Vorgestern bei der Eröffnung des Filmfestivals in Venedig gab es eine gehörige Portion Humor mit Burn After Reading und den albernen Stars george Clooney, Brad Pitt, Frances McDormand und Tilda Swinton. Gestern nun ist der Ernst in die Lagunenstadt eingekehrt. Ein deutscher Film hatte seinen Auftritt: Jerichow von Christian Petzold mit Nina Hoss, Benno Fürmann und Hilmi Sözer in den Hauptrollen.
Erzählt wird eine klassische Dreiecksgeschichte: Eine Frau muss sich zwischen zwei Männern entscheiden. Die Story ist mehrfach verfilmt und hat besondere Vorbilder. Das deutlichste ist wohl Wenn der Postmann zweimal klingelt mit Jack Nicholson und Jessica Lange und der berühmten Sex-Szene auf dem Küchentisch. Auch in Jerichow gibt es eine solche Szene, aber an einem anderen Ort, der hier nicht verraten wird. Das war es dann aber schon mit der Ähnlichkeit, denn Christian Petzold erzählt seine Geschichte ganz eigenständig.
Angesiedelt hat er sie im trostlosen Osten, in der Prignitz, in der es keine Arbeit gibt, aber viel Landschaft … und kriminelle Energie, die von Begierden und Sehnsüchten hervorgerufen wird. Die drei Schauspieler Nina Hoss, Benno Fürmann und Hilmi Sözer spiegeln diese Sehnsüchte in ihren Gesichtern hervorragend wieder, halten ihre Begierden zurück, die dann doch ausbrechen. Kameramann Hans Fromm findet wunderbare Bilder, die die Landschaft und den Alltag der Region spiegeln. Und Regisseur Christian Petzold schreibt seine Filmographie mit einem weiteren Werk fort, dass mehr über die bundesdeutsche Wirklichkeit sagt als jede TV-Reportage.
Bei uns startet der Film voraussichtlich im Januar. Ob er Chancen auf einen Goldenen Löwen hat, werden wir sehen. Es folgen nämlich noch viele Filme von Takeshi Kitano und Barbet Schroeder und Hayao Miyazaki und Jonathan Demme und Kathryn Bigelow und Darren Aronofsky und, und …