Oscar-Nachbeben - Irans Hetze gegen Israel

03.03.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Ein Oscar als Propagandamittel
AMPAS/Alamode Film/moviepilot
Ein Oscar als Propagandamittel
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Ein politisch initiiertes Oscar-Nachbeben drehte einem diese Woche den Magen rum. Diese Tat darf nicht verschwiegen werden, sondern muss am Pranger landen.

Am Wochenende gab es reichlich Anlass zur Freude, denn einige Filmschaffende wurden bei den Academy Awards für ihre Arbeit geehrt. Auch Regisseur Asghar Farhadi durfte für sein Drama Nader und Simin – Eine Trennung einen Goldjungen entgegennehmen. Alles gut, alles fein. Wäre da nicht die iranische Regierung unter der Führung von Mahmud Ahmadinedschad, die diesen Film gleich für ihre Zwecke benutzte.

Der Aufreger der Woche handelt von dem für Propaganda missbrauchten Oscargewinner Nader und Simin – Eine Trennung.

Das Fähnchen nach dem Wind gedreht
Nun sind sie vergeben, die Oscars 2012. Überraschungen blieben dieses Jahr weitestgehend aus, vor allem in den Hauptkategorien lief alles so, wie es zu erwarten war. Und auch die Auszeichnung von Nader und Simin – Eine Trennung als bester fremdsprachiger Film war schon lange vorher abzusehen. Auf zahlreichen Festivals wurde das bewegende Drama mit Preisen ausgezeichnet, es heimste Lob ohne Ende ein. Nur im Iran, dem Heimatland der an diesem Werk Beteiligten, wollten sie nicht so richtig mit Nader und Simin – Eine Trennung warm werden. Die Regierungsoberen störten sich daran, dass Themen wie Gleichberechtigung, Protest und das Verlassen des Landes behandelt werden. Nach dem Gewinn der Oscar-Statuette ist die Kritik aber plötzlich vergessen, denn die iranischen Führer konnten den Erfolg des Films ja dafür missbrauchen, um ihn ideologisch aufzuladen und als Sieg über den Erzfeind Israel zu erklären!

Widerliche Propaganda
Dass das Drama des Regisseurs Asghar Farhadi für Propagandazwecke genutzt werden würde, wenn es den Award gewinnt, war zuvor schon klar. Da aber mit Footnote auch ein Beitrag aus Israel nominiert war und sich letztlich Nader und Simin – Eine Trennung geschlagen geben musste, fühlte sich vor allem das iranische Staatsfernsehen darin bestätigt, dass es sich um einen Sieg über das „zionistischen Regime“ handelte. Noch dreister ging die Nachrichtenagentur Fars News vor. Aus Asghar Farhadis versöhnlicher und eigentlich recht unpolitischen Dankesrede machten sie einen Propagandavortrag. Anstatt des Satzes „Ich widme diesen Preis voller Stolz dem Volk meines Landes, einem Volk, das alle Kulturen und Gesellschaften respektiert und dem Feindseligkeit und Ressentiments fremd sind“ verbreiteten sie folgende Aussage: „Ich bin stolz, diesen Preis meinen Landsleuten zu widmen, die alle Kulturen und Zivilisationen respektieren, trotz aller Spannungen und Anfeindungen der vergangenen Monate zwischen Iran und dem Westen wegen Irans Atomprogramm.“

Qualität entscheidet
Dass die Oscarverleihung mitsamt der Rede von Asghar Farhadi allerdings auch im Iran live gesendet wurde und somit viele Bürger längst mitbekommen hatten, was er denn tatsächlich gesagt hat, bedachten die Zensur- und Propagandabefürworter offensichtlich nicht. Und dass der verdiente Sieg von Nader und Simin – Eine Trennung eigentlich auch kein Triumph über die der Meinung vieler iranischer Machthaber nach (und leider noch vieler anderer Menschen) vorhandene jüdische Weltherrschaft ist, wurde auch nicht verstanden. Dieser unsinnigen Theorie nach, die besagt, dass vor allem Hollywood in jüdischer Hand ist, hätte ein iranischer Film ja keine Chance haben dürfen. Hatte er aber, denn bei den Oscars ging es tatsächlich nicht dumme Ressentiments und Verschwörungsmumpitz, sondern um die Qualität eines Films – und die stimmt bei Nader und Simin – Eine Trennung.

Es ist immer wieder erschütternd, wie Werke aus Kunst und Kultur für politische Zwecke missbraucht und wie engagierte Menschen kleingehalten werden – siehe Jafar Panahi. Es wäre sinnvoller, wenn die Herrscher sich solche Filme angucken und sie verstehen würden. Vielleicht würden dadurch einige Scheuklappen abfallen. Eine solche Wirkung hatte Nader und Simin – Eine Trennung übrigens auf einige Israelis. Der Film zeigte ihnen Menschen des Iran, die Probleme und Hoffnungen haben, die träumen und bangen, die Autos und Waschmaschinen benutzen, die also so wie Millionen andere Erdenbewohner sind. Die Bevölkerung ist nicht gleichzusetzen mit dem Regime. Es wäre schön, wenn das alle kapieren würden, denn dann wäre zumindest ein erster Schritt in Richtung Entspannung getan.

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