RAF-Filme sorgten schon immer für Kritik

19.09.2008 - 17:12 Uhr
Szenenbild aus Stammheim
Bioskop / Thalia Theater
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THEMA» Bernd Eichinger ist nicht der erste, der das Thema entdeckt: 10 wichtige deutsche Filme zur RAF.

Am Donnerstag startet das Polit-Drama Der Baader Meinhof Komplex von Uli Edel, produziert von Bernd Eichinger. Die Presse ist von dem Film nicht gerade begeistert: Zu viel Action, zu wenig Haltung ist der Grundtenor. Hier könnt Ihr einige Positionen 1 / 2 / 3 / 4 nachlesen. Aber ganz überzeugt hat ein Film zum Thema RAF und Terrorismus nie wirklich, immer gab es irgendetwas seitens der Kritiker oder des Publikums auszusetzen. Wir haben Euch die wichtigsten Filme zusammengestellt, die sich mit dem Deutschen Herbst, der RAF und ihrem Terror in der Bundesrepublik beschäftigt haben. Vielleicht lohnt es sich ja, den einen oder anderen neben Der Baader Meinhof Komplex zu sehen.

Brandstifter von Klaus Lemke (1969)
Ganz aktuell thematisiert der Film die Frankfurter Kaufhausanschläge im Jahr 1968. Eine junge Frau will endlich handelt und hat die ständigen Diskussionen in ihrer WG und als Mitglied der außerparlamentarischen Opposition (APO) satt. Sie verübt einen Bombenanschlag auf ein Kaufhaus. Margarethe von Trotta und Iris Berben spielen die Hauptrollen in dem Film, der versucht, sich der Täterperspektive anzunähern und dafür auch harsche Kritik einstecken muss.

Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Volker Schlöndorff (1975)
In der Verfilmung des Romans von Heinrich Böll spielt Angela Winkler eine wehrlose Frau, die zum Opfer der Polizei, der Justiz und der Boulevard-Presse wird. Eine kurze Bekanntschaft mit einem angeblichen Anarchisten verändert ihr Leben. Der Film regte bei Erscheinen zahlreiche Diskussionen zum RAF-Terrorismus an, dem Regisseur wurde eine undifferenzierte Betrachtung auf das Thema und effektvolle Inszenierung vorgeworfen.

Deutschland im Herbst von elf Regisseuren (1978)
Der Episodenfilm gilt als einer der wichtigsten und persönlichsten Beiträge zum Thema. Elf Regisseuren setzen sich mit der Stimmung im Land nach der Schleyer-Entführung und den Selbstmorden der in Stammheim inhaftierten RAF-Terroristen auseinander. Dabei gibt es vieles zu sehen: Rainer Werner Fassbinder debattiert mit seiner Mutter, Dialektik von Alexander Kluge oder Kriminelles von Edgar Reitz. Auch wenn der Film seine Schwächen hat, so ist er doch ein wichtiges Zeitbild. Im nächsten Jahr soll Deutschland 2009 erscheinen, bei dem ebenfalls junge Regisseure auf die Situation im Land blicken.

Die dritte Generation von Rainer Werner Fassbinder (1979)
Das Enfant terrible des Neuen Deutschen Films drehte eine schwarze Komödie über die dritte Generation der RAF-Terroristen. Junge Berliner langweilen sich derart, dass sie sich zum Terrorismus bekehren lassen, ohne zu merken, dass sie von Kapitalisten nur für ihre Zwecke manipuliert werden. Dominik Graf bezeichnet den Film als eine schön nervende, labyrinthische Fassbinder-Klangsoße, aber alle hatten wohl viel Spaß beim Dreh.

Die bleierne Zeit von Margarethe von Trotta (1981)
Die Regisseurin erzählt, angelehnt an das Leben der beiden Ensslin-Schwestern mit Jutta Lampe und Barbara Sukowa in den Hauptrollen, die Geschichte einer Schwesternliebe zu Zeiten des Deutschen Herbstes. Während die eine sich politisch im gleichförmigen Schritt bewegt und eher auf den kleinen Erfolg setzt, wendet sich die andere dem Terror zu. In Venedig wurde der Film mit dem Goldener Löwen ausgezeichnet, bei uns wurde ihm vorgeworfen, die Opfer des Terrors auszusparen und sich ganz auf die Täter zu konzentrieren.

Stammheim von Reinhard Hauff (1986)
Stefan Aust schreibt auch für diesen nüchternen Film das Drehbuch. Das Drama orientiert sich an Prozessmitschriften und den Dokumenten der Gefangenen, spielt größtenteils vor Gericht. Bei dem Film kochten die Emotionen hoch, obwohl er wohl der emotionsloseste RAF-Film ist. Es gab Stinkbomben bei Aufführungen während der Berlinale. Dort kam es auch zum Eklat, als das Prozess-Drama den Goldenen Bären gewann und Jurymitglied Gina Lollobrigida öffentlich gegen die Entscheidung protestierte.

Die Stille nach dem Schuss von Volker Schlöndorff (2000)
Zum zweiten mal beschäftigt sich Volker Schlöndorff mit dem Thema. Nach den Erinnerungen von Inge Viett erzählt er die Geschichte einer ehemaligen Terroristin, die wie einige andere RAF-Mitglieder, in der DDR untertaucht. Hier spiegelt sich dann das Problem der Links-Intellektuellen, die auf der anderen Seite der Grenze ihre Ideale nicht bestätigt sehen. Auch der Film führte zu erhitzten Debatten, dem Regisseur wurde vorgeworfen, sich nicht wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die beiden Hauptdarstellerinnern Bibiana Beglau und Nadja Uhl gewannen auf der Berlinale des Silbernen Bären aus Beste Darstellerinnen.

Die innere Sicherheit von Christian Petzold (2001)
Auch in diesem Drama geht es um untergetauchte Terroristen. Ein Paar kehrt nach Jahren mit seiner halbwüchsigen Tochter nach Deutschland zurück. Hier eskalieren die Ereignisse – die Familie steht unter hohem Druck. In erster Linie erzählt der Regisseur eine Familiengeschichte, der Film läßt zahlreiche Rückschlüsse auf deutsche Befindlichkeiten zu, zeigt die aktuelle Gesellschaft mit ihrer Kälte und Hoffnungslosigkeit. Der Bundesfilmpreis in Gold für den Bester Film des Jahres ging 2001 an dieses hochinteressanten Film.

Black Box BRD von Andres Veiel (2001)
Der Dokumentarfilm stellt die Biografien des von der RAF ermordeten Deutsche-Bank-Managers Alfred Herrhausen und des in Bad Kleinen erschossenen Terroristen Wolfgang Grams gegenüber. Damit will der Regisseur Zusammenhänge zwischen den Ursachen und den historischen Ereignissen herstellen und ein kompliziertes Thema bundesdeutscher Geschichte beleuchten. Er gibt keine vorgefertigten Antworten, vielmehr macht er mit seiner Arbeitsweise, der behutsamen und aufmerksamen Annäherung an die zwei unterschiedlichen Lebensläufe, deutlich, dass der Zuschauer seine Antworten selbst finden muss. Besonders die Verbindungen zwischen den zwei Biographien bieten ungeahnte Analogien, die den Film zu einem unerwarteten Kassenschlager in den Kinos machen und dazu führte, dass er mehrfach ausgezeichnet wurde.

Baader von Christopher Roth (2002)
Frank Giering spielt Andreas Baader und der Regisseur inszenierte ihn in Gangstermanier. Er ist ein Kleinkrimineller, der zur Ikone der Popkultur geworden ist und im Kugelhagel den Heldentod stirbt. Die Kritik zerriß den Film wegen seiner unkritischen Heldenverehrung. Aber immerhin ist Baader hier ein Macho, ein Blender, jemand, der Revolution machen will, weil ihm langweilig ist.

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