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Die tanzende Unbeschwertheit der 80er

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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UIP
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Meine Lieblingsszene:

Als ich zuerst mit der legendären „Warehouse-Scene“ aus „Footloose“ in Berührung kam, sah ich mir einen vollkommen anderen Film an. „Hot Rod“ mit Andy Samberg. Als Hauptcharakter Rod völlig frustriert und wutschnaubend das Haus seiner Eltern verlässt, stolziert er auf seine „Lichtung der Einsamkeit“ und schwingt dort mehr als ordentlich die Hüften...

Ich könnte in dieser Aktion jetzt eine Szene auswählen, die für große Emotionen steht, mich tief bewegt oder mein Zwerchfell aufs Härteste strapaziert hat. Die großartige „Wise Up“-Montage aus „Magnolia“ oder die perfekten Intros aus „The Naked Gun“. Szenen, die mir im Gedächtnis haften bleiben, aber letztendlich nur im ganzen Film funktionieren. Ich habe mich gefragt ob ich überhaupt an der diesjährigen „Aktion Lieblingsszene“ teilnehmen will. Ich habe lange auf den Berg aus Filmen eingehackt, schockiert bemerkt, wie sehr ich mein Gehirn mit Eindrücken vollgestopft habe, meine imaginäre Spitzhacke kaputt gemacht und habe erst gestern „meine“ Szene entdeckt. Ich bin auf einen wohlig leuchtenden Riss im Fels gestoßen. Es leuchtet neonfarben aus dem Spalt. Ich bin im Jahr 1984 angelangt. Glücklicherweise aber nicht in George Orwells Zukunftsprognose.

Mensch, wenn man aus Chicago in eine beschissene Kleinstadt zieht und sich mit den fürchterlichsten Spießern vor dem Release von „Cry-Baby“ rumschlagen muss, dann ist man natürlich irgendwann mit den Nerven am Ende. Ob man dann aber aus purem Ärger heraus und ohne Rücksicht auf Verluste das Tanzbein schwingt, das ist eine andere Frage. Wäre man Kevin Bacon, von Natur aus der Inbegriff der Coolness und hätte sich gerade Stings Igelfrisur machen lassen, dann würde man keine Sekunde mit Warten verschwenden. Die Reifen quietschen, Ren ist im „Warehouse“ angekommen, er ist allein, allein mit seinen Gedanken und seiner Wut. In einer Bewegung wird das Bier angesetzt, die Zigarette angezündet und die Kassette ins Autoradio geschoben, um die richtige Stimmung zu schaffen. Andere jugendliche Rebellen würden jetzt vielleicht ihre Dusche vollheulen, Cookies essen und ihre „Nickelback“-Poster von der Wand reißen. Ren braucht soetwas nicht, er hat sein Radio - „Never“ von den „Moving Pictures“ erklingt und hat mich schon mit seinen ersten Synthesizer-Tönen ganz in seinem Bann. Mein Gott, bin ich einfach zu beeindrucken.

Die ersten Flashbacks tauchen auf, Ren krümmt sich nicht vor Schmerzen, er vertieft sich weiter in seine Ekstase. Wie ein Epileptiker entlässt er all seine Gefühle in seinen Körper, lässt Beine, Arme, Kopf voll im Rhythmus aufgehen. Überspitzt, fast schon lächerlich dick aufgetragen, verleiht er der sympathischen Unbeschwertheit der 80er ein Gesicht. 1993 geboren habe ich die 80er natürlich nie „live“ erlebt, liebe diese Film-Epoche aber ganz besonders. Der Glitter, die grausigen Klamotten, die trashigen Actionfilme. Aber ich schweife ab.

Was die „Warehouse“-Szene aus „Footloose“ zu meiner Lieblingsszene macht, ist der naive Glaube an das Gute im Zuschauer, das ausgiebige Bad in nahezu jedem möglichen Tanzfilm-Klischee, die Power hinter der Darbietung Kevin Bacons und dazu die Chuzpe, Rauchen und Trinken als obercool darzustellen. Leichtfüßig katapultiert sich diese Szene direkt in mein Herz und macht Lust in den runtergekommensten Teil meiner Heimatstadt zu rennen und dort knarzende Holzlatten, rostige Eisenstangen und alte Oettinger-Flaschen unsicher zu machen. Wie in „Hot Rod“ werde ich aber an der Realität scheitern und den Sturz meines Lebens durchmachen.

Mein Gott, wie wunderschön kann der Tanz als Ausdruck von Emotionen eigentlich sein? Wie sehr kann eine einzelne Szene einen ganzen Zeitgeist zusammenfassen? Ich habe dank „Footloose“ jetzt Antworten auf diese Fragen. Nach der „Warehouse-Scene“ ist es nicht mehr peinlich auf Tanzfilme abzugehen, ab sofort werden „Step-Up“ und Konsorten einfach ignoriert. Ich kann das auch einfach ignorieren, schließlich hat Kevin Bacon persönlich Nachschub geliefert und Jimmy Fallons Studio unsicher gemacht. Ren wird in meinem Kopf ewig weitertanzen und meinem Tag die nötige Portion Glanz und Gloria verleihen und wisst ihr was? Ich bin stolz darauf!


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