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Wer schaut schon noch normales Fernsehen? Ich, nämlich Sport!

04.02.2018 - 15:07 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Endlich wieder Winterspiele.
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Endlich wieder Winterspiele.
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So wie wohl viele andere Moviepiloten, schaue ich kaum noch normales Fernsehen. Vielleicht mal eine Quiz- oder Spielshow, wenn nichts zu streamen da ist, aber wann ist das schon mal der Fall. Aber eine Sache die lässt meinen Fernseher regelmäßig aufleben. Live Sport. Pünktlich zu den Olympischen und Paralympischen Spielen wollte ich mal eine Lanze für das „alte“ Fernsehen brechen.

Ich bin ein begeistertet Sport Schauer. Egal was es ist, ich sehe es mir an. Selbst Golf habe ich mir bei den letzten Olympischen Spielen angesehen, zwar nur zusammengefasst sonst wäre ich vermutlich eingeschlafen. Aber sonst geht fast nichts über live Sport. Die Spannung bei den Entscheidungen gleicht einem gut gemachten Thriller und der Ausgang ist so gut wie nie vorherzusehen. Natürlich kann man auch Sportübertragungen streamen, aber ehrlich gesagt funktionieren die meisten Livestreams, bei mir, nur unzureichend. Wie oft mir schon im vollen Sprint das Bild hängen geblieben oder im entscheidenden Moment der Bildschirm schwarz geworden ist, kann ich schon nicht mehr zählen. Deshalb muss, so oft es geht, der Fernseher entstaubt werden, um zu jubeln oder sich die Haare zu raufen.

Es gibt wohl viele, die genau so empfinden wie ich. Die Einschaltquoten für Sportübertragungen sind regelmäßig hoch und fast nur mit dem Tatort zu vergleichen. Gut, vielleicht sagen in der heutigen Fernsehkultur Einschaltquote nicht mehr so viel aus wie früher aber ganz falsch liegen sie wohl auch nicht. Trotz der guten Quoten bei den Übertragungen ist noch Luft nach oben. Selbst Sportsender haben manchmal ein eher einseitiges Angebot, ganz zu schweigen von den anderen Sendern. Das liegt zum einen an der Beliebtheit einzelner Sportarten (nichts geht in Deutschland über Fußball) und zum anderen an den scheinbar horrenden Preisen die einzelne Rechte für Turnire und Meisterschaften kosten.

Auch bei den jetzt anstehenden Olympischen Spielen gab es zähe Verhandlungen und es sah eine Zeit lang wirklich so aus als ob das öffentlich rechtliche Fernsehen keine Liveübertragung bieten könnte. Zum Glück für alle deutschen Sportfreunde konnten sich ARD/ZDF und der Rechteinhaber Discovery doch noch einigen. Ganz im Gegensatz zur Handball WM von 2015 in Katar, hier konnten keine Einigung mit dem arabischen Sender, der die Rechte innehatte, gefunden werden. Doch ging es damals nicht direkt um Geld, sondern die Verschlüsselung der Übertragung. 2017 hat derselbe Rechteinhaber scheinbar noch weniger mit sich reden lassen und so mussten Fans auf den Livestream zurückgreifen, der zum Glück kostenlos zur Verfügung stand. Erst dieses Jahr flimmerte wieder eine Handballmeisterschaft im Free-TV. Hoffentlich bleiben weitere solcher Verhandlungen nur zäh und nicht unmöglich denn für meinen Lieblingssport zahlen zu müssen kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen.

Für die meisten Sportarten wäre es auch wenig förderlich wenn sie, während Großereignissen, nicht mehr frei empfangbar wären. Gerade während Olympischer Spiele werden neue Publikumslieblinge gefunden. Beachvolleyball zum Beispiel hat in den letzten Jahren einen Aufwärtstrend erlebt, was zum Teil vielleicht auch an dem sehr sympathischen Team Ludwig/Falkenhorst liegt. Hier werden zwar meist auch nur die Endspiele gezeigt, aber immerhin. Diese Entwicklung ergab sich aus den guten Quoten der Sommerspiele. Es sahen zwar mehr Leute das Halbfinale als das Final, was aber erklärt wird durch die Übertragung aus Rio um 5 Uhr deutscher Zeit. Doch die überraschendsten Zuschauer Zahlen dieser Spiele verzeichnete das ZDF beim Bogenschissen, hier wurden die Top-Werte des Senders während der Wettkämpfe erziehlt. Gut ging es auch noch, mit einer Silbermedaille für Lisa Unruh, aus. Natürlich ist Erfolg fast eine Voraussetzung für Aufmerksamkeit, doch da beginnt der Teufelskreis. Für Siege brauch man, fast immer, Geld, um Geld zugeschossen zu bekommen, braucht man Sponsoren, diese schallten sich meist erst ein, wenn der Sport öfter im Fernsehen zu sehen ist und wie schon erwähnt, braucht man dafür Erfolge. Ein ewig zu diskutierendes Thema, das ich hiermit jetzt aber abschließe.

Doch genug schwarz gesehen, in den letzten Jahren haben viele Fernsehsender bemerkt, wie gut sich Sport als Konkurrenz zum herkömmlichen Fernsehprogramm macht. Neben den reinen Sportsendern, die mit Motorrennsport verschiedenen Tennisturniren Snooker, Darts, Wintersport, Radsport, Großveranstaltungen und noch mehr aufwarten, erwerben auch immer mehr Privatsendern Rechte zur Übertragung. Zwar wird der Großteil der Spiele und Wettkämpfe auf den Nischensendern übertragen und nur die wichtigen Entscheidungen auf den Muttersendern aber immerhin. Pro7/Sat1 hat großen Erfolg mit Football gefeiert und infolgedessen das Programm um Basketball erweitert. RTL überträgt schon lange die Rennen der Formel 1 und einige der großen Boxveranstaltungen und die neuesten Coups sind die Fußball Wettbewerbe, Europa League und die Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft für die EM beziehungsweise WM. Die öffentlich rechtlichen Sender sind schon lange voll im Sportfernsehen dabei, dazu gehören WM's und EM's der Leichtathletik, Olympische Spiele, Handball, Tennis und Pferdewettkämpfe, die in Deutschland stattfinden und im Winter die, mir am liebsten, Wintersportwochenenden. Hier gibt es Live und zusammengefasst neben dem Publikumsliebling Biathlon auch Rodeln, Bob, Langlauf, Ski-Alpin, Freestyle, nordische Kombination und Skispringen zu sehen. In der kalten Jahreszeit kann man sich also über ein reichhaltiges Angebot freuen.

Deshalb freue ich mich immer auf den Winter, jedes Wochenende gibt es fast den ganzen Tag Sport, da bleibt sogar mein Netflix Account mal unangetastet. Die Steigerung dieser Wochenenden ist in diesem speziellen Jahr natürlich die Winterolympiade in Pyongyang. Da ich beim Sport etwas patriotisch werde, sind die Winterspiele eine ganz besondere Veranstaltung, denn hier stehen die deutschen Sportler meist mit den anderen Nationen auf einer Stufe (ausgenommen ist Langlauf, da kommt fast keiner an die Norweger heran) und der Medaillenspiegel sieht am Schluss meist recht zufriedenstellend aus. Ich bin also mehr als dankbar, dass sich ARD und ZDF um die Rechte bemüht haben auch wenn, durch die Zeitverschiebung, nicht alles um eine, für deutsche Verhältnisse, angemessene Uhrzeit läuft, wird es für mich sicher ein tolles Sportereignis, das den Fernseher mal wieder richtig zum glühen bringen wird und seinen Platz auf dem Sideboard rechtfertigt.


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