Wie George R.R. Martin ein zeitloses Werk geschaffen hat

20.09.2018 - 08:50 Uhr
George R.R. Martin
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Fantasy-Autor George R.R. Martin ist durch Game Of Thrones zu einer der größten Ikonen der Popkultur geworden. Selbst als 70-Jähriger ist er immer noch voll am Puls der Zeit.

Wenn Vorfreude tatsächlich die schönste Freude ist, müssten Fans von George R.R. Martin eigentlich konstant jauchzend durch die Straßen tanzen. Der lässige Nerd-Opi, der aussieht wie eine Mischung aus dem Weihnachtsmann und dem Seefahrer aus der Fisherman's Friend-Werbung ist nämlich ein Meister darin, seine treuen Leser hinzuhalten. Seine Das Lied von Eis und Feuer-Reihe, die 1996 mit dem Fantasy-Wälzer A Game Of Thrones begann und mittlerweile als HBO-Serie zum Welthit avanciert ist, soll am Ende sieben Bände umfassen. Davon sind jedoch erst fünf erschienen.

Dass Fans nach so vielen Jahren immer noch ungeduldig auf das Erscheinen des nächsten Buches warten, spricht für George R.R. Martins Talent, Geschichten zu erzählen, und für seine anhaltende Relevanz. Das Interesse an seinen Büchern ist durch den Erfolg der vielfach mit dem Emmy prämierten Serie Game of Thrones noch weiter gewachsen, sämtliche TV-Sender reißen sich bereits darum, schnellstmöglich auch seine anderen Werke zu verfilmen. Der heute 70 Jahre alt gewordene Martin scheint seiner Zeit mit den Lied von Eis und Feuer-Büchern voraus gewesen zu sein, im Jahr 2018 trifft sein Epos nämlich immer noch den Nerv von Fantasy-Fans auf der ganzen Welt.

Game of Thrones

George R.R. Martins Game of Thrones kam genau zur richtigen Zeit

Durch den Erfolg von Peter Jacksons Adaption ist J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe-Trilogie mittlerweile einem breiten Publikum bekannt, was den Grundstein für den Siegeszug von Game Of Thrones im Jahr 2011 legte. Zuschauer sind heutzutage bereit, Fantasygeschichten ernst zu nehmen. Orks, Vampire und Superhelden sind aus dem Mainstream-Kino schon gar nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig hat Prestige-TV wie The Sopranos, The Wire oder Breaking Bad wieder allgemeines Interesse am Medium Fernsehen geweckt - und hier kommt George R.R. Martins einflussreichste Schöpfung ins Spiel.

Game of Thrones verbindet die besten Elemente aus beiden Welten. Die Serie hat Drachen, magische Amulette, Schwertkämpfe und Zombies, passt mit ihrer Präsentation aber auch perfekt in die heutige Zeit. Dadurch, dass sich jedes einzelne Kapitel in den Büchern auf eine andere Figur konzentriert, hat die Geschichte eine soapige Struktur, die wie gemacht ist für eine TV-Adaption. Die Figuren sind komplex, vielschichtig und divers, ihre Abenteuer persönlich und voll von Sex und Gewalt.

Game of Thrones

Game of Thrones - Mitreißend durch Realismus

Zusätzlich funktioniert George R.R. Martins Buchreihe durch Dekonstruktion bekannter Fantasy-Tropen. In seinem Lied von Eis und Feuer finden sich mehr Parallelen zur realen Weltgeschichte als zu anderen fiktionalen Werken. Hier gibt es keine klar definierten Helden oder Schurken, die Welt kann nicht mit einem Fingerschnippen gerettet werden und gute Intentionen werden häufig mit einem frühen Ableben bestraft. Zuschauer und Leser werden überrascht und können gebannt verfolgen, wie sich ihre Lieblingsfiguren Woche für Woche, Seite für Seite tiefer in unerwartete, oft auch vermeidbare Tragödien stürzen. Der Aufschrei, der ertönt, wenn die HBO-Serie wieder ein Opfer gefordert hat, hallt die darauffolgenden Tage noch millionenfach in den sozialen Netzwerken nach.

Egal, was ihr von den letzten Staffeln der Serie oder Martins Schreibstil haltet, die Themen, die er behandelt, sind relevant und seine politische sowie humanistische Weltsicht für einen älteren Gentleman äußerst progressiv und modern. Aufgrund Martins scharfer Beobachtungsgabe und seines Gespürs für realistische, glaubwürdige Figuren in einer chaotischen Welt, verzeihe ich ihm als Leser gerne die seitenlangen Beschreibungen von Pasteten, Suppen, Brathähnchen und Busen, die die restlichen 80 Prozent seines Werks ausmachen.

Game of Thrones

Im stolzen Alter von 70 Jahren denkt George R.R. Martin glücklicherweise noch immer nicht an Rente. Mit Prequel-Büchern und Hintergrundenzyklopädien baut er seine Welt von Eis und Feuer fleißig weiter aus und auch der lang erwartete sechste Teil der Hauptreihe wird bestimmt irgendwann erscheinen. Wir wollen den guten Mann auch überhaupt nicht hetzen, sondern wünschen ihm an dieser Stelle einen schönen runden Geburtstag, der hoffentlich ohne Unterbrechungen durch Armbrustschützen, stümperhafte Barden oder Giftmörder vonstattengeht.

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