Die Wolken
So selten schaut einer von ihnen hinauf. So selten spüren wir ihren Blick. So selten fühlen wir uns gemustert, erwacht, hebt sich ein paar Augen und ein Geist, auf uns zu verweilen, auf den Zauber unserer Zeugenschaft aufmerksam geworden.
Seit Urzeiten ziehen wir dahin. Wir schauten auf die Kinderstube dieses Planeten, selber noch jung, und doch schon jede von uns älter, als diese Eintagsfliegen zu werden je sich getrauten. Auch wir vergehen schnell; manchmal schmelzen wir wie ein flüchtiger Gedanke vor uns dahin, in ihrer Spanne schneller, als sie ein Eis an einem sonnigen Sommernachmittag – dem üblichen Zugeständnis ihrer sprunghaften Beachtung - zu schlecken vermögen.
Doch dieser Eindruck trügt. Die magischen Formen und Muster, die wir an den Himmel schreiben, die Unterhaltung und Verständigung unseres kollektiven Wesens, zeichnen die Gedanken, die wir tauschen, simultan,- unser Äonensinnen, das sich entwickelt, unsere Nachdenklichkeit, überlegend seit Urzeiten, im Angesicht der Zeit, über Gott und seinen Planeten, diese Erde, die wir bewohnen, und auf der wir unsere Reise durchs All begleiten, angesichts der Sterne.
Die Sterne! Wer ist ihnen näher als wir, des Nachts, wenn wir unseren Bauch an die Decke der Erde schmiegen, beschützt und gehütet von ihrer Wärme, die uns zum Morgen geleitet, und voller Klarheit, zu betrachten den unermeßlichen Horizont über uns, das Firmament, bestückt mit diesem punktgestochenen Leuchtfeuer unzähliger Welten, angeweht von der Kühle der Distanz, die uns nur zum Gruße von ihnen trennt, und doch vereint durch die Botschaft des Lichts, die zu uns kommt, und welche wir ihnen zurückentbieten von unserem eigenen Gestirn,- Fleische von ihrem Fleische,- Teil der stummen Gemeinschaft, die doch vereint ist, und jeder für sich beisteuert, jedes für sich, und doch niemand allein? Isoliert, und doch nicht einsam? – Denken wir doch alle dasselbe- indem wir über dasselbe nachdenken, und niemand drängt uns, alle Zeit der Welt haben wir, und das verhilft, früher oder später, zu denselben Ergebnissen ... Die Gemeinschaft der Sterne und der Wolken hat vieles gemeinsam.
Nicht das wir von derselben Erhabenheit wären wir sie. Wir können durch ihren Raum nicht reisen, nicht atmen die Leere, die Kälte zwischen ihnen. Wie die Niederen brauchen wir unsere Heimat, die uns umhegt, Leben, Wärme und Feuchtigkeit, vor allem Feuchtigkeit, Dunst Wasser Tau und aufsteigenden Nebel schenkt. Ohne unseren Großohm Ozean sind wir nichts, verdampfendes Ausgeschwitztes der Gesteine, unserer Mutter, unserer Ernährerin, von deren Nabel wir schlecken, die wir atmen, die uns entgegenrauscht, die unsere Lungen füllt, in tiefen Zügen.
Auch wir sind Sklaven der Zeit, leben hier und nicht überall, wurzeln auf dieser Planetenmasse, sind an ihr Dasein und ihre Elternschaft gekettet wie jedes ihrer Kinder, Teil der gewordenen Gemeinschaft, aber ein erhabener Teil, von großer Freiheit, anders als das Gewimmel unter unserer Sohle. Vor allem haben wir Zeit, viel mehr Zeit, zum Sinnen, und Betrachten, weil wir nicht so zerstörisch-empfindlich sind. Unser Körper ist weich: weich durchdringend, weich zu durchdringen. Nicht zu packen, nicht zu fassen: und schlüpft durch jedes Loch und jede Fuge. Ziehen wir den Finger durch diese Schlaufe des Weltkörpers, den Blicken entschwindend, taucht er an anderer Stelle, wie unvermutet, wieder auf: wir sind ich, und ich bin sie, und überall – vergehe und entstehe ich, seit allem Vergangen und Zukünftigem. Ich bin viel und eins, ohne Grenze, und sammele mich nur, am bevorzugten Ort, meiner Heimat, dem Zentrum meiner Schwere, die ich nur tippend berühre und davonschwebe im Schwung. Ich liebe es, hier zu sein; was hielte mich denn? – Mein Körper ist schwerelos, nicht ganz; schwebt zwischen Himmel und Erde, meiner Wahlheimat unbestimmt, doch überall und nirgends: hier, doch, lieber hier. Und beobachtet und schaut, und sinnt, und sinnt.
Nun ja, Betrachten ist nicht so wichtig,- und doch wirklich,- wird es nie völlig uninteressant. Es ist wie ein Aquarium haben. Es ist gut, das dies Gewese immer ist da unten. Es ist verläßlich. Es würde etwas fehlen, wenn es nicht da wäre. Schließlich ist es, in seiner statischen Beweglichkeit,- in seiner agilen Reglosigkeit, Grund und Mittel unseres Nachdenkens, der Nabel, an dem wir in diese Welt aufgehängt sind, durch den das Blut und die Nahrung fließt, die uns in dieses Dasein knüpft. Nichts Neues unter der Sonne! Und doch ein Rätsel, das wir seit Urzeiten entziffern, und dessen unfaßbarem Kern wir auf die Spur zu kommen suchen. Dieser Wahrheit kann nur auf dem Wege der Meditation genähert werden, und das tun wir, meditieren, nichts anderes ist der Zug der Formationen, die von unten beobachtbar sind, kämen sie denn je auf Höheres.
Haben Sie erst alles gesehen, einmal,- hundertmal,- millionenmal,- läßt Ihre Gebanntheit nach, unweigerlich, und doch wird dieses Schauspiel niemals entbehrlich. Es ist wie eine Bestätigung, das die Welt noch da ist, um die es sich dreht. Es überrascht zwar nicht: doch es ist die Aufgabe, die gestellt ist. Und jeder Morgen bestätigt aufs neue: das die Aufgabe noch da, noch nicht gelöst, noch nicht enträtselt ist, das es lohnt und unentrinnbar ist, weiterzutreiben, das noch ein Grund, dazusein, ist, das man der Begründung der eigenen Existenz noch nicht enthoben ist, das eine Folgerichtigkeit dafür vorhanden ist, weiter dazusein. Die Welt wird nie langweilig: in ihrer Vorhersehbarkeit,- weil das Rätsel auf einer anderen Ebene sich bewegt und wohl verborgen ist. Und diese Verborgenheit ist es, die uns weitertreiben läßt, und welche die Gegenwart der Welt beruhigend,- sogar erforderlich, notwendig, begehrenswert sein läßt,- unabdingbar,- fehlte sie plötzlich,- wäre sie beim Auftauchen aus der Nacht nicht mehr vorhanden,- wäre plötzliches Verzweifeln unser Fall und würden wir ins Verderben stürzen,-
wohlgemerkt rede ich nicht von der Bedingung unserer leiblichen Existenz, denn ein Quantum Wasserstoff- Luftgemisch kann schwer vergangen werden,- sondern mehr von der metaphysischen Dimension unseres Seins, dem das Schauspiel des Lebens an diesem konkreten kosmischen Ort zu dieser einmaligen Zeit,- seine Wurzel und Heimat bietet. Was wären wir ohne unser Zuhause,- unsere Zeitgenossenschaft mit diesem Planeten, über dessen lebendiges Entwicklungsziel, und unser Eigenes, wir sinnend nachformen?- Nachformen, ja: unsere Gebilde- und Gebärdenhaftigkeit, an unserem Himmel, unserem Gedankenelement, unserer Überlegenstafel, die wir mit Ziffern bedecken,- sind unsere Art, uns mitzuteilen, öffentlich insgeheim nachzudenken, da wir nichts zu verbergen hätten, unsere Bemühungen wie immer allen gehören, und jedem freisteht, sie zu nutzen, und von ihnen, die so uralt Überlegungen anstellen und vorläufige Ergebnisse präsentieren,- zu profitieren,- wenn man denn will und kann,- möchte. Die millionenalten vorläufigen Ergebnisse ergänzen sich hier – was sollen Eintagsfliegen damit beginnen, für ihr unverwertbares Dasein, außer zur Ruhe zu kommen, und im unvollendbaren Lesen vergehen?
Wir sind geschaffen: wir sind Teil des Lebens dieses Planeten, wie jede andere Äußerung dieses universellen Strebens zur zeitweiligen Regsamkeit hin, des immerwährenden Austauschs der Elemente, untereinander,- jedenfalls in ihrem mehr oder weniger abgeschlossenen Beisammensein an diesem Zeitorte hier. Auch wir sind Teil dieser ineinanderspielenden Kreisläufte: aber ein wichtiger, und ein ursprünglicher,- ein nahe sogar dem Ursprung befindlicher Teil. Stellen wir unvornehm klar,- denn einfachen Lebensformen muß man sich gerade verständlich machen : wir sind auch elementar wichtig für die ‚Biologie‘ in dieser Form, ohne uns läuft hier nichts,- gar nichts. Fiele uns bei, was nicht gestattet ist, unser Treiben zu verweigern: würde all dieses Gewimmel-Gekrös an der Lebensoberfläche sehr bald in Krämpfe verfallen und vergehen. Ein Wimpernschlag der Zeit und überall erstreckte sich Öde.
Es gibt keinen Grund, von Machtverhältnissen zu reden: unsere Erfüllung gilt anderen Zwecken, wir sind nicht frei, zu tun, was wir nicht wollen müssen kein Gedanke. Keine Absicht. Wir sind einfach da und dabei. Während wir sind: und soviel älter als so viel, was wir blicken, unserer Schau sich darbietet und sie füllt, während wir wahrnehmen,- während wir also sind, einfach nur sind,- und nur Gestein und Wogen als gleichbürtige Gefährten, rangesgleiche Erscheinungen anerkennen, während wir, Geschaffenes, so sind,- nehmen wir dar, und nehmen, getrieben, die Bedingungen unserer Existenz wahr und rekapitulieren sie in uns und bewegen sie in unserem gemeinschaftlichen Herz von Wind und Feuchte, der uns davon- und vor uns nachzieht, ziellos wie wir, über den endlosen Rand dieses Weltrunds, hinab, hinab, in den Ausfluß der Zeit von der ewigen Quelle her,- von Kälte zu Wärme, von Hitze zu Auf-, zu Ab: zum Wolkenheim, zur salzigen Ozeanwiege, zu jauchzendem Schwebfall-Reigen in schwerelosem Tanz, oder verhangenem Schleier, vereint in millionenfacher brüderlicher Eile oder Sorglosigkeit, pochendes gemeinschaftliches Herz,- zu beiläufiger Wiedergeburt im Sonnenglanz,- im niemals endenden? Wechsel von zeitloser Dauer.
In all Diesem sind wir gegenwärtig, einfach nur gegenwärtig: Wir registrieren, was und wo und wie wir sind, kein Gedanke an Machenschaften,- wir sind nur dabei, und formen unsere Beteiligung, innerlich wie äußerlich: in unserer Himmelskunst, Kunst am Himmel,- symbolisieren wir seit so Langem schon unsere vorläufigen Erkenntnisse, geschaffener Zeugen wie alles: und ab und zu, selten genug, erheben sich unten ein paar „Augen“, lichtempfindliche Organelle, winzige Zellkeime, mit für einen Moment aufflackernder Aufmerksamkeit dahinter, abgelenkt, von der Zugkraft sovieler Wichtigkeit ihres absorbierenden Eintagdaseins,- ihres gerade erst entsprungenen Liderlösens,- ihrer rührend auferweckten beginnenden Krabbelversuche,- und schauen auf aus ihrer Konzentriertheit, und blicken hin zur Abbildung ihrer Folie eines rückgewandten, in sich gekehrten Ichs: und schauen, ohne wahrzunehmen, und vielleicht, in einigen ihrer Augenblicke lichterer Gelöstheit,- dämmert und schimmert eine Sternschnuppenweite lang höherer Verständnisschimmer angesichts der Formelkunst einer unendlich fülligeren Daseinsform auf:
Der Zug der Wolken über den Himmel
am Morgen
im reglosen ersten Licht, helle Streifen und Feldlöcher im dunkelen Samt ; das Verbergen der kryptischen Mondrüstung hinter ziehenden Schleiern ; das Türmen einer Gewitterfront gigantenhoch mit weißer Schürze am dunklen Blauleib; der gefilterte liebkosende Strahlenfächer zu einer gebreiteten Landschaft hinunter, bereit, Liebkosung zu empfangen und zu erwidern ; weißes zierlichzart behutsames Wolkenzupfen vorm himmelsblauen Tiefengrund ; das Ziehen friedlicher Cumulusherden zu ungenannten Zielen, Wolkenschafe grüßend und rastlos ohne Eile, und man weiß, was immer es für Bestimmungen sind, die sie in Ordnung und auf dem Pfade halten, sind ihres Zwecks zu gutem und verständigem Geschick eingedenk - , - das Grübeln dumpfer Wolkendecke an schweren Tagen,- der lichte milchige Dunst heiteren Sinnes ohne besondere Fügung an guten, -- Wolken bei Tag, Wolken bei Nacht, - im Zwielicht, - Wolken bei Wind, leichtem oder starkem - oder neckischer Abwesenheit wie BlindeKuh-Spielens (und doch sind sie da, und lucken ab und zu, ob wir gucken, über den Horizont),- oder gar wirklich ihre gänzliche Beschäftigung und Versammlung an scheinbar anderen Orten der Welt, wie Eltern, welche aus sind, und wie diese, gewiß wiederkommen werden (möchten), wenn die Veranstaltung ihr Ende findet ; Wolken jeder Schwere, Substanz und Güte, luftig, leichtsinnig und federleicht,- und schwer, dunkel, bedrohlich, schmetternd zornig wie ein lautwerdender Vater, dessen Unmut erregt wurde; Blitze, die Wolken weh tun und schmerzen wie ein Schnitt ins Fleisch, und bereits wundersam verheilt? oder werden sie abtransportiert von ihrem Gefährtenzug doch zu einem imaginären fernen Leichenbegängnis, von dem wir nichts wissen und ahnen können und sollen, vielleicht ist es auch nicht so, wahrscheinlich können Wolken nicht sterben,- doch ihren Unmut äußern, wenn man sie zu teilen versucht, wie ein aussichtloser erzwungener Versuch, von einem liebegebührenden Ehegatten sich zu trennen,- an ihnen zu zehren, bis ihre zornige Zurechtweisung sich löst, in machtvollem Donnerwort.-
Wolken in jeder Form und Größe, zu allen Zeiten,- keine denkbar ohne Zeugen. Wolken über Dinosaurierhäupten; Wolken über einer kambrischen Geröllwüste, sinnlos niederregnend, zu Bächen gerinnend wie eine Träne über Verschwendung ; Wolken über Indianern, über Segelschiffen; Wolken am Eismeer-Pol, und Dunst aus Tropenwäldern ; Wolken aus Nebel, die Erde streichend ; Wolken in hoher Arroganz und Abwesenheit, ganz für sich fern am Himmel; eine Wolke, für sich strahlend, und doch langsam ihre Ergebnisse variierend; wie jemand, dem man beim Denken zugucken kann, wie er zu neuen Erkenntnissen fortschreitet, indem der Mut zur Entschließung wächst; Wolken, die entschlossen sind, zum Mut, mutig zu sein. Fröhliche Wolken,- gemeinschaftliche Wolken, kameradschaftliche Wolken; betrunkene Wolken, schwermütige Wolken, gaukelnde Wolken, holprige Wolken, leichtsinnige Wolken, kindische Wolken; einsame Wolken, vergrübelte Wolken, teilnehmende Wolken, mitleidige Wolken; Wolken, die Zeugen von allem waren und sind, und jedes Greuel schon begleitet haben; Wolken, zu denen Blicke flehten, nicht sie meinend, doch diese ihre Blicke nehmend und bewahrend, in sich speichernd, in ihre Denkenswelten verschließend und irgendwie einspinnend verschleiernd; Wolken als Behältnisse für alles Irdische, für immer. Wolken als Resumees vorläufiger Wirklichkeit; Wolken, als Gefäße der kollektiven Planetenerinnerung.
Wolken sind dabei; Wolken werden immer sein. Immer? Nun ja, geboren im Archaikum: werden sie ‚nur‘ das Alter dieser Welt erreichen. Wolken sind Gnome und Knarze; Wolken sind Homunkulusse. Wolken sind die geborenen Begleiter; Wolken sind Gefährten.
Zu Wolken kann man die Blicke wenden, wenn alles schief geht oder himmelhoch jauchzt; Wolken sind immer da, und Wolken reden auch zu einem. Man muß sie als Gefährten nur ernst nehmen. Man muß glauben, das sie etwas zu sagen haben ; das ihre Mitteilung wert ist, gehört zu werden. Es ist Zeit, den Standpunkt zu wechseln. Verwechseln wir sie nicht mit ihren zufälligen, zwangsläufigen Gebilden im atmosphärischen Getriebe eines energetischen Sonnenantriebs. Natürlich sind sie auch das, wie Wir das Ergebnis einer ebenso zwangsläufigen Vereinigung einer Samen- und Eizelle sind mit allen Weiterungen, die daraus erwachsen. Natürlich ist nichts zufällig oder alles. In der Unwägbarkeit des Weges dazwischen findet der Sinn des Lebens seinen Saum des Einverständnisses, auf dem Weg wohin?, einem Ziel, zwischen zwei Polen, von denen jeder für sich Makulatur ist, belanglos, Leben Vor der Geburt und Nach dem Tod. Natürlich sind diese Pole für sich genommen sinnlos, doch sie öffnen ein Tor, zu einem Unterwegs, zu dem sich Sinn gesellen kann wie ein Gefährte. Die Alleinheit macht keinen Sinn; Sinn findet sich in der Kameradschaft unterwegs. Nehmen wir unsere Gefährten wahr: wer begleitet uns denn ? – und unter ihnen, gewiß, können wir die Gebärden zu unseren Häuptern entdecken. Ich scherze? Nein, HÖREN WIR ZU. Dies ist es, was sie uns nicht lehren wollen, denn ob wir lernen, ist ihnen völlig egal.
Nicht lehren wollen sie uns: sondern wir sind es, die LERNEN WOLLEN müssen. Wollen wir Ohren bekommen, können wir anfangen, ihre Stimmen uns zu nähern. Im Schauen entpuppen sich diese immerwährenden, stets vergehenden Gebilde wie der Zug einer Gedankengarde; unaufhörlich, und stets sich erweisend, wie diese. Was sagen sie?
Im Traum sprechen sie zu uns, wenn wir in unserem Blick versinken, ins Blaue gewendet, an unseren Bildungen haftend. Wenn unser Gesicht hohl und durchsichtig wird, während eine Leichtigkeit, ein Lächeln an unserem Mundwinkel hinaufzieht wie ein kleiner an der Nase gehängter Kobold, ohne das wir ein Kitzeln bemerken. Wenn wir versonnen und versponnen werden, vielleicht wie ein auf dem Rücken im Gras liegender Käfer, der wohl Flügel hat (sich zu befreien) aber sich sonnt, und die Sonne auf den Chitinbauch scheinen läßt, wohlig grünzelnd. Es muß ja nicht einmal um das Wohle zu tun sein; Kummer zweckt auch, wäre aber natürlich nicht vorzuziehen. Auf jeden Fall sollten wir hinhören: was die Formation uns zu sagen hätte. Wir hören sie durch Wahrnehmung : wir müssen hinsehen, wahrnehmen, um zu >hören<. Ewig spielen wir uns die Langspielplatte der Eigenaufnahme vor: horchen wir außerhalb, was draußen uns die Melodie der Welt spielt. Sehe die Wolke an : nehme die Wolke an, als eigene Lebensäußerung; höre, was sie dir zu sagen hat. Ihr Mund wird aufgehn, indem du hinsiehst, indem du SIE zum ersten Mal erblickst, denn diese Wolke wird es wie dich nie wieder geben ihr Brüderschwestern; indem du ihr zusiehst, ihre Veränderung und Ineinanderübergehn verfolgst,- und ihr allmähliches Werden wird zu deinem Werden werden, ihr werdet euch einander angleichen, euer beiderseitiges Wirken wird schmelzen, ineinander gleiten,- und indem dein Ohr ihrem Mund sich angleicht und nähert, wird ihre Stimme hörbar werden,- und ihr Mund sich auftun, und dein Gehör sich öffnen,- und sie wird sprechen, und sie wird reden vom Alter der Welt, und der Geschicke. Und es wird Weisheit sein, und tiefes Glück wird dich erfüllen, und durch dich strömen, wie ein Wolkenzug, aus Zeit und Geschick.