Der Schauspieler Charlton Heston hat zahlreiche gigantische Figuren verkörpert: Heilige, Helden und monumentale Charaktere. Dabei ist die historische Spannbreite weit: von Johannes dem Täufer bis Heinrich VIII., von Marc Anton bis Richelieu, von Thomas More bis Michelangelo, von Moses bis Ben Hur. Er startet in den 1950er Jahren eine beispiellose Karriere in Hollywood, wird zum Western- und Heroen-Darsteller der Zeit, der in zahlreichen Monumental- und Kostümfilmen ein Millionenpublikum in die Kinos zieht. Bei ihm geht es in den meisten Fällen um Charisma, um körperliche Gegenwart, um heroische Größe. Seine stattliche Größe von 1,91 m, die breite Schulter, die erotisch-behaarte Brust, das markante Profil, seine blauen Augen und der volltönende Klang seiner Stimme tragen mit dazu bei, dass er sein jeweiliges Gegenüber überragt und selbst ein Über-Lebensgroßer wird.
Charlton Heston ist Zeit seines Lebens politisch aktiv, zunächst gilt er in den USA als liberal. Er wendet sich gegen McCarthys Hexenjagden in den 1950ern, arbeitet mit dem Bürgerrechtler Martin Luther King zusammen, hilft afroamerikanischen Schauspielern in Hollywood. Er missbilligt den Vietnam-Krieg und vertritt die Ansicht, dass Präsident Nixon schlecht sei für die Vereinigten Staaten. Nach der Ermordung von Martin Luther King fordert er noch restriktive Waffengesetze, dann wird seine politische Haltung mehr und mehr reaktionär. Er setzt sich für das uneingeschränkte Recht auf Waffenbesitz ein. 1997 wird er Vizepräsident der Waffenbesitzvereinigung NRA und leiht seit dieser Zeit der amerikanischen Waffenlobby eindrucksvoll Gesicht und Stimme. Im April 2003 tritt er von diesem Amt zurück. Seine Haltung zu Waffengesetzen und -besitz wird dem Schauspieler mehrfach vorgeworfen. Der Dokumentarist Michael Moore greift ihn in seinem Film Bowling for Columbine stark an.
2002 wurde Heston mit Alzheimer diagnostiziert und verabschiedete sich kurz darauf in einer Videobotschaft von seinen Fans, weil er befürchtete dazu später nicht mehr in der Lage zu sein.
Am vergangenen Samstag ist der letzte Große der alten Recken im Alter von 84 Jahren verstorben. Seine Filme werden bleiben. Zu Ostern und Weihnachten wird er wieder als tollkühner Wagenlenker Judah im Circus Maximus von Jerusalem zu sehen sein; als bärtiger Moses wird er wieder das rote Meer teilen; als einziger Überlebender in einer Welt voller Affen nochmals die Würde der Menschen verteidigen oder als vermeintlich letzter Erdbewohner gegen Vampire kämpfen. Bis dahin, Charlton!