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Prince - Lovesexy

22.04.2016 - 18:17 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
R. I. P. Prince
Warner
R. I. P. Prince
1
3
Im Gedenken an den Lilanen

Jahr: 1988

Genre: Synthpop, Pop-Funk, Soul

Singles: Alphabet St., Glam Slam, I Wish U Heaven


Nun denn, jetzt ist es geschehen: der Himmel hat sich ein weiteres gewaltiges Talent frühzeitig geholt. Er konnte es dort oben eben nicht mehr erwarten, seine brillante Musik zu hören, außerdem stahl der gute Michael Jackson (auch er möge friedlich ruhen) wohl allen im Paradies die Show, da sollte Prince wohl Abhilfe schaffen. 57 Jahre wurde er alt und zum Zeitpunkt dieser Review stand seine Todesursache noch nicht fest. Quasi als Hommage habe ich beschlossen, eines seiner Alben zu reviewen. Obwohl seine Opi Magnum "Purple Rain" und "Sign o' the Times" die naheliegendste Wahl gewesen wären, habe ich mich letztlich für "Lovesexy" entschieden, da ich finde, dass dieses Album zu Unrecht in seiner übergroßen Diksografie immer etwas übersehen wird.

Zunächst einmal als kleiner Hinweis für alle, die vorhaben, sich dieses Album zu kaufen: es dürften 2 Versionen der CD im Umlauf sein. Die Musik darauf ist identisch, jedoch sind die 9 Songs einmal einzeln anwählbar während sie die andere Fassung, weshalb auch immer, als einen Track zusammengefasst (die Lieder besitzen jedoch einen klaren Anfang und Ende). Welche Version ihr erhaltet, ist wohl ein Glücksspiel. Auf meiner steht im Inlay ein Hinweis, die Musik sei "in a continuous sequence", trotzdem sind 9 unabhängig von einander abspielbare Spuren enthalten. Amazon bietet auch keine Info dazu, welche er anbietet.

"Lovesexy" ist ein funkiges 80s Pop-Album, auf welchem der Lilane die volle Palette seines Könnens zeigt, teils anarchisch wild, teils melodiös und sentimental. Wenngleich sich Cover und Titel in Kombination etwas beißen, so wird man, sobald man die CD in den Player wirft, eine Reise in das Land kreativer, poppiger Extravaganz antreten. Bereits beim ersten Titel, "No" (auch oft "Eye No", da auf der Tracklist ein gezeichnetes Auge vor dem Titel steht), werden wir von spacigen Synthesizern begrüßt, auf der eine Frauenstimme auf surreale Weise halb apathisch ein "Rain is wet... sugar is sweet... clap your hands... and stomp your feet" von sich gibt. Wenige Momente und Zeilen später schlägt die Stimmung radikal um, als sich binnen einer Sekunde eine funky Dance-Hymne entfaltet, mit der man jede Disco füllen kann. Das Wah-Wah der Gitarre liefert sich mit Prince's hier (im positiven Sinne) besonders schrillen Stimme ein Duell der lebhaften Spontanität. Auch auf dem darauf folgenen "Alphabet St." weiß Symbol durch ein gut gelaunt impulsives Arrangement und eine vor Vokalspastik nur so strotzende Gesangsdarbietung beim Zuhörer für bestmögliches Vergnügen zu sorgen. Hier setzt Prince auch sein Womanizer-Gesicht auf.

Dann beginnt die melodische Phase. "Glam Slam" ist einer von seinen sexuell-romantischen Songs, bei denen er es schafft, fast schon obszöne Direktheit weich wie Kashmir ertönen zu lassen. Die Sanftheit des Instrumentals (Der Reverb-Effekt sorgt für eine verwaschene Stimmung) und die romantische Frauenversteher-Masche ziehen. Auch bei Zeilen wie "I'm so horny and you're the star". Das Ganze gipfelt im starken "Anna Stesia", welches sich von einer minimalistischen Inszenierung zu einer kraftvollen Poprock-Ballade steigert und von zermürbender Einsamkeit handelt.

Auf der zweiten Hälfte des Albums weiß durch abwechslungsreiche musikalische Gestaltung zu überzeugen, so wechseln sich flotte, tanzbare Stücke mit mal frech-aufreizenden (eine Kunst, trotz der teilweise überaus femininen Interpretation viel Erotik zu versprühen), mal Musik zelebrierenden Texten, mit einigen gefühlvollen Darbietungen - bei "I Wish U Heaven" kann man sogar von einem Liebeslied im konventionellen Sinne sprechen. Das Album tischt dann mit dem 7 minütigen "Positivity" noch ein großes Finale auf, welches sich aus dem besten von Synthpop und softem Rock, sowie ein paar HipHop-Anflügen zusammensetzt. Prince beweist hier sein Können, Elektronik mit gespielten Instrumenten zu kombinieren, so ergänzt sich der Drumloop perfekt mit den Bassgitarren, und die E-Gitarre wird durch ein paar Effekte zu einem sehr futuristischen Element, ehe sie unhefiltert zu einem deftigen Solo heranwächst. Auch beweist hier Prince, wie vielseitig seine Stimme einzusetzen ist - nicht nur war er einer der Sänger mit dem größten Stimmumfang, er konnte von verführerisch hauchend über discotaugliches Falsetto, bis zu kratzigem Rock vielerlei Facetten aufsetzen, die er und in diesem furiosen Höhepunkt des Albums kredenzt. Als kleines dramaturgisches Schmankerl ertönen zu guter Letzt noch die synthetischen Klänge des Intros des ersten Songs.

Rundum gesehen bietet "Lovesexy" ein stimmiges Gesamtwerk, sowie auch Lied für Lied gesehen den Lilanen von seiner großartigsten, kreativsten und aufregendsten Seite.


Tracklist:

1. (Eye) No

2. Alphabet St.

3. Glam Slam

4. Anna Stesia

5. Dance On

6. Lovesexy

7. When 2 R in Love

8. I Wish U Heaven

9. Positivity

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