Ich, der Getränkemann & Star Wars: Episode 1

03.03.2015 - 17:35 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Star Wars Episode I:
The Phantom Menace
LucasArts
Star Wars Episode I: The Phantom Menace
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Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis....DÖÖÖÖÖ DÖÖÖ DÖDÖDÖDÖDÖDÖÖ DÖDÖÖÖÖ DÖÖÖ DÖÖ DÖÖ DÖÖÖÖÖÖÖÖ DÖÖÖÖÖÖÖ DÖDÖDÖDÖÖÖÖÖÖÖ DÖÖÖÖÖ, DÖDÖDÖDÖÖÖÖÖ DÖÖÖÖÖÖ, DÖ DÖ DÖ DÖÖÖÖ!

Ich bin zwar eigentlich erst 25, doch manchmal spüre ich doch, dass ich bei gewissen Dingen im Leben bereits zum vielzitierten alten Eisen gehöre: Beispielsweise wäre da der tägliche Aufstieg zu meiner Wohnung im vierten Stock, den ich nur mit Mühe ohne Basislager und Sauerstoffmaske überstehe. Doch auch wenn die Gespräche im Freundeskreis zwangsläufig irgendwann auf Star Wars kommen, fühle ich mich alt: Auf der einen Seite steht die sogenannte "junge Generation", die die klassische wie auch die neue Trilogie gleichermaßen schätze. Ihnen gegenüber knurren die Oldschool-Hardliner, die Star Wars IV, V und VI für das Maß der Scifi-Dinge halten und für einen Hayden Christensen nur verächtliches Schnauben übrigen haben.

Und dann gibt es noch die verschwindend kleine Randgruppe irgendwo dazwischen, die schon vor den ersten Schritten im Elternhaus mit der Originaltrilogie geimpft wurde und sich dann doch noch zumindest in Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung  verlieben konnte. Schuld daran war allerdings nicht der Film, nein, sondern das gleichnamige Videospiel, das offiziell zum Blockbuster erschienen ist.

Epik Ende der 90er.

Als Star Wars: Episode 1 die Kinosäle weltweit füllte und fast gleichzeitig das Spiel dazu für PS1 und PC erschien, trieb ich mich als zehnjähriger Latzhosenträger mit meinen Eltern beim Getränkelieferanten herum, der uns wöchentlich mit Limonadenvorräten belieferte (Dorfleben ist kein einfaches Leben!). Aus irgendeinem Grund, den ich bis heute nicht mehr nachvollziehen kann, drückte mir der nette alte Herr damals ein Originalspiel von Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung  in die Hände.

Es war ein magischer Moment und die Getränkepaletten waren unsere Zeugen.

Als Obi Wan Kenobi säbelte ich mich ab sofort durch Raumschiffe und über Planeten, schoss mich als leibwachender Captain Panaka durch Palastareale und fieberte immer wieder dem nächsten Levelabschnitt entgegen — und all das, bevor ich überhaupt den dazugehörigen Film in Kino gesehen hatte!

Für diesen Text habe mich ich erstmals seit Jahren wieder durch Videos und Gameplay-Footage gewühlt und war ein weiteres Mal überrascht, wie schlecht die Spiele unserer Kindheit gealtert sind. SCHAUT DOCH NUR!

Als Qui Gon Jin suchen wir auf Tattoine nach Ersatzteilen für unser Raumschiff.

Die Klötzchen und Polygon-Tapeten waren der Fotorealismus meiner Kindheit. Die Geschichte zog mich völlig in ihren Bann, die häufig wechselnden Charaktere waren für meine Spielerfahrung Ende der 90er der reine Wahnsinn und die pure Spielzeit sollte mich immer und immer wieder vor den Bildschirm zerren, weit über ein Jahr lang und auch, nachdem ich die Geschichte schon mehrmals beendet hatte.

Ich empfehle euch, dieses Video  zumindest kurz anzusehen. So wird euch recht schnell auffallen, wie qualitativ hochwertig dieses Spiel schon damals war. In einer Zeit, als Entwickler weder Patches noch Mods nachliefern oder unterstützen konnten, waren Bugs eigentlich fester Teil des Spielerlebnisses. Doch bei Star Wars Episode 1: Die Dunkle Bedrohung  fühlte ich mich nur selten im Spielfluss gestört: Stattdessen schubste mich die mitreißende Vertonung von Level zu Level und bot Potential für lange Spielabende mit Freunden, an denen wir dann gezielt einzelne Areale und Abschnitte abwechselnd durchspielten und dabei die Zeit stoppten.

Besonderes Feature und reichhaltiges Vorratslager für Magic Moments war die Fähigkeit der Jedis im Spiel, mit gedrückter Angriffstaste feindliche Laserprojektile wieder zurückzulenken. Epik, die Kinderaugen zum Leuchten bringt!

Manche Level erlaubten euch sogar eine Runde Ballerei an riesigen Geschütztürmen.

Gleichzeitig war das Spiel ein dankbarer Grund, sich eines der damals üblichen Lösungsbücher zu kaufen, die komprimiert auf etwa 300 Seiten jeden Levelabschnitt, Gegner und Vor- sowie Nachteile aller Waffen und Gadgets erklärte. Aber versteht mich nicht falsch: Natürlich habe ich das Buch nicht parallel gelesen, während ich mit den Lichtschwertern umherwirbelte! Vielmehr war das Lösungsbuch mein ständiger Begleiter, in dem ich schmökern konnte, wenn gerade kein PC in der Nähe war. Andere Kinder meines Alters schmissen mit Matsch — ich lernte Cheat-Codes auswendig.

Es war auf eine gewisse Art und Weise verstörend, nach den Eindrücken des PC-Spiels den eigentlichen Film im Kino zu sehen. Während damals um mich herum Münder traurig offen standen und etliche als Sturmtruppen oder Wookies verkleidete Fans enttäuscht die in Pappe gehüllten Köpfe hingen ließen, nahm ich all meine kindliche Toleranz zusammen und murmelte schließlich halblaut in den Kinosaal: "Die hätten sich lieber doch an die Vorlage im Computerspiel halten sollen."

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