-Cop-Genres…

Also bei Erscheinung mochte ich das Ding natürlich. Ich war damals im richtigen Alter und diese Action/Zeitlupen Gedönse, war damals auch noch relativ neu.
Von daher funktionierte dies und hatte zig Sichtungen zur Folge. Im Laufe der Jahre hat sich die Sehgewohnheit allerdings verändert und von der damaligen Begeisterung, ist nicht mehr viel übrig geblieben.
Es fällt mir heute immer schwerer, den Kopf für diese Art Film, komplett offline fahren zu müssen, weil eben das WOLLEN dazu fehlt.
Diese letzte Sichtung, war wirklich alles andere als amüsant.
Was damals noch cool aussah, richtiges Alter + Action neu, sieht heute einfach nur noch peinlich aus.

Leider nimmt sich der Film an einigen Stellen doch sehr ernst, wäre diese eine Art Loaded Weapon, könnte ich damit wahrscheinlich besser umgehen.

Smith im Flatterhemd in Zeitlupe, mit totaler Overacting Mimik...puhhh.
Oder Smith berühmte Rede...der Erste, der auf der Dienstelle ist und letzte der dann geht...moahh Momente.
Unglaubwürdiger, geht es ja nicht immer, man merkt wie hier um Akzeptanz gerungen wird...mitten im Porsche und Designer Outfit.
Style über alles ?
Vielleicht nicht ganz richtig...weil außer Style, gar nichts vorhanden ist !

Tea Leoni empfand ich noch nie so nervig, wie diese Woche.
Da sich hier alle, wie pubertierende Teenager verhalten, mag es zwar nicht so auffallen, aber irgendwie ragte sie doch noch heraus.

Das Problem ist natürlich, was kann und darf, man diesem Schnulli Film überhaupt anlasten…?

Im Grunde ja nicht viel, aber er ist eben auch kein Loaded Weapon, Nackte Kanone, oder Ace Ventura Verschnitt.

Er ist letztlich aber eine konsequente Weiterentwicklung des Buddy Cop Genres.

Also wie damit umgehen…?

Unterhaltung vs. Anspruch !

Bad Boys im Kontext des gesamten Genres zu betrachten, muss man aber eben am Ende.

In den 70ern gab es noch diesen rohen Realismus. French Connection oder Serpico lebten davon, dass Polizisten als kaputte Menschen gezeigt wurden, die in einem dreckigen System arbeiten.
Das waren keine Posterboys, das waren Typen mit Ecken, Macken, dunklen Seiten.

Dann kam die 80er, und das Buddy-Cop-Genre explodierte.
Nur 48 Stunden mit Eddie Murphy und Nick Nolte war ein Gamechanger...plötzlich wurde Humor Teil des Pakets.
Danach Beverly Hills Cop, Lethal Weapon und Co.– Filme, die eine Balance fanden zwischen harter Action und cleverem Witz. Aber selbst bei den Gags blieb die Polizeiarbeit noch halbwegs nachvollziehbar, die Gewalt hatte Gewicht, die Figuren wirkten belastet von dem, was sie erlebten.

In den 90ern, ging das Stück für Stück verloren.
Bad Boys ist für mich ein Paradebeispiel...das Genre driftete endgültig in Richtung Popcornkino.
Ernsthaftigkeit wich Überstilisation, die Helden wurden zu coolen Poster-Ikonen ohne Angstschweiß. Sie standen nicht mehr auf der Straße im Regen, sondern liefen in Zeitlupe mit wehenden Hemden an Explosionen vorbei.
Die Polizeiarbeit war nur noch Kulisse für Action-Setpieces.

Man darf Michael Bay hier aber nicht ganz Unrecht tun.
Er hat das gemacht, was er kann...Hochglanzbilder, Musikvideo-Tempo, Action als Dauerfeuer.
Im Jahr 1995 war das für viele erfrischend, ein neuer Stil, der jung und frisch wirkte. Heute dagegen sehe ich vor allem, wie oberflächlich das Ganze ist und auch wie dumm der Film ist.
Er hat wirklich dumme Szenen an Bord, die null Sinn ergeben.
Selbst in einer Bad Boys Kino-Welt.

Bay versteht es, Oberflächen zu inszenieren, aber Tiefe ist nicht sein Metier.
Muss es im Prinzip auch nicht, aber ein bisschen mehr Mühe, wäre echt Nice gewesen.

Bad Boys hat deshalb Szenen, die cool aussehen, aber nichts über die Figuren erzählen.
Das Resultat: nach 2 Stunden weiß ich zwar, dass Smith und Lawrence ständig streiten, aber was sie eigentlich innerlich bewegt oder warum sie diesen Job überhaupt machen...das bleibt leer.
Bzw. wer diesen Typen überhaupt eine Marke gegeben haben soll, wie sie daran kamen...da müsste man wirklich blind und taub sein.

Trivia…

Das Budget betrug ca. $19–23 Millionen, eingefahren wurden am Ende wohl 141 Millionen Dollar.

Der Film ging aus einem früheren Skript hervor, das unter dem Arbeitstitel „Bulletproof Hearts“ existierte...geschrieben von George Gallo. Dieses Drehbuch wurde über Jahre mehrfach umgeschrieben und umgeformt, bis daraus Bad Boys wurde.
George Gallo wird die Ursprungsidee/Story zugeschrieben.
Das fertige Script trägt die Namen Michael Barrie, Jim Mulholland und Doug Richardson als Screenplay-Autoren (sie machten die späteren Überarbeitungen). Doug Richardson hat öffentlich über seine Rewrites und die WGA-Arbitration gesprochen. Kurzum: klassisches Hollywood-„many hands“-Business.

Simpson & Bruckheimer stellten sich ursprünglich ein sehr anderes Duo vor...angeblich Dana Carvey & Jon Lovitz.
Also ein stärker auf Comedy getrimmtes Team. Später landete man bei Martin Lawrence & Will Smith...das veränderte Ton und Appeal grundlegend.

Es gibt mehrere Anekdoten, wonach Martin Lawrence eine wichtige Rolle dabei spielte, Will Smith für das Projekt zu begeistern; Smith soll sogar ohne vollständiges Skript zugesagt haben, weil er die Chemie mit Lawrence mochte und die Chance, auf die große Leinwand zu wechseln.
Bad Boys ist Michael Bays erster abendfüllender Spielfilm...ein Ex-Werberegisseur/Music-Video-Regisseur.
Viele seiner späteren Signature-Techniken (schneller Schnitt, markante Kamerafahrten, große Set-Pieces) sind schon hier erkennbar.
Bay selbst merkt später an, dass das Drehbuch nicht perfekt war...er hat das auf dem Audiokommentar zugestanden, trotzdem funktionierte der Film kommerziell.

Don Simpson war in Hollywood für exzessiven Lebensstil und Eskapaden berüchtigt. Er starb 1996 kurz nach dem Erfolg dieser Phase der Simpson/Bruckheimer-Produktion. Seine Persönlichkeit und Arbeitsweise sind Teil der Hollywood-Legende...das berührte auch die Produktionen jener Jahre.

Will Smith erinnert sich gern: „wir waren zwei Kids“, und die Rolle war sein Sprung vom Sitcom-Star zum Filmstar. Das Ergebnis legitimierte die Produzentenentscheidung, zwei Black-Leads ins Zentrum einer großen Action-Komödie zu stellen — wirtschaftlich ein überzeugender Move.

Meine Gedanken und Fazit zum Film…

Ich hab ja schon oft geschrieben, dass ich Actionfilme liebe.
Auch die 90er waren da für mich eine Art Spielplatz: überdrehte Typen, große Explosionen, Buddy-Cops, schnelle Sprüche, alles ein bisschen over the top.

Bad Boys von 1995 gehört eigentlich genau in diese Kategorie.
Ich erinnere mich noch, wie ich den das erste Mal gesehen habe...das war halt Spektakel!
Will Smith & Martin Lawrence, bekannt als Comedian, auf einmal als taffe Detectives? Dazu Michael Bays Optik, die immer so aussah, als würde gleich die Sonne über Miami explodieren.

Aber: Mit der Zeit, und gerade beim erneuten Schauen, fangen mich die Ungereimtheiten dieses Films an, richtig zu nerven.
Bad Boys ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Story so lange verbiegt, bis sie ins Action-Korsett passt...egal ob die Figuren dabei glaubwürdig handeln oder nicht.

Das größte Problem ist, das sie nicht glaubwürdig sind, in keinster Weise.

Fangen wir mit Fouchet an, dem Drogenboss, gespielt vom genialen Tchéky Karyo. An sich ein charismatischer Gegenspieler, brutal, skrupellos, kaltblütig.
Er schießt Leute über den Haufen, foltert, plant gigantische Coups.

Und dann stolpert der Film über seine größte Ungereimtheit: Julie, die Zeugin.
Julie ist die einzige Person, die ihn identifizieren kann.
Fouchet knallt jeden eiskalt über den Haufen...passt zwar nicht zur Tonalität des Films. Aber Karyo ist der einzige Lichtblick.

Jetzt will er diese Zeugin unbedingt, das Drehbuch spielt sie ihm sogar in die Hände und dann…? Kopf schüttel.

Er lässt die Zeugin am Leben, völlig hinrissig, damit die Cops ihm zum Flughafen folgen.
Er rennt ständig selbst in Gefechte, anstatt Leute vorzuschicken.
Am Ende landet er in einem offenen Flughafenhangar, wo jeder ihn abknallen kann.
Das ist nicht mehr der geniale Gangsterboss vom Anfang, sondern ein Drehbuchopfer, das den Helden einen leichten Sieg schenken muss.

Wielang dauert eine Drehbuchänderung hier...35 Minuten ?
Die Frage, interessiert sowas überhaupt jemand ?
Wenn die Antwort aus welchen Gründen auch immer, Nein, ist...was ich glaube...
Beschreibt dies trefflich die Kinolandschaft.

Das ist eben das Dilemma...wo kein Kläger...

Dann die nächste Szene, die mich bis heute nervt:
Smith und Lawrence werden am Anfang von ihrem Captain angebrüllt, weil das Polizeilager ausgeraubt wurde.
Hallo? Was können die beiden dafür?
Waren sie die Security im Lager?
Oder sind es Undercover Cops auf der Straße ?

Aber weil Buddy-Cop-Filme seit Beverly Hills Cop und Lethal Weapon den „brüllenden Vorgesetzten“ brauchen, wird hier munter geschrien.
Soll witzig sein...okay.
Wielang dauert eine Drehbuchänderung ? Hier 5 Minuten !
Interessiert es jemand ? Eher nein.
Traurig.

Realistisch betrachtet müsste das FBI oder die DEA sofort übernehmen, wenn so eine Drogenmenge gestohlen wird. Stattdessen läuft alles auf die beiden Helden hinaus – die von ihrem eigenen Chef auch noch wie Schuljungen behandelt werden. Drehbuch-Klischee in Reinform.

Hier sind wir nichtmal bei…
Wie kommt man überhaupt in so ein Lager rein?
Wo ist die Alarmanlage, wo sind die Wachposten?

Das würde ich nichtmal wagen anzuprangern...
Aber es gibt echt Grenzen, auch bei solchen Filmen.

Es wirkt, als hätte Bay einfach gesagt: „Lasst uns einen coolen Film machen, die Logik checken wir später.“
Leider wurde sie nie gecheckt.

Ein weiterer Plotpunkt, der auf wackligen Beinen steht..
Julie will nur mit Mike Lowrey reden, also muss Marcus so tun, als sei er Mike.
Ja, es soll witzig sein, wie Lawrence in der Rolle herumstottert…
Fremdscham heute…

Aber: Warum genau sollte Julie auf diese Formalität bestehen?
Sie kennt Mike doch überhaupt nicht. Sie weiß nur, dass er ein Cop ist und Max’ Freund.
Das Smith, Lawrence und Pantoliano dann so ein Riesentheater darum machen...es ist wirklich hohl.

Das sich erwachsene Menschen so dämlich verhalten...ich kann darüber nicht mehr lachen, Dauerwackelkopf-Modus.
Fremdscham.

Es ist eben keine Nackte Kanone, aber auch kein Lethal Weapon, also was soll es ? Spaß machen ? Das sich jemand verstellt, der sich gar nicht verstellen braucht ?

Hui, wahnsinnig witzig.

Die Ehefrau von Lawrence ergibt auch null Sinn, sie müsste wissen, dass Undercover-Arbeit mit Lügen, Geheimhaltung und gefährlichen Einsätzen verbunden ist.
Stattdessen reagiert sie, als hätte Marcus sie monatelang betrogen, obwohl er schlicht im Dienst steckt.
Als sie ihn im TV sieht (während des Undercover-Teils), wirkt sie überrascht und beleidigt – aber das ganze Szenario ist ohnehin absurd: Warum würde die Polizei mitten in einem verdeckten Einsatz eine Pressekonferenz machen, bei der ihre Detectives auftauchen?

Also dient Theresa nur als emotionaler Stressfaktor, damit Marcus’ Figur, Konflikte außerhalb des Falls hat. Eine glaubwürdige Polizistenfrau ist sie nicht.

Bin hier mit meinem Latein am Ende...

Das hat auch nichts damit zu tun, das der Film seine Jahre auf dem Buckel hat.
Diese Gags müssen unbedingt rein, weil man damit eine Menge Comedy zwischen Smith und Lawrence aufbauen kann.
So ist der komplette Film im Grunde.

Aber so dumm, das es wirklich überhaupt kein Sinn ergibt ?

Der Film war mal ab 18...nicht 6 oder 12 !

Polizeiarbeit à la Cartoon…

Es wirkt eher wie eine Sitcom-Version von Polizeiarbeit. Und ich glaube, Michael Bay war das völlig egal. Hauptsache, die Kamera fängt schöne Sonnenuntergänge und coole Zeitlupen ein.

Bad Boys ein typischer Fast-Food-Film...schmeckt beim ersten Bissen, macht Spaß, ist bunt und laut – aber wenn man drüber nachdenkt, ist das alles völlig leer und tut richtig weh.

Smith und Lawrence haben eine gute Chemie, aber wirklich auf Kindergarten-Niveau und mittendrin Joe Pantoliano als Kindergarten-Herbergsvater.

Michael Bay mit einem unverkennbaren Stil, den man lieben oder hassen kann.
Tchéky Karyo als Bösewicht echt immer ein Biest, solang das Drehbuch ihn lässt.

Die Logiklöcher, die unprofessionelle Polizeiarbeit, die Klischees und die cartoonhafte Übertreibung machen es mir unmöglich, bei diesem Film wirklich Spaß zu entwickeln.

Heute, mit Abstand und nach unzähligen Buddy-Cop-Filmen, wirkt das Ganze für mich wie ein erster großer Einschnitt...hier kippte das Genre endgültig von halbwegs glaubwürdiger Polizeiarbeit, hin zu stylisierten Actionclowns.

Wirken sie auch nur ansatzweise wie Detectives?
Absolut nicht.
Sie wirken wie zwei Entertainer, die in Kostüme geschlüpft sind, um eine Nummer abzuziehen.
Martin Lawrence gibt den überdrehten Familienvater, der ständig Witze reißt, als wäre er noch in seiner Sitcom-Zeit.
Will Smith strahlt den frischgebackenen „Prinz von Bel-Air“-Coolness-Faktor aus, bewegt sich mit Sonnenbrille, Designeranzug und einem Lächeln, das eher nach Werbespot schreit, als nach Undercover-Cop.

Beide harmonieren zwar im Sinne einer Buddy-Komödie, aber wenn ich daran denke, dass das angeblich Detectives der Drogenfahndung sein sollen, kann ich nur den Kopf schütteln.

Bei Bad Boys dagegen habe ich das Gefühl, man hat zwei Stand-up-Comedians mit Pistolen ausgestattet und sie in einen MTV-Clip gesteckt.

Klar, Actionkomödien sollen Spaß machen, dürfen auch überdreht sein.
Aber Bad Boys übertreibt es für meinen Geschmack zu sehr.

Lethal Weapon hatte Herz, French Connection hatte Authentizität, Heat (1995, im selben Jahr) hatte eine Wucht und Ernsthaftigkeit.

Hier is einfach...Nix.

Die Musik von Mark Mancina einfach Kult und unzerstörbar. Wobei ich denke, unsere Ohren, vernebeln uns mit dieser tollen Musik, eher die Synapsen. Interpretieren etwas rein, was gar nicht da ist.

Am Ende lande ich bei 5,5 von 10 Punkten.
Solide, unterhaltsam, aber Bad Boys fährt mit Vollgas über alles drüber hinweg…

Was man diesem Film anlasten sollte, kann oder muss, weiß ich immer noch nicht.
Ich mag normalerweise Michael Bay Filme, man kann sich an der Action erfreuen, dem Gehirn etwas Ruhe gönnen, aber wenn man dauernd penetrant getriggert wird…

Action war hier auch gar nicht soviel, bis auf die Flughafensequenz, geht es vorher für einen Bay Film relativ ruhig zu.
Dafür viel Gesabbel, das wirklich weh tut.

Das so ein Quark, noch drei Fortsetzungen nach sich zog...

Community-Meinung zu Bad Boys - Harte Jungs