Netflix-Thriller verfilmt Vorlage, die Millionen begeisterte: So gut ist die neue Crime-Serie Dept. Q

29.05.2025 - 09:01 Uhr
Dept. QNetflix
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Mit der Thriller-Serie Dept. Q liefert Netflix eine spannende Interpretation des dänischen Bestsellers Erbarmen ab. Krimifans sollten unbedingt einschalten.

Für Fans dänischer Krimi-Literatur gab es in den letzten 15 Jahren kein Vorbeikommen an den Werken des Schriftstellers Jussi Adler-Olsen. Seine Romane über die Ermittlungen des Sonderdezernats Q lieferten bereits die Vorlage für sechs dänische Spielfilme. Bei Netflix gibt es jetzt die erste englischsprachige Verfilmung in Serienform zu bestaunen – und sie macht einiges anders.

Mit Dept. Q liefert Autor und Regisseur Scott Frank nach Godless und Das Damengambit ab dem 29. Mai seine bereits dritte Serie für Netflix ab. Ob diese Version des Thriller-Romans Erbarmen, die Stockholm gegen das triste Edinburgh austauscht, überzeugen kann, erfahrt ihr hier im Serien-Check.

Dept Q bei Netflix: Das erwartet euch in der Crime-Thriller-Serie

Carl Morck (Matthew Goode) ist der wohl miesepetrigste Ermittler, den die schottische Polizei je gesehen hat. Grund dafür hat er allemal. Seine Ehe ist zerbrochen, zu seinem bei ihm lebenden Stiefsohn findet er keinen Draht und dann wäre da noch ein tragisch missglückter Einsatz, der alles veränderte. Auf seine Rückkehr in den Dienst freut sich niemand von der Polizei Edinburgh wirklich.

Chefin Moira Jacobson (Kate Dickie) kommt es gerade gelegen, dass ihr ein saftiges Budget für die Errichtung einer neuen Cold-Case-Abteilung zugeteilt wird, die das Image der Polizei aufpolieren soll. Um den mürrischen Morck von seinen Kolleg:innen fernhalten zu können, wird er prompt zum alleinigen Leiter des neuen Sonderdezernats Q ernannt – und buchstäblich in den Keller verbannt.

Die versifften Räumlichkeiten zwischen schimmeligen Kisten und unantastbaren Toiletten könnten auch aus dem Horrorfilm Saw stammen und werden bald zum Auffangbecken für clevere Ermittler:innen, die "da oben" niemand haben will. Gemeinsam mit der aus Syrien stammenden Spürnase Akram Salim (Alexej Manvelov) und der hibbeligen Rose Dickson (Leah Byrne) knöpft sich Carl Morck einen ungelösten Fall vor, der das ungleiche Tragik-Trio bald zusammenschweißen wird.

Vor vier Jahren verschwand die verhasste Staatsanwältin Merritt Lingard (Chloe Pirrie) spurlos von einer Fähre. Dept. Q macht aber kein Geheimnis daraus, dass die Entführte tatsächlich noch lebt und in einer ranzigen Überdruckkammer eingesperrt Bar um Bar dem Tode näher kommt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt – auch, wenn Carl Morck das noch nicht weiß.

Lohnt sich Dept. Q? Netflix' widerlichster Ermittler macht richtig Spaß

Wer die dänische Vorlage nicht kennt, wird in Dept. Q vor allem auf einige Parallelen zur gefeierten britischen Crime-Serie Slow Horses - Ein Fall für Jackson Lamb stoßen. Auch hier haben wir ein Ekelpaket von einem Hauptcharakter, der nicht nur aufgrund seines ungepflegten Bartwuchses abstoßend und faszinierend zugleich ist. Mit schroffem Sarkasmus und einem bissigen Überlegenheitskomplex eckt er mit jedem einzelnen Charaktere an, was für viele genüssliche Konflikte sorgt.

Wie Slow Horses zeichnet auch die Netflix-Serie ein Fokus auf liebenswert-kaputte und abgeschobene Ermittler:innen aus. Sobald die Charaktere und ihre Dynamiken nach einigen Folgen etabliert sind, erschafft Scott Frank einen lebendigen Mikrokosmos voller skurriler Figuren, die mit all ihren Macken, Eigenarten und Kabbeleien untereinander schnell ans Herz wachsen.

Die große Geheimwaffe von Dept. Q ist aber nicht Carl Morck, sondern sein besonnener wie akribischer Partner Akram Salim, der die bedrückende Stimmung immer wieder mit überraschender Situationskomik und trockenen Kommentaren auflockert, wenn hinter der Aura eines harmlosen Staubsaugervertreters mit Anzug und Krawatte plötzlich eine Tötungsmaschine durchblitzt, die einen Menschen mit nur einem Handgriff ausschalten kann.

Während die eigentliche Ermittlungsarbeit wenig Spannung erzeugt und vor allem vom Charisma der Figuren getragen wird, nimmt die Serie auch immer wieder die Perspektive des Opfers ein. Im klaustrophobischen 4:3-Format gefilmt, wird die druckerhöhende Tortur förmlich spürbar und ergänzt den Krimi-Plot um einen aufwühlenden Psychothriller.

Dept. Q ist keine einfache Adaption, sondern etwas völlig Eigenes

Dept. Q ist keine Adaption im klassischen Sinn, sondern eine Neuinterpretation, die weit über veränderte Namen und Handlungsorte hinausgeht. Anstatt die Geschichte, die bereits mit dem Spielfilm Erbarmen umgesetzt wurde, einfach nochmal als 9-stündige Serie zu wiederholen, reichert Serienschöpfer Scott Frank die schottische Version mit genug eigenen Ideen an, um auch Fans der Vorlage zu überraschen.

Allein die Tatsache, dass das Entführungsopfer nicht wie in der Vorlage Politikerin, sondern eine Staatsanwältin mit unendlich vielen Feinden ist, bringt die umschweifendere Ermittlung in völlig neue Richtungen, mit jeder Menge Verdächtigter und falscher Fährten. Auch, wenn die Netflix-Serie schlussendlich am gleichen Ziel ankommt sowie bestimmte Motive und Twists nur marginal abgeändert wurden, ist Dept. Q am Ende doch etwas Eigenständiges.

Auch, wenn die erste Staffel mit neun Episoden etwas zu langatmig ist, ist Dept. Q auf jeden Fall einer der besseren Crime-Thriller aus dem Hause Netflix. Denn Scott Frank versteht, dass Kriminalfälle nicht unbedingt das Wichtigste an einer guten Krimiserie sind. Was am Ende langfristig in Erinnerung bleibt, sind keine schockierenden Geheimnisse und Wendungen, sondern clever geschriebene und lebendige Figuren, mit denen wir uns jederzeit wieder in neue Ermittlungen stürzen möchten. Und sollte uns Netflix noch 10 weitere Staffeln (so viele Bücher gibt es bisher) mit Carl, Akram, Rose und Hardy gönnen, würde ich mich nicht beschweren.

Alle 9 Folgen der 1. Staffel Dept. Q stehen seit dem 29. Mai 2025 bei Netflix zum Abruf bereit. Grundlage für diesen Serien-Check ist die komplette Staffel.

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