Katharina Thalbach muss die Rolle der Frau Moll auf den Leib geschrieben worden sein: Klein, mit großer Klappe, liebenswert, immer für ihre Familie da, stolz im Kleinen und durch und durch Berlinerin. Der weibliche Part der dreiköpfigen Familie Moll aus Berlin-Marzahn war mal Wurstverkäuferin und findet nun nach langer Arbeitslosigkeit wieder einen Job als Sicherheitsbeamtin. Mit Stolz übt Frau Moll die Arbeit aus, denn was ist der Mensch ohne Arbeit. Und lohnenswerte, ehrenhafte Arbeit, das bezieht sich auf das Gehalt, welches man sich selbst erarbeitet und welches nicht in Form von Sozialhilfe vom Amt fließt, wie das bei so vielen Nachbarn in der Plattenbausiedlung der Fall ist. Ihr Mann Hans Moll wird von Axel Prahl darsgestellt: ein dicklicher, vielleicht etwas dümmlicher, aber liebenswerter Mann, der es noch einmal wissen will. Gummibäume sind sein A und O, bis die neue Nachbarin (Katerina Medvedeva-Schwerbrock) einzieht. Sie ist Russin, heißt Jewgenia und verknallt sich in Hans Moll. So wie er sich in sie.
Sehnsucht ist vielleicht das Grundthema in dieser Tragikomödie von Bernd Böhlich, die 2007 im Kino lief. Denn die Sehnsucht, die wach geblieben ist in diesen von substantiellen Nöten geplagten Menschen, beschert ihnen einen Hoffnungsschimmer, kleine Momente des Glücks. Da gibt es den arbeitslosen Physiker Kurt Wellinek (Herbert Knaup), der wegen seiner Arbeitslosigkeit alkoholabhängig und depressiv wurde. Seine Frau Sylvia (Karoline Eichhorn) hielt dies nicht mehr aus und trennte sich. Doch Kurt zieht genau gegenüber der Wohnung, um weiterhin nahe bei Sylvia zu bleiben. Einsam ist er. Alleine fühlt er sich. Abgestoßen von einer Gesellschaft, die keinen Physiker mehr braucht, sondern billige Zeitarbeitskräfte für einen Stundenlohn von 6,50 Euro.
Du bist nicht allein. Die Szene, in der Axel Prahl den Schlager am Tisch mit Kurt und der Familie von Jewgenia singt, ist herzerwärmend. Der Trailer beinhaltet einen Ausschnitt davon:
Du bist nicht allein läuft heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten. Die Kritiken auf moviepilot jedenfalls empfehlen uns diesen Berliner Film: Die Durschnittsbewertung der Kritiker beträgt 8,1 Punkte, die der Community 7,2.