Steven Spielberg, der zuletzt mit Die Fabelmans im Kino vertreten war, hat im Lauf seiner Karriere viele Werke geschaffen, die nicht nur unfassbar gut sind, sondern auch den Lauf der Filmgeschichte beeinflusst haben. Eines dieser Werke ist Der Soldat James Ryan von 1998. Der Kriegsfilm veränderte die Darstellung von Krieg im Film komplett.
Das Überwältigende an Spielbergs Kriegsinszenierung ist die Unmittelbarkeit. Obwohl Der Soldat James Ryan mit einer überraschend ruhigen Szene beginnt, verschwindet wenige Minuten später jegliches Gefühl von Sicherheit aus dem Film. Die Kamera katapultiert uns direkt ins Kriegsgeschehen. Es gibt keinen Ausweg.
Der Soldat James Ryan entführt in die Kriegshölle
Am 6. Juni 1944 starten die Alliierten die Invasion der Normandie. Auch Captain Miller (Tom Hanks) und seine Einheit sind dabei, wenn amerikanische Landungsboote auf Omaha Beach zusteuern. Wie diese Landung strategisch geplant war – davon bekommen wir als Zuschauer:innen nichts mit. Stattdessen spüren wir jeden Wellenschlag. Auch bei der darauffolgenden Suche nach dem Soldaten James Ryan hallt das Rauschen nach.
Hier könnt ihr den Trailer zu Der Soldat James Ryan schauen:
Gemeinsam mit Kameramann Janusz Kaminski hat Spielberg die Eröffnungssequenz von Der Soldat James Ryan so konzipiert, dass die Orientierung komplett verloren geht. Das beginnt bei den hektischen Aufnahmen der Schlacht und zieht sich bis den feuchten Erdmassen, die durch die Gegend geschleudert werden.
Steven Spielberg inszeniert die Grausamkeit des Kriegs
Der Moment fühlt sich roh, grausam und vor allem echt an. Ein spannender Widerspruch: Durch den bewussten Einsatz von filmischen Stilmitteln schafft Spielberg eine Atmosphäre, die authentisch wirkt. Wir nehmen nicht die Inszenierung nicht wahr. Vielmehr dominieren Chaos und Willkür, was den Film umso schockierender macht.
Natürlich gab es schon vor Spielberg Filmemacher:innen, die das Grauen des Krieges in erschreckenden Bildern eingefangen haben, etwa Apocalypse Now, Full Metal Jacket und Komm und sieh. Jedes dieser Werke besitzt eindringliche Augenblicke, die bis aufs Mark erschüttern. Der Soldat James Ryan bringt dennoch eine andere Härte mit.
Die D-Day-Sequenz prägte die Ästhetik aller nachfolgender Kriegsfilme. Spielberg selbst hat die Bewegung als Produzent der nicht weniger einflussreichen HBO-Serie Band of Brothers – Wir waren wie Brüder selbst befeuert. Die Spuren von Der Soldat James Ryan reichen bis ins Schaffen von Regiegrößen wie Ridley Scott und Christopher Nolan.
Mit Dunkirk verfolgte Nolan sowohl stilistisch als auch erzählerisch einen sehr ähnlichen Ansatz: Er katapultiert uns mitten ins Geschehen und lässt jeden Kugeleinschlag auf der Tonspur spürbar werden. Es kann nie schaden, zu dem Schlüsselmoment zurückzukehren, der diese filmische Erfahrung möglich gemacht hat.