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The Revenant - Kritik & Analyse

11.01.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Revenant - Kritik & Analysemoviepilot
Viel Oscars hätte Leonardo DiCaprio schon verdient gehabt, doch für "The Revenant - der Rückkehrer" sollte man ihn nicht prämieren; es ist DiCaprios schlechtester Film, meint Wolfgang M. Schmitt jun.

Die Oscar-Verleihung naht und die Frage, ob Leonardo DiCaprio dieses Mal den lang verdienten und offenbar langersehnten Oscar bekommen wird, ist inzwischen so etwas wie ein Running Gag – mit der Pointe, dass im Zweifelsfall und ohne Ansehen des Geschlechts Meryl Streep die Trophäe einstecken wird. Dieses Jahr aber, so sind sich viele Beobachter einig, könnte DiCaprio tatsächlich den Oscar für seine Hauptrolle in The Revenant - Der Rückkehrer gewinnen. Es wäre ein Jammer! DiCaprio hätte für fast jeden seiner Filme den Oscar verdient, nur eben nicht für „The Revenant“, der nicht nur der mit Abstand schwächste Film in seiner beachtlichen Filmographie ist, sondern uns auch so gut wie nichts von DiCaprios eigentlicher Schauspielkunst zeigt. Verborgen unter einem Bart und kiloschwerer Schminke sehen wir kaum DiCaprios Gesicht, das fiebernd, schwitzend und schmerzverzerrt flehend zu uns spricht: Schaut her, was ich für Torturen auf mich genommen habe. Und das alles, um diesen Oscar zu gewinnen.

Bekanntlich liebt die Academy diese Blut-und Schweißrollen und sie offenbart damit ihr Banausentum gegenüber gutem Schauspiel, das eben nicht darin besteht, einen halben Zentner abzunehmen, sich eine Glatze zu rasieren oder – wie nun im „Revenant“ der Fall – als Vegetarier rohe Bisonleber zu vertilgen. Wenn ein Schauspieler bereit ist, sich für seine Rolle besonders hart zu malträtieren, winkt ihm für gewöhnlich der Oscar. Doch die Academy ist auch hier inkonsequent, denn eigentlich hätte demnach Brigitte Nielsen, die wirklich vor nicht zurückschreckt und sogar nun zum zweiten Mal ins Dschungelcamp geht, lange schon den Oscar verdient.

Doch selbst wenn man mal vom Oscar absieht, ist „The Revenant – Der Rückkehrer“ ein ziemlich schlechter Film, der 150 Minuten seine Zuschauer mit Extremen quält und am Ende zu nichts führt, außer zu einem simplen Racheplot, den noch der schlechteste Italowestern besser inszeniert hätte. Nachdem Alejandro González Iñárritu mit Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit ein hohles Meta-Meta-Spiel vollführte, wühlt er jetzt in Eingeweiden nach etwas Substantiellem – hohl allerdings ist das ebenso.

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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