Die dampfende Top 7 der Zugfilme

04.04.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Snowpiercer
MFA / Ascot Elite
Snowpiercer
28
25
Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho jagt derzeit seinen Snowpiercer durch eine eisig-dystopische Welt. Doch nicht nur heutzutage, sondern schon seit den Anfängen des Films, ist der Handlungsort Eisenbahn auf der Leinwand präsent.

Im Jahre 1895 filmten die französischen Filmpioniere Auguste und Louis Lumière Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat. Als sie das Material in einem Pariser Café auf die Leinwand warfen und einem neugierigen Publikum vorführten, gerieten die Zuschauer der Legende nach in Panik und flüchteten vor der einfahrenden Lok. Ob die Präsentation tatsächlich dermaßen spektakulär ablief, ist eher zweifelhaft, aber dennoch gilt dieser Moment als Geburtsstunde des Films. Ein Zug stieß damals die Geschichte des Kinos entscheidend an und es scheint, als fahre die Faszination für dieses Transportmittel seither immer wieder in die Kinosäle ein. Von seinen Anfängen an macht sich der Film die symbolische Kraft und die besonderen räumlichen Möglichkeiten des Handlungsorts Zug zu Nutzen. Sei es die bedeutungsschwangere Einfahrt der qualmenden Lok in Im Schatten des Zweifels von Alfred Hitchcock oder das nervenzerfetzende Warten auf den verspäteten Zug in Spiel mir das Lied vom Tod, das Eisenbahn-Motiv ist unter Filmemachern überaus beliebt.

Auch im aktuellen Kino-Fahrplan fällt ein Zug besonders ins Auge. In Snowpiercer bahnt sich das gleichnamige Verkehrsmittel seinen Weg durch eine apokalyptische Eiswüste. An Bord des futuristischen Zuges befinden sich die Überlebenden einer verheerenden Naturkatastrophe. Regisseur Joon-ho Bong nutzt für seine Graphic-Novel-Adaption den Zug als Bühne und in sich geschlossene Welt. Aus gegebenem Anlass wird es also allerhöchste Eisenbahn für eine Top 7 der Filme, in denen Züge mehr sind, als nur zu spät. Alle einsteigen bitte, für eine Zugfahrt durch die Filmgeschichte!

Platz 7: Der Zug
Erster Halt unserer Top-7-Bahn ist ein Action-Klassiker der 1960er Jahre mit Burt Lancaster. Mehrere Autorenteams wurden jahrelang in fensterlose Kellergewölbe gesperrt, um mit dem Titel Der Zug wieder herauszukommen. Jener Zug ist beladen mit wertvollen Kunstschätzen, die die Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs von Paris ins Deutsche Reich überführen will. Lokführer und Widerstandskämpfer Labiche will diesen Plan mit aller Kraft durchkreuzen und stellt die Weichen auf Verwirrung seiner deutschen Begleiter. Eine rasante Verfolgungsjagd beginnt und beweist, dass der scheinbar berechenbare Weg eines Zuges erstaunliche Wendungen bereithalten kann. Der Zug überzeugt zudem mit grandiosen Action-Szenen und Luftaufnahmen. Regisseur John Frankenheimer drehte ausschließlich mit echten Loks und Waggons.

Platz 6: Darjeeling Limited
Wes Anderson hat ein Faible dafür, die Handlungsorte seiner Geschichten zu Co-Stars werden zu lassen. Er bevölkerte schon ein U-Boot, ein Hotel und eben auch einen indischen Zug namens The Darjeeling Limited mit seinen skurrilen Figuren. Dieser Zug soll eine Familie wieder zusammenbringen, die sich fremd geworden ist. Gleichzeitig hilft er bei der Suche der Figuren nach sich selbst und einem Gemeinschaftsgefühl. Ein bezeichnender Dialog zwischen den suchenden Brüdern untermauert die Symbolkraft ihres Transportmittels: “Der Zug hat sich verfahren. – Wie kann sich ein Zug verfahren? Er läuft auf Schienen.” Der Weg des Zuges scheint vorgegeben und ist eben doch unergründlich.

Platz 5: Der große Eisenbahnraub
Der große Eisenbahnraub von 1903 wird nicht nur als erster Western der Kinogeschichte gehandelt, sondern ist auch eines der bekanntesten Werke der frühen Phase des Films. Acht Jahre zuvor ließen die bereits erwähnten Lumières in einer einminütigen Sequenz ihren berühmten Zug in einen Bahnhof einfahren. Edwin S. Porter wusste um die Faszinationskraft der Eisenbahn und nutzte sie in seinem bereits 12-minütigen Film (hier der Youtube-Link) als Bühne für Kriminelle und ihre Verbrechen. Während der Zug von La Ciotat noch reine Attraktionskunst für die Leinwand bedeutete, führte Der große Eisenbahnraub das schnaufende Gefährt in den narrativen Film ein. Nächster Halt: Hölle!

Platz 4: Express in die Hölle
Was so ein Zug anrichten kann, wenn er außer Kontrolle gerät, zeigt uns der Express in die Hölle auf eindrucksvolle Art und Weise. Ohne fähigen Lokführer kann aus einem akkuraten Verkehrsmittel schnell ein selbständiges Ungeheuer werden, das alles und jeden aus dem Weg räumt. Dabei sollten die Schienen dieses Zuges eigentlich nur in Richtung Freiheit führen. Zwei Häftlingen gelingt die Flucht aus einem Gefängnis im verschneiten Alaska, das passenderweise an die eiszeitliche Welt von Snowpiercer erinnert. Ein Zug kann ein geeignetes Fluchtmittel sein, wenn der zuständige Lokführer nicht unerwartet einem Herzinfarkt erliegt und seine Maschine dem höllischen Schicksal überlässt. Für den ungebremsten Jon Voight gibt es den letzten Platz vor dem Treppchen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News