Das Informations-Embargo wurde von den amerikanischen Medien genommen. Nach dem Debakel mit David Denbys voreiliger Kritik wurde das auch Zeit. Nun haben der Hollywood Reporter und Movieline ihre ersten Eindrücke von Verblendung in die Welt gesetzt. Und diese Eindrücke sind gut, wenn sie auch nicht ganz an das Original heranreichen.
Todd McCarthy vom Hollywood Reporter bemerkt, dass David Fincher nicht viel zum ohnehin sehr guten Original Verblendung (Niels Arden Oplev) beitragen konnte. Zwar wird die Geschichte um einige Episoden erweitert, die zwar im Buch, aber nicht im schwedischen Film vorkamen, aber letztlich wird der Zuschauer kaum mit Neuem überrascht. Trotzdem lobt er die Darbietung von Rooney Mara als rächerische Hackerin Lisbeth Salander, deren rohe Brutalität mit der von Noomi Rapace mithalten kann. Auch S.T. Vanairsdale von Movieline lobt die amerikanische Lisbeth, hinter deren Augen ein stockdunkler Abgrund lauere.
Dem ausdrucksvollen Highlight des Films steht Daniel Craig als Journalist Mikael Blomkvist entgegen, der zwar sein Bestes gibt, um den schwedischen Akzent zu halten, letztendlich aber doch nur an der Oberfläche der Figur kratzt. Das liegt nicht nur an ihm, denn der politische Hintergrund seiner Figur spielt in der Neuadaption keine Rolle. Auf seiner Reise muss der von einem Industriemagnaten vor Gericht ruinierte Journalist den mutmaßlichen Mord an der Tochter des alternden Familienpatriarchen Henrik Vanger (Christopher Plummer) aufklären. Unweigerlich kreuzen sich dabei die Wege von Blomkvist und Salander und die große Verbindung beginnt, sich zu entfalten. Die Geschichte wird dabei in eine bei Movieline als Wie ist Schweden überhaupt bewohnbar? bezeichnete Kälte getaucht.
Letztendlich waren aber alle Darbietungen gut bis sehr gut, zumindest in den Augen von Movieline und Hollywood Reporter. Besonders Stellan Skarsgård fällt als einflussreicher Firmenchef durch die Kunst des bedrohlichen Weineingießens auf. Trotzdem fehle der Fincher-Spirit aus Filmen wie Fight Club oder Sieben, der die Grenzen des Unangenehmen und Erwartbaren weiter ausdehnt. Verblendung ist einen Tick, aber auch wirklich nur einen Tick zu zahm. Da die einzigen Rätsel und unbeantworteten Fragen nur Lisbeth selbst betreffen, ist Verblendung zu sauber aufgemacht, zu anspruchsvoll um wirklich unter die Haut zu gehen und dort zu bleiben, schließt Todd McCarthy ab. Ab dem 12. Januar 2012 können wir unsere eigenen Eindrücke sammeln.