Hongkong hat eine beeindruckende Skyline. Was läge näher, als die Millionenstadt am Perlfluss-Delta mit einem Teaser-Poster für das kommende Science-Fiction-Drama Arrival zu ehren? Auf anderen Postern schweben die gigantischen Alien-Schiffe aus dem Film mit Amy Adams und Jeremy Renner immerhin auch über Sierra Leone, Venezuela, Sibirien und dem Sudan. Am Dienstag wurde bei Facebook die Hongkonger Variante des Posters veröffentlicht. Und sie löste unter dem Hashtag #HongKongisnotChina eine Welle der Kritik aus. 1500 Kommentare zum Thema sammelten sich laut Variety auf der Facebook-Seite zum Film an. Denn in den Hafen von Hongkong hatte sich der Fernsehturm aus Shanghai verlaufen. Was geografisch natürlich wenig Sinn ergibt. Angesichts des Kontextes purzelt der Photoshop-Ausrutscher allerdings geradewegs in ein politisches Wespennest. In Hongkong ist die kulturelle und politische Assimilation durch China schließlich ein brandheißes Thema.
Unten seht ihr das Poster, das bei Facebook in der Zwischenzeit gelöscht wurde. Im Bildhintergrund steht das International Commerce Center, das tatsächlich in Hongkong zu finden ist. Rechts im Vordergrund ragt allerdings der Shanghaier Oriental Pearl Tower mit seinen charakteristischen Sphären in die Höhe. Zwei Bauwerke, die per Luftlinie ungefähr 1.223 Kilometer von einander entfernt stehen.
Die frühere britische Kronkolonie Hongkong gehört seit 1997 zur Volksrepublik China. Als Sonderverwaltungszone wurde ihr allerdings - vereinfacht gesagt - ein anderes politisches System zugestanden, und zwar eines mit demokratischen Zügen. Genau dieses sehen einige Einwohner der Stadt in Gefahr, da der Einfluss der Führung in Beijing auf Bildung, Politik und Presse in Hongkong immer weiter steigt. Das führte in den letzten Jahren zu Großdemonstrationen und der Gründung neuer Parteien. Während also insbesondere junge, Social-Media-affine Hongkonger sich vor der Vereinnahmung durch "Festlandchina" fürchten, vermengt das Poster für Arrival ohne jede Sensibilität die Architektur Hongkongs mit der chinesischen Stadt Shanghai. Die Aufregung war vorprogrammiert.
"Bewerbt euren Film nicht in [Hongkong], wenn ihr [Hongkonger] sowieso nicht respektiert", zitiert Variety einen wütenden Kommentar. Manche Facebook-Nutzer forderten Entlassungen im verantwortlichen Marketing-Team, andere witzelten über die Tagline-Frage. "Warum sind sie hier" - das kann auch auf Interessenvertreter der Volksrepublik in Hongkong bezogen werden.
Auf der Facebook-Seite für Arrival wurde mittlerweile eine Entschuldigung für den "Fehler" veröffentlicht und ein Poster mit der korrekten Skyline von Shanghai bereitgestellt:
Hier könnt ihr die übrigen global angelegten Teaser-Poster für Arrival sehen:
Arrival feiert seinen Kinostart in Deutschland am 10.11.2016.