Das Michael Haneke ein etwas anderes Verständnis vom Medium Film hat, dürfte sich mittlerweile in der Branche herumgesprochen haben. Nicht erst seit seinem letzten Werk, der intelligenten Gesellschaftsstudie Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte gilt der Österreicher zu den größten Filmemachern unseres Kontinents und hat sich auch auf der anderen Seite des großen Teiches reichlich Respekt erarbeitet. Seine Filme zeichnen sich stets durch eine unverwechselbare Handschrift aus. Egal ob das intelligentes Psycho-Drama Caché, der um einiges explizitere Funny Games oder der schon angesprochene Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte; Michael Haneke liebt es, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen. So lässt er oftmals vieles im Dunkeln, womit er seinen Zuschauern auf geschickte Art und Weise ständige Aufmerksamkeit abverlangt. In seinen Augen sollten Filme nie die ganze Geschichte erzählen, vielmehr zum Nachdenken anregen. Kein Wunder, das seine Werke oftmals keine leichte Kost sind.
Wer etwa die Wirklichkeit in seinen Filmen sucht, erliegt schon einem Missverständnis, wie Michael Haneke gerne betont. Für ihn ist Film schließlich “24 Mal in der Sekunde die Lüge im Dienste der Wahrheit” , wie er mal in einer Dokumentation erklärte. Wer also der Wahrheit in seinen Filmen auf die Schliche kommen will, muss die Lüge über sich ergehen lassen, sowohl in der Trilogie über die “Vergletscherung der Gefühle” (1989-1994) als auch in den nicht minder auf dem Moment der Irritation beharrenden Filmen seit Code: unbekannt (2000). Zwar glaubt der Autor und Regisseur nicht daran, dass Filme etwas verändern können (zum Beispiel die Welt). Er hofft aber, dass sie uns beschäftigen.
Und so erzählt der Sohn des deutschen Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke und der österreichischen Burgschauspielerin Beatrix von Degenschild seit mehr als 30 Jahren fesselnde Geschichten, die durch fein geschliffene Dialoge und bis ins kleinste Detail durchdachte Drehbücher glänzen. Das auch in Hollywood die Talente des Regisseurs nicht unentdeckt blieben, war nur eine Frage der Zeit und so durfte er 2007 für das Remake des unbarmherzigen Thrillers Funny Games mit Schauspiel-Größen wie Naomi Watts und Michael Pitt zusammenarbeiten. Und auch ein US-Remake von Caché wird momentan besprochen. Um seine Karriere brauchen wir uns also bestimmt keine Gedanken machen.
Heute wird Michael Haneke 70 Jahre alt. Wir moviepiloten gratulieren dem Altmeister recht herzlich und freuen uns auch in Zukunft darauf, von seinen Filmen in Bann genommen zu werden. Alles Gute, altes Haus!