Sieben Tage Sonntag: Der Film ist ein Fausthieb

05.03.2009 - 08:45 Uhr
Sieben Tage Sonntag
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NEWS» Niels Laupert zeigt in Sieben Tage Sonntag den Ausbruch unfassbarer Aggressionen.

Der junge Regisseur Niels Laupert zeigt, wie verheerend es sein kann, als perspektivloser Jugendlicher zu Sieben Tage Sonntag verdammt zu sein. Basierend auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1996 stürzt er sich und sein Publikum ungefiltert in ein Leben, wie es die Kinder trostloser Trabantenstädte nicht anders kennen. In nüchterner Erzählweise führt er vom alltäglichen Kampf um Anerkennung und Orientierung zu einem Ausbruch unfassbarer Aggressionen, die sich gegen völlig Unbeteiligte richten. Dem schockierten Zuschauer liefert er dabei ganz bewusst weder Erklärungen noch Interpretationen.

Erzählt wird von Adam und Tommek, die wie jeden Sonntag mit ihrer Clique abhängen. Wie immer betrinken sie sich, ziehen um die Häuser und lassen sich ziellos treiben. Nachdem hier sowieso jeder Jugendliche die Schule vorzeitig abbricht, so erzählt Adam, sei die Woche eben voller Sonntage. Entsetzlich langweilig ist das Leben der Jugendlichen, chancenlos und ohne jede Perspektive. Die Clique ist Familienersatz, man zieht um die Häuser, trinkt, ödet sich an. Es muss etwas passieren, finden die Freunde. Da stiftet Tommek Adam zu einer Wette an: Kannst du einen Menschen töten?

Niels Laupert hat seinen erschütternden Film mit einem Kraftakt innerhalb von nur 16 Drehtagen mit kaum erwähnenswertem Budget auf die Beine gestellt. Ein Trumpf sind die beiden Hauptdarsteller: Ludwig Trepte und Martin Kiefer bewältigen ihre Parts glänzend. Während Adam anzusehen ist, wie er verzweifelt versucht, mit Männlichkeitsattitüden über sein eigentlich zartes Wesen hinwegzutäuschen, schimmern durch die knallharte Fassade Tommeks immer wieder Augenblicke der Verletzlichkeit durch. Kathrin Häger vom film-dienst lobt besonders die zwei Hauptdarsteller. “Der visuelle Realismus wird dabei durch das überzeugende Spiel von Ludwig Trepte und Martin Kiefer komplettiert, deren Dialoge bis ins kleinste Slang-Detail eine ungewohnte Authentizität atmen. Niels Lauperts Figuren erhalten Facetten, die anderen Tätern wohl aus einem gewissen Erklärungsimpetus heraus vorenthalten werden: Sie wanken zwischen Verantwortung, Loyalität und Geltungsbedürfnis, aber auch zwischen Angst, Unsicherheit und purer Wut. Während Niels Laupert vor allem auf der Tonspur den drastischen Schrecken körperlich fühlbar macht, ihn an anderer Stelle aber komplett ausspart, bleibt die Motivation des spontanen Gewaltausbruchs letztlich ebenso im Dunkeln wie die anschließende Reue.”

Die musikalische Untermalung reicht von Portishead bis Babyshambles und vertont damit die sprunghafte Emotionalität der Protagonisten, die ihre eigenen Gefühle jedoch selbst in keinem Moment adäquat ausdrücken können.

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