Diplomatische Diskussion um Seediq Bale in Venedig

02.08.2011 - 15:00 Uhr
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Um den taiwanischen Wettbewerbsbeitrag Seediq Bale beim Film Festival in Venedig gibt es große Diskussionen, die vielleicht sogar dazu führen könnten, dass der Film vom Festival zurückgezogen wird.

Kaum steht das Line-Up für das Filmfestival in Venedig fest, gibt es schon Ärger. Der Wettbewerbsbeitrag Seediq Bale von Wei Te-Sheng wurde als Film aus “China und Taiwan” gelistet. Sowohl die Produktionsfirma ARS als auch die taiwanische Regierung protestierten gegen diese Kategorisierung.

Warum ist das so schlimm? Ganz einfach. Seit dem zweiten Weltkrieg kämpft Taiwan um seine Unabhängigkeit. Zwar hat China seit Längerem akzeptiert, dass die Insel politisch unabhängig ist, doch beansprucht das Festland weiterhin die Hoheitsgewalt. Dazu kommt, dass Seediq Bale, der bislang teuerste Film aus Taiwain, ohne chinesische Investitionen produziert wurde und somit in den Augen des Filmteams eine eindeutig taiwanische Produktion darstellt. Besonders ärgerlich ist außerdem, dass das Thema des Films auch noch ein politisches ist: Seediq Bale handelt vom Wushe Vorfall, einer Rebellion der indigenen Ureinwohner Taiwans gegen die japanische Armee im Jahr 1930. Der Trailer verschafft euch einen Eindruck davon, welche Bedeutung dieser Teil der taiwanischen Geschichte für das Land haben mag.

Der Fauxpas des Filmfestivals in Venedig ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass John Woo, der aus Hongkong kommt, als Executive Producer aufgetreten ist. Seine Aufgabe war es, aus dem 4 ½ Stunden langen Epos eine 135 minütige “internationale Version” zu stricken, die auf dem Festival in Venedig gezeigt werden soll. In Taiwan wird der Film in etwa zwei Monaten in zwei Teilen ins Kino kommen. Was soll nun geschehen? Venedig wird das Listing des Films vermutlich nicht ändern, da wiederum China darauf besteht, dass Taiwain stets als Teil seiner Nation bezeichnet wird. Und den Ärger der Chinesen will sich das Festival sicherlich nicht aufhalsen. Wahrscheinlicher ist, dass Wei Te-Sheng seinen Film vom Festival zurückzieht oder aber, dass mit der Bezeichnungen “Chinese Taipei” eine Kompromisslösung gefunden wird. Dieser Begriff wurde vom olympischen Komitee erfunden, um eben dieser Diskussion zwischen China und Taiwan entgegenzuwirken.

Was haltet ihr von dieser Diskussion? Sollte Seediq Bale als taiwanischer Film gelistet werden oder ist dieser politische Konflikt bei einem Filmfestival völlig überflüssig?

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