Es sind immer wieder diese einzelnen Momente, Impulse oder besonderen Reize, die mir die Filmwelt so versüßen. Momente in denen ich von bestimmten Facetten, bestimmten Stimmungen, etwas vollkommen Unbekannten oder Unerwarteten mitgenommen werde und froh darüber bin, dass mir so etwas noch passiert.
Ich kann mich noch gut an mein erstes Mal The Hunger Games erinnern und auch an diesen besonderen Reiz.
Zur Erklärung der Sachlage. Ich lese nicht. Nun eigentlich lese ich eine ganze Menge. Fundierte Artikel, Testberichte, Reportagen und dann natürlich täglich ein Stück von diesem Internetz. Nur Fiktionales kommt mir nur selten unter. Das hat neben der wahrscheinlich eher verdummten Gehirnmasse in meinem Schädel auch ein paar Vorteile. Im Allgemeinen muss ich nicht über fürchterliche Buchverfilmungen herziehen, und im Besonderen kann ich das Filmwerk in seinen natürlich gesetzten Grenzen, Vorzügen und Eigenheiten beurteilen ohne gedruckten Storyspoiler im Gedächtnis.
Als ich „The Hunger Games“ das erste Mal sah, hatte die Thematik Medienkritik in ihrer Ausgestaltung bei mir einen Nerv getroffen. Wobei ich in dieser Hinsicht ein leichtes Opfer bin. Mit solch einer optisch frischen Herangehensweise kann man mich aber gerne öfter überraschen. Vor allem beeindruckte mich aber die Kunst, bis zum Ende für mich nicht zweifelsfrei offen zu legen, in welchem Ausmaß die gute Kathleen hier nach den Regeln der Show handelt und eine Geschichte erzählt und zu welchen Teil sie es eben nicht tut. Dieses Rätselraten hielt bei mir bis nach dem Abspann an und sorgte genau für diesen besonderen Reiz, diesen Impuls, den ich immer seltener erlebe aber mir umso mehr ersehne.
Für mich habe ich zwei entscheidende Faktoren bestimmen können die dafür die Grundlage darstellen. Zum einen ist da dieser unbestimmte Wust in meinem Kopf, der sich "Filmerfahrung" schimpft. Dieses Gehirnrisotto kombiniert fleißig unbewusst das Gesehene mit Erinnerungen aus anderen Filmen und Geschichteln, gleicht ab und extrapoliert selbstständig weitere Verläufe. In diesem Fall wurde immer wieder das Liebes-Happy-End heraufbeschworen. Die eingespielte Musik, die Kussszene, das wirkte plausibel. Zumindest ein wenig. Gerade genug um mich in meiner Verwirrung zurückzulassen. Ihr kennt das sicher, bei einer x-beliebigen RomCom kann man die Handlungsverläufe meist nach den ersten fünf Minuten ziemlich genau vorhersagen. Und mit diesen Erfahrungen spielte "The Hunger Games" in meinem Schädel Ping Pong.
Der zweite Faktor ist die Darstellung der Katniss durch Jennifer Lawrence, der ich in dieser Rolle jede Unsicherheit, jede natürliche Zurückhaltung, jede Bodenständigkeit abnehme, die sie nur durch bloßes Dastehen ausdrückt. Die fantastisch überinszenierte Einfahrt ins Kolosseum auf Pferdestreitwagen, direkt aus Ben Hur adaptiert. Das garniert mit lodernden Flammen und dazu ihr Gesicht, das mir entgegenflüstern will, "Was mache ich hier? Was ist das hier eigentlich alles? Dieser Protz, diese Überschwänglichkeit. Das ist doch nicht echt!" Das einzige Stück "Echtheit" in einer riesigen Manege der Eitelkeiten.
Ich möchte an dieser Stelle das geschriebene noch einmal etwas in Relation setzen. Natürlich gibt es auch hier ein paar Baustellen, die man übersehen kann aber nicht muss. Wenn ich an das blutdürstende „Kinder-Killer-Kommando“ denke, will ich mental keinen allzu langen Stopp einlegen.
Aber zum Glück ist das hier keine Dingens mit Anspruch oder Objektivität, geschweige denn Erwartung auf Übereinkunft der Lesermeinung.
Also lassen wir diese Bereiche heute unter den Tisch fallen und hoffen auf eine spannende Fortführung der Reihe, die in ihrer Qualität mit den enormen Marketingausgaben mithalten kann, die notwendig waren, um Berlin mit Mockingjay-Plakaten zuzupflastern.