Pushing Daisies - Meine berührende Lieblingsserie

03.09.2012 - 08:00 Uhr
Pushing Daisies
Warner Bros./moviepilot
Pushing Daisies
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Ein moviepilot-user hat uns diesen Text zur Aktion Lieblingsserie zugeschickt. Sein Beitrag handelt von der abstrusen Komödie Pushing Daisies. Am besten lest ihr selbst, was er oder sie zu sagen hat.

Ich war 27 Jahre, 7 Monate, 3 Wochen, 2 Tage, 16 Stunden und 51 Minuten alt, als Pushing Daisies knallbunt über meinen Fernseher flimmerte. Eine Serie ist immer etwas Besonderes, wenn sie empfohlen wird von einem besonderen Menschen. Darum war Pushing Daisies etwas Besonderes, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Die perfekte Beschreibung für die Serie haben die Produzenten gleich selbst mitgeliefert: eine Mischung von Die fabelhafte Welt der Amélie und Tim Burton.

The Facts
Young Ned kann Tote auferwecken. Eine tolle Gabe, sollte man meinen. Als seine Mutter stirbt, kann er sie zurück ins Leben holen, mit einer einzigen kleinen Berührung. Was er nicht weiß: nach 60 Sekunden stirbt dafür jemand anderes, damit das Universum nicht aus seinem Gleichgewicht gebracht wird. Wer, ist nicht vorherzusehen. Und so trifft es den Vater von Chuck, seiner besten Freundin. Was er ebenfalls nicht weiß: berührt er die auferweckte Person ein zweites Mal, muss diese die Radieschen von unten betrachten – und zwar unwiderbringlich. So trifft es Neds Mutter beim nächsten Gute-Nacht-Kuss dann auch.

Jede Serie hat ihre eigene Welt. Die unwirtliche, einsame Insel von Lost, das Bürohochhaus der Reynholm Industries in The IT Crowd oder das heutige Gestern von Sherlock. Pushing Daisies hat ihre etwas eigenere Welt. Jede Episode zaubert mich in eine bonbonbunte Fantasiewelt, wie Amelie sie nicht besser hätte erfinden können. Der Himmel quietschblau, die Wiese saftig grün und die Kleidung der Charaktere leuchtend rot, organge, gelb. Eine perfekte Welt.

Nicht berührend
Die Geschichte will es, dass der erwachsene Ned (Lee Pace), inzwischen Pie Maker von Beruf, seine Gabe in den Dienst des Guten stellt. Er berührt Mordopfer und fragt sie nach dem Täter. Für das Gute, nämlich die Belohnung, die er und Privatdetektiv Emerson Cod von den Hinterbliebenen kassieren.

Getragen wird Pushing Daisies vor allem von der Beziehung zwischen Pie Maker Ned und Chuck (Anna Friel) – die Ned, nachdem sie umgebracht wurde, zurück ins Leben holt und die fortan seine Freundin ist. Der Haken: eine Berührung und das war’s mit Chuck. Zu sehen wie perfekt Lee Pace und Anna Friel diese berührungslose Anziehung auf Zelluloid bannen ist so berührend, dass es seelisch wehtut. Wie sie sich durch Frischhaltefolie küssen, beide eine Hand von Emerson Cod greifen und sich dabei in die Augen gucken oder panisch eine Plastikplane hochreißen bevor sie ihm um den Hals fällt; die Trennwand im Auto und Bett mit behandschutem Durchgriff hilft, damit zu leben, aber trotzdem steht nicht in Frage: Chuck und Ned lieben sich.

Guckt Pushing Daisies nicht, während jemand, dessen Hand ihr halten wollt, 1000 Kilometer weit weg ist. Denn dann beginnt ihr zu verstehen, wenn auch nur ansatzweise, wie sich Ned und Chuck fühlen müssen. Oder? Guckt Pushing Daisies, während jemand, den ihr küssen wollt, 1000 Kilometer weit weg ist! Denn dann merkt ihr, dass es schlimmer kommen könnte.

Worte statt Story
Schlimmer? Dann kommen jetzt die Tim Burton-Gedächtnis-Leichen ins Spiel! Denn Emersons Klienten sind nicht einfach verblichen. Stattdessen sind sie auf abstruseste Weise aus dem knallbunten Leben befördert worden. Das hat natürlich genauso abstruse Spuren an den Körpern hinterlassen: ob von Bienen zu Tode gestochen, vom Flugzeugpropeller zerfetzt oder vom Hai gefressen – Burton lässt grüßen, wenn Ned die sterblichen Überreste minutenweise zum Leben erweckt.

Im Prinzip ist die Story jedoch Nebensache. Dass neben dem jeweiligen Fall auch eine episodenübergreifende Geschichte erzählt wird: geschenkt. Es lohnt sich, Pushing Daisies allein für das gesprochene Wort einzuschalten. Ob es die wunderbar lyrische Sprache des Erzählers (Jim Dale) mit ihrem wunderbar verschachtelten Satzbau ist oder Emerson Cod (Chi McBride), der seine Wortbeiträge in maschinengewehrartigen Wortsalven abfeuert. Und wo sonst gibt es in Coeur d’Coeurs (dem Ort der Handlung) die von Deedee Duffield betriebene Boutique Travel Travel Boutique (das Reisebüro) oder den Damn Dam (der Staudamm)?

Ignoriert die Geschichte. Guckt Farben und hört Worte! Nie hat das mehr Spaß gemacht als bei Pushing Daisies!

Quotentoter
Nach zwei Staffeln und 22 Episoden war dann Schluss. Schlechte Quoten haben das Ende besiegelt. Man kann das bedauern, sollte es aber nicht. Denn auch wenn die Tim Burton-Gedächtnisideen gegen Ende hin immer abstruser werden und mehr Spaß machen (gerade die zweite Hälfte der zweiten Staffel enthält einige der besten Fälle), nutzt sich die episodenübergreifende Geschichte etwas arg ab und verliert den roten Faden aus dem Auge. Das ist schade für den, der Pushing Daisies als Serie guckt. Wer es so guckt wie ich, den Worten lauscht um all die kleinen Details zu finden, der kann die DVD in den Player schieben und blind eine Episode auswählen – irgendwas Neues entdecke ich jedes Mal. Mal sehen was es diesmal sein wird. Insert DVD!


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