Seit einigen Tagen wird in der Presse über eine Studie berichtet (deren Zusammenfassung hier zu finden ist, und die in Gänze auch noch nicht verfügbar ist), die sich mit dem möglichen Zusammenhang der Schließung der Filesharing-Plattform Megaupload und den Umsätzen an der Kinokasse befasst. Häufig wird dabei die Vermutung der Autoren der Studie als wissenschaftlich belegt präsentiert, wonach gerade kleinere Filme nicht von der Schließung profitiert hätten, da es nun weniger Mund-zu-Mund-Propaganda gebe. Große Filme seien nicht negativ betroffen. Was ist da dran?
Zunächst ist die Schlussfolgerung, wie schon gesagt, nur eine Vermutung, was die beiden Autoren auch so schreiben. Sie haben sich die Einspielergebnisse bestimmter Filme in den letzten fünf Jahren angeschaut und gesehen, dass mit Filmen, die in eher weniger Kinos gezeigt werden, nach der Schließung von Megaupload weniger eingenommen wird als zuvor (wohlgemerkt mit ganz anderen Filmen), mit Blockbustern hingegen mehr. Der negative Effekt sei aber nicht statistisch signifikant, könnte also auch zufällig zustande gekommen sein.
Zudem ist die Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen der Megaupload-Schließung und dem vielleicht zufälligen Rückgang der Einnahmen kleiner Filme gibt, eben gerade das, eine Vermutung, und kein wissenschaftlich ermitteltes Ergebnis. Nur weil jemand beobachtet, dass immer, wenn es regnet, die Stimmung der Leute schlecht ist, heißt das ja noch lange nicht, dass schlechte Stimmung Regen erzeugt. Genauso wenig, dass Nässe schlechte Stimmung erzeugt, ebenso gut könnte es der graue Himmel sein, oder auch alles zusammen.
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Zudem ist das Datenmaterial der Forscher eher unzuverlässig, da die Einspielergebnisse teils geschätzt sind und ohnehin nicht so aussagekräftig wie Besucherzahlen. Auch wird zur Ermittelung der Bedeutung von Megauplaod nur dessen eigene Einschätzung seiner Reichweite herangezogen. Das Ganze steht also auf einem sehr wackeligen Fundament, wie Macnotes noch weit ausführlicher darlegt.
Trotz der Tatsache, dass also selbst eine als wissenschaftlich dargestellte Schlussfolgerung (die es nicht gibt, sondern nur Vermutungen) der Studie auf äußerst schwachen Fakten beruhen würde, wird die Untersuchung vielerorts sehr unkritisch wiedergegeben (z.B. bei Süddeutsche.de oder Telepolis) oder gar als eine Art Freibrief für illegales Downloaden verkauft (z.B. beim PC Magazin). Häufiger Tenor: Industrie doof, Filesharer pfiffig. Die Autoren der Studie, Christian Peukert und Jörg Claussen, waren laut golem.de (‘It-News für Profis’, Teaser des Artikels: ‘Zwei Forscher haben ermittelt, dass die Kinoumsätze weltweit unter der Schließung von Megaupload gelitten haben.’) vom medialen Echo überrascht und ‘würden gerne erst später in diese Diskussion einsteigen’.
Wie steht ihr zu illegalen Downloads?