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Die Ästhetik des Kriegs

04.08.2017 - 14:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Dunkirk
Warner Bros.
Dunkirk
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Mit Christopher Nolans "Dunirk" kommt zur langen Liste der Kriegsfilme noch ein weiterer dazu. Doch was fasziniert uns eigentlich so an einem der grausamsten Dinge, das die Menschheit hervorgebracht hat?
All war is a symptom of mans failure as a thinking animal.
John Steinbeck

Im Krieg vereinen sich die schlimmsten Dinge, zu denen die Menschen fähig sind: Gewalt, Leid, Tod.
Und dennoch sind wir fasziniert vom Krieg. Früher wurde er sogar als notwendig angesehen, diejenigen, die besonders herausragend kämpften wurden mit Ruhm überhäuft. Es existieren zahlreiche Gemälde von glorreichen Schlachten, Könige, die durch Krieg Frieden schaffen wollten. Allerdings zeigten die Künstler den Krieg nicht immer nur als glorreich und ehrenhaft. Der Künstler Francisco de Goya beispielsweise kreierte eine Reihe namens "Die Schrecken des Krieges", in der er die Grausamkeit der Kriege zeigte.

Später zeigten nicht mehr Zeichnungen die Grauen, sondern die Bilder der Kriegsfotografen. Diese sind hautnah am Geschehen dabei und führen den Menschen, die gemütlich zu Hause sitzen die Gräuel des Kriegs vor Augen. So bleibt Krieg nicht nur ein Wort, sondern haftet sich als grausames Bild in die Köpfe der Menschen.
Allerdings muss man auch hier kritisch sein, schließlich sind die meisten dieser Bilder inszeniert und auch Fotografen können durch ihre Bilder Partei für eine Seite ergreifen, schließlich entscheiden sie, in welchem Moment das Foto gemacht wird, welchen Bildausschnitt sie zeigen etc.. Aus dem Kontext gerissen kann so ein Bild ganz schnell mal zu falschen Schlussfolgerungen führen.
Während Fotografien und Videoaufnahmen dokumentieren sollen, sind die Filme inzwischen vor allem dazu gedacht den Zuschauer zu unterhalten. Das kritische Hinterfragen von Taten fehlt hier oft, die Welt der Filme besteht aus schwarz und weiß. Ein weiteres Problem, was sich in den vor allem amerikanischen Filmen findet ist, dass Hollywood seine Soldaten gerne als die großen Kriegshelden und Retter zeigt: Die Amerikaner sind die Guten, die Helden, die Gegner (meist austauschbar) sind die Bösen. Da sind wir dann schon wieder recht nah an den glorreichen Schlachtdarstellungen von früher. Natürlich sind nicht alle Filme nur schwarz-weiß Darstellungen, aber dennoch sollte man sich immer kritisch mit den Darstellungen auseinandersetzen und diese nicht einfach als wahr hinnehmen.
Schließlich wollen Filmemacher immer manipulieren, sie wollen Emotionen in uns hervorrufen, schließlich sind es diese Emotionen, die uns im Gedächtnis bleiben.
Aber was ist nun mit der Schönheit? Wie kann man Krieg als schön ansehen?
Der faschistische italienische Politiker Filippo Marinetti sagte dazu:

Schönheit gibt es nur noch im Kampf. Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein. Der Krieg ist schön, weil er dank der Gasmasken, der schreckenerregenden Megaphone, der Flammenwerfer und der kleinen Tanks die Herrschaft des Menschen über die unterjochte Maschine begründet. Der Krieg ist schön, weil er die erträumte Metallisierung des menschlichen Körpers inauguriert.
Der Krieg ist schön, weil er eine blühende Wiese um die feurigen Orchideen der Mitrailleusen bereichert. Der Krieg ist schön, weil er das Gewehrfeuer, die Kanonaden, die Feuerpausen, die Parfums und Verwesungsgerüche zu einer Symphonie vereinigt.
Der Krieg ist schön, weil er neue Architekturen, wie die der großen Tanks, der geometrischen Fliegergeschwader, der Rauchspiralen aus brennenden Dörfern und vieles andere schafft

Eine "Ästhetik", die mit der des Faschismus übereinstimmt: Die Feier des Lebens ist zugleich die Feier des Todes.
Fiat ars, pereat mundus. So zitiert Walter Benjamin den Faschismus, eine Anspielung auf das Zitat "Fiat iustitia, pereat mundus". Es möge Gerechtigkeit geschehen, und gehe daran die Welt zugrunde. Benjamins Abwandlung bedeutet soviel wie "Es möge Kunst geschehen und gehe daran die Welt zugrunde". Das lässt sich schön auf Kriegsfilme übertragen, ergötzen sich die Menschen hier ja quasi an ihrer eigenen Gewalt und betrachten die Vernichtung der eigenen Spezies als schön und grausam zugleich. Welch ein Widerspruch.
Aber die Filme gewähren uns auch Einblicke in unsere eigene Menschlichkeit und wenn das der Fall ist, dann ist der Mensch bereit die Grausamkeit zu ertragen, will sie sogar unterbewusst sehen. Die Gewalt hilft uns unsere eigene Empathie und Moral zu hinterfragen und Mitleid mit den Opfern des Kriegs zu empfinden. Sie hilft uns sogar Schlüsse für unser eigenes Leben zu ziehen.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Soldaten, die in den Kriegen kämpfen, unglaubliches vollbringen, unglaubliches ertragen. Denn auch das zeigen die Filme. Soldaten die für einander einstehen, zusammen kämpfen, zusammen sterben, ums nackte Überleben kämpfen.

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