Jerry Cotton - Ein cooler Hardliner mit Stil

10.03.2010 - 08:50 Uhr
Constantin Film Verleih GmbH
Die neue Komödie Jerry Cotton mit Christian Ulmen und Christian Tramitz ist ein Remake der Krimireihe aus den 1960ern. Im Interview erzählen die Regisseure und Drehbuchautoren, wie es dazu kam.

Cyrill Boss und Philipp Stennert haben bereits bei Neues vom Wixxer Regie geführt. Jetzt bringen sie uns Jerry Cotton mit Christian Tramitz und Christian Ulmen in den Hauptrollen. Kann bei der Besetzung was schiefgehen? Im Interview geben die Regisseure, die auch das Drehbuch zu Jerry Cotton geschrieben haben, einen Einblick in ihre Arbeit.

Wie war Ihre erste Begegnung mit Jerry Cotton?

Cyrill Boss: Ich hatte auch diese James-Bond-Assoziationen. Coole Frisur, cooler Anzug, coole Waffe, cooles Auto. Darauf sind wir sofort angesprungen, als Christian Becker uns fragte, ob wir den Film inszenieren möchten. Wir sind große Fans von Kriminalfilmen der 60-er und 70-er-Jahre, zum Beispiel Bullitt, Charade oder Thomas Crown ist nicht zu fassen. Wir hatten das Gefühl, dass wir Jerry Cotton in dieser Tradition auf die Leinwand bringen sollten. Obwohl wir gar nicht alle Details über Jerry Cotton kannten.

Haben Sie die Romane als Vorlage für das Drehbuch genutzt?

Philipp Stennert: Wir haben ein paar Hefte gelesen und die alten Filme angeschaut. Außerdem haben wir uns vom Bastei Lübbe Verlag die so genannte Bibel besorgt, nach der sich die Autoren der Romane seit Jahren richten. Wir sind gewissen Grundelementen treu geblieben, zum Beispiel den Namen, den Original-Waffen, Autos usw.. Auch die Figur Cotton ist ziemlich nah am Original – ein cooler Hardliner mit Stil! Allerdings haben wir den Figuren mehr Schwächen und Fehler gegeben. Besonders verändert haben wir diesbezüglich die Figur Phil Decker.

Cyrill Boss: In den Romanen sind Jerry und Phil Serienfiguren ohne große Ecken und Kanten. Phil Decker ist fast der gleiche Charakter wie Jerry Cotton. Die Unterschiede sind sehr gering. Bei einem Film müssen sich die Hauptfiguren aber unterscheiden, sonst fehlt das Konfliktpotential. Wir erzählen eine Art Liebesgeschichte zwischen diesen beiden Männern: Jerry Cotton hasst Phil Decker, muss aber notgedrungen mit ihm arbeiten und findet so im Laufe des Films zu ihm.

Wie entstand die Idee, aus Phil Decker einen Verwandlungskünstler zu machen?

Philipp Stennert: Ganz am Anfang war Phil Decker ein cooler Undercoverspezialist. Wir wollten einen Typen, der sich zur Tarnung viel verkleidet und alle Dialekte sprechen kann. Dass er so ein bisschen der Loser ist, hat sich erst nach und nach entwickelt. Wir haben gemerkt, dass die Geschichte umso besser wird, je mehr sich Phil Decker von Jerry Cotton unterscheidet.

Cyrill Boss: Auch Jerry Cotton hat sich zur ersten Fassung extrem verändert. Am Anfang war er viel einfältiger. Ein richtig dummer Mensch, der viele Fehler macht. Das funktionierte aber nicht. Der Zuschauer muss Jerry Cotton toll finden. Die Fallhöhe ergibt sich daraus, dass dieser starke Mann eine emotionale Schwäche hat. Er ist ein absoluter Profi, aber er kann nicht auf Menschen zugehen und tut sich schwer mit Gefühlen.

Philipp Stennert: In der Drehbuchphase ist die Figur des Jerry Cotton immer ernster geworden. Wir haben viele Gags auf Phil Decker verlagert. Die Komik entsteht jetzt aus dem starken Kontrast zwischen den beiden Hauptcharakteren. Wir haben den coolen Gradlinigen und den quirligen Hektischen.

Der Wixxer und Neues vom Wixxer waren Parodien auf die Edgar-Wallace-Filme. Warum sollte Jerry Cotton keine Parodie auf die Kriminalfilme der 60er Jahre sein?

Philipp Stennert: Die Filme sind nicht bekannt genug. Viele Leute kennen nicht mal die Inhalte der Hefte, sie kennen nur den Namen. Aber einen Namen zu parodieren, wäre sinnlos.

Cyrill Boss: Die Jerry-Cotton-Filme waren klassische Krimis. Es gab einen Cop, der einen Fall löst. Fertig. Bei James Bond oder Robin Hood gibt es eine ganze Bandbreite von Klischees, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens gelernt hat. Aber Jerry Cotton ist dafür nicht bekannt genug. Da wüsste ich gar nicht, was man spezifisch zitieren oder brechen sollte.

Christian Tramitz stand von Anfang an als Jerry Cotton fest. Lässt sich das Drehbuch leichter schreiben, wenn man den Hauptdarsteller schon kennt?

Philipp Stennert: Es ist schon eine gewisse Hilfe, jemanden vor Augen zu haben. Aber Christian Tramitz kann als Schauspieler ein so weites Spektrum bedienen, dass man der Phantasie beim Schreiben keine Grenzen setzen muss.

Cyrill Boss: Als die ersten Drehbuchfassungen fertig waren, haben wir sie bei uns im Büro immer wieder mit Christian Tramitz gelesen. Das ist eine große Hilfe. Man merkt sofort, ob etwas funktioniert oder ob es umgeschrieben werden muss.

Obwohl Jerry Cotton in New York spielt, war von vornherein klar, dass Sie nur wenige Tage im echten New York drehen werden. Hat das die Arbeit am Drehbuch beeinflusst?

Cyrill Boss: Wir wussten natürlich, dass später ein hoher technischer Aufwand auf uns als Regisseure zukommt, wenn wir vorher als Autoren aufwändige Szenen schreiben. Davon muss man sich aber lösen und die Gedanken einfach sprudeln lassen. Uns war klar, dass wir zwar in Berlin und Hamburg drehen, unsere Vision aber mit Hilfe der Ausstattung und der Effekte realisieren können.

Philipp Stennert: Es gibt viele technische Möglichkeiten, Illusionen zu erzeugen. Das ist ein Zusammenspiel aus allen Departments. Der Ausstatter hat die Aufgabe, es amerikanisch aussehen zu lassen. Die Visual-Effects-Kollegen müssen die Skyline von New York in den Hintergrund einsetzen. Der Sounddesigner muss eine amerikanische Grundstimmung erschaffen. Und außerdem hatten wir ja von vornherein einige Drehtage im echten New York eingeplant.

Welche Vorteile hat es, als Regieduo zu arbeiten?

Cyrill Boss: Man kann alle Aufgaben auf vier Schultern verteilen. Das ging in diesem Fall besonders gut, weil wir ja auch das Drehbuch gemeinsam geschrieben hatten. So hatten wir von Anfang an dieselbe Vision und konnten sie gemeinsam noch konsequenter umsetzen. Jeder Regisseur ist zu irgendeinem Zeitpunkt mal müde oder überlastet. Wenn man zu zweit arbeitet, ist die Konzentration entsprechend höher. Es entwischen einem keine Details mehr.

Philipp Stennert: Es sind ja auch meistens mehrere Schauspieler am Set. Dann können wir uns aufteilen. Der eine geht zu Mónica Cruz, der andere geht zu Christian Tramitz.

Wie stark hat es die Dreharbeiten beeinflusst, dass Monica Cruz Spanisch spricht?

Philipp Stennert: Es wurde doppelt so viel geredet, weil die Dolmetscherin immer noch zwischengeschaltet war. Aber daran haben wir uns schnell gewöhnt. Monica arbeitet einfach extrem professionell, sodass die Sprachbarriere überhaupt kein Problem war.

Welche Rolle spielen die Frauen im Film Jerry Cotton?

Cyrill Boss: Das ist zwar ein männeraffiner Stoff durch all die Autos und coolen Typen, aber es gibt in unserer Geschichte zwei starke Frauenfiguren. Daryl D. Zanuck und Malena. Die sind am Ende die Gewinnerinnen.

Philipp Stennert: Die Männer sind eigentlich die Schwachen im Film. Die Frauen sind wirklich cool, sie spielen mit den Männern, tricksen sie aus und sind ihnen immer einen Schritt voraus.

Mit Material von Constantin Film.

Am 11. März startet Jerry Cotton in den deutschen Kinos.

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