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Gruselige Eindrücke – oder: die erste Nacht des Horror-Festivals am Freitag den 13.

14.07.2018 - 15:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Festival des Grauens
Delphin Kino, Wolfsburg
Festival des Grauens
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Die neue Horror-Nacht im Delphin Kino in Wolfsburg zieht erneut die Fans an, wie das Licht die Motten

Ohne Moviepilot wäre ich wohl nie in Wolfsburg gelandet, doch nun bin ich hier, Dank des Horror-Festivals und dem Gewinnspiel (Danke an dieser Stelle MP und den Organisatoren der Horror-Nacht).

Tief beglückt, denn nicht nur, dass es Horror am laufenden Band gibt, nein, das Ganze findet in einem atmosphärischen Kino statt, in denen sich Freunde des gepflegten Horrors zusammenfinden, um dem immer wieder umstrittenen Genre zu huldigen. Hier wird nicht hirnlos ein Film nach dem anderen abgespult, stattdessen gibt es Gäste, die lässig über Produktion, Hintergründe, Anekdoten und ihre Faszination für Horror plaudern. Da wäre u.a. Benjamin Munz, einer der Schöpfer der kleinen feinen Serie „Viva Berlin!“ , die es in meinen Augen mit „The Walking Dead“ aufnehmen kann. Meine von mir gewünschte Szene mit Zombies vor dem Brandenburger Tor fehlt zwar auch hier, aber dafür gibt es ein wunderbar dystopisches Friedrichshain, hingebungsvolle Darsteller, eine verdammt gute Story und den passend apokalyptischen Sound. Witzig finde ich vor allem die Querverbindung zu Schwaben vs. Berlin, aber das nur am Rande.


https://www.youtube.com/watch?v=WKOc_LLcDUk&t=27s


Überhaupt ist die Filmauswahl zu begrüßen, denn es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, wie Chucky: der heute längst nicht mehr so gruselig ist, wie bei der Erstsichtung im zarten Alter von 11 Jahren, aber immer noch solide Filmkost bietet! Ich fand Puppen schon vor Sichtung des Filmes creepy, danach wusste ich, warum. Selbst die Barbiepuppe, fand da keine Gnade - und zu meiner Verteidigung: nein, die hatte ich mir nicht gewünscht, das war ein "gut gemeintes" Geschenk meines Vaters, dem ich mit meiner ich-finde-rosa-doof-Haltung selbst suspekt war. Daran hat sich bis heute nichts geändert, und das ist auch gut so. Randnotiz für mich: endlich den letzten Teil „Cult of Chucky“ anschauen).

Oder Pinhead (der zweite Teil der Reihe kam Ende 2014 endlich vom Index runter und wurde erstmals in Deutschland in ungeschnittener Fassung gezeigt, da freut sich das Herz). Doug Bradley ist furchteinflössend (und der Mantel echt fashion) und man kann gerne darüber diskutieren, ob der Figur mit der Entmystifizierung im 2. und 3. Teil der Reihe damit ein Gefallen getan wurde oder nicht - gruslig bleibt er allemal!


https://www.youtube.com/watch?v=XsIH9ms4h3k


Mit Christian Bartsch (Produktmanagement bei Turbine Media Group) gab es eine spannende Diskussion über das Thema Zensur und mit Blick auf den im Anschluss gezeigten Film „Hellraiser II“, über die Ent-Indexierung der drei ersten Pinhead-Filme.

Was zum Thema des Monats auf Moviepilot  passt: ist FSK noch zeitgemäß? Warum werden Filme indiziert, gegen die selbst die Tagesthemen blutiger aussehen? Was in den 1980/90ern aufgrund seiner Brutalität, Gore-Lastigkeit und/oder sexuellen Inhalte auf dem Index landete, ist gerade im Vergleich zu Horrorfilmen des 21. Jahrhunderts fast niedlich zu benennen und löst bei mir meist ein unverständliches Kopfschütteln aus. Aber diese Diskussion wird auch hier und heute nicht gelöst werden, darum zurück zur Schlachtbank, ich meine Gemetzel, äh ich meine zum Genre: Ich finde ja immer, dass anders als in Superhelden-Filmen, wo glaubhaft versichert wird, dass es da immer jemanden geben wird (mit Cape oder ohne), der die Erde vor dem sicheren Untergang bewahrt, der Horrorfilm der Gesellschaft einen (verzerrten) Spiegel vorhält. Ich schmeiße mal die gewagte These in den Raum: jede Gesellschaft bekommt den Horrorfilm den sie verdient…

So grauenvoll ist es oder kann es sein oder wird es werden. Sieh genau hin, es gibt keine Sicherheit, da ist keiner der zur Rettung eilt. Wobei es ja doch meistens eine Art von Happy End gibt, selbst im Horrorfilm, denn schockierender als das, was in der Realität passiert, was Menschen anderen Menschen antun können, kann es auf der Leinwand nicht geben.

Und mit diesem moralisch erhobenen Zeigefinger gehe ich jetzt noch ein paar Sonnenstrahlen haschen, bevor es wieder in die Umarmung der Dunkelheit geht.


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