Dinosaurier - Wie lustig darf Sozialkritik sein?

24.12.2009 - 08:50 Uhr
Alt und dusselig - Dinosaurier
Constantin
Alt und dusselig - Dinosaurier
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Geschäftemacher, die alten Damen das Haus wegnehmen, sind altbekannter Dramenstoff. Leander Haußmann macht daraus eine Slapstick-Klamotte und lässt Kritiker breit grinsend, aber ratlos zurück.

1975 erschien der Film Lina Braake von Bernhard Sinkel und wurde ein Klassiker des Neuen Deutschen Kinos. Darin wurde eine alte Frau von einer Bank um ihre Wohnung gebracht und landete im Altersheim. Dort verbündete sie sich mit einem Mitinsassen und drehte den Spieß um. Durch einen cleveren Plan zockte sie die Bank ab und gewann ihr Haus zurück.

Heute kommt das Remake Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! von Leander Haußmann in die Kinos, der bei der Geschichte konsequent auf grotesken Humor und charmante Altstars setzt. Selten waren sich Kritiker so einig. Der flache Humor macht ihnen ein schlechtes Gewissen, da doch eigentlich ein sehr ernstes Thema, wenn nicht sogar die ganze Finanzkrise behandelt wird. Die sympathischen Rentner und ihr frisches Schauspiel zaubern ihnen aber trotzdem ein Lächeln auf die Lippen.

Margret Koehler vom Bayrischen Rundfunk ist sich nicht sicher, ob sie wirklich mitlachen darf: “Manchmal ist der Humor grenzwertig und nicht gerade fein, Gebissklau und Tod bei Vertragsunterzeichnung sind schon sehr klamottig. […] Haußmann überspannt ab und an den Bogen, als möchte er austarieren, wie weit er gehen darf und wie er das Feuilleton zur Weißglut bringen kann. Ganz nebenbei poltert er noch gegen Spekulanten und Banker und lässt diese verrottete Spezies das Spiel um Grund und Geld verlieren, was nicht nur den Leidtragenden im Film großen Spaß macht.”

Robert Zimmermann auf Critic.de bedauert, dass Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! sein guten Momente unter flachen Slapstick-Gags begräbt: “Jedoch kommt Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! nicht so richtig in Fahrt und bleibt eine Aneinanderreihung von recht entschleunigten Gags einschließlich offenbar unvermeidbarer Ekel-Lacher um Ingrid van Bergens künstliches Gebiss. Das ist bedauerlich, weil in der gleichförmigen Nummernrevue aus Slapstick und Brachialklamauk andere gelungene Akzente nahezu untergehen”.

Michael Kohler vom Film-Dienst bemängelt die seichte Herangehensweise an das Thema, kann sich aber auch nicht dem Charme der Hauptdarsteller entziehen: “Als Abrechnung mit dem aktuellen Bankenunwesen ist Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! deswegen erstaunlich zahnlos – dabei schwimmen auf dem Filmplakat so herrliche Hauer in den Kukident-Gläsern. Selbst in einer letztlich enttäuschenden Klamotte wie Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! kann man sich aber immer noch auf Haußmanns Liebe zu seinen Figuren und Darstellern verlassen.”

Martin Riemann von der Intro lobt die Behandlung des ersten Themas durch das Komische: “Sämtliche Register des Boulevardhumors werden gekonnt gezogen. Und das Rezept geht auf: Haußmann kriegt mit seiner tolldreisten Herangehensweise tatsächlich eine ganze Riege Dinosaurier des deutschen Showgeschäfts (Giller! Tiller! Wolter!) dermaßen in Spiellaune, dass einem ganz schwindelig wird. So was hat man hierzulande seit 40 Jahren nicht mehr gesehen. Leider.”

Hier der Trailer zu Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! von Leander Haußmann:

Wer jetzt selbst wissen möchte, ob ihm Humor oder Sozailkritik wichtiger ist, der kann in unserem Kinofinder erfahren, wo Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! auch in seiner Nähe läuft.

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