soo, wieder mal eine aus der Reihe tanzende Bewertung.
In den allgemeinen Tenor (die Teile Inferno und Judgment wären im Hellraiser-Franchise Nieten) kann ich nicht einstimmen. Ganz im Gegenteil behaupte ich sogar, dass diese beiden Vertreter der bizarren Grundstimmung in Barkers frühen Werken ('Books of Blood', 'Cabal') meines Erachtens am Nächsten kommen.
Aus diesem Blickwinkel heraus wollen das die wenigsten sehen. Die Gehässigkeit, die Judgement allseits entgegenschlägt offenbart einen antrainierten, beratungsresistenten Beissreflex bzgl. jeglicher Art von Abweichung gegenüber der ersten beiden Barker-Filme - weniger der Literatur-Vorlage.

Die Horror-Fangemeinde zeigt sich erfahrungsgemäß ähnlich unbeweglich und konservativ wie es sich in etwa im Heavy-Metal verhält.
"Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Punkt."
Demnach müsste immer und ewig auf den immer gleichen Kackhaufen gehauen werden, um für das immer gleiche wohlwollende Nicken in der Fanbase zu sorgen...
Ob nun Freddy Krueger, Michael Meyers, Chucky, Jason, Jigsaw oder eben Pinhead. Strengste Linientreue ist das Gebot der Stunde. Pinhead soll gefälligst der Pinhead des Originalfilms (1987) bleiben! Dieses Kundenverhalten verunsichert Produktionsfirmen (aus wirtschaftlichen Aspekten) in Bezug auf neue Wege oder Story-Fortführungen... da wir dann lieber auf Nummer Sicher gegangen mit einer Ehrenrunde...lieber Remake oder Abklatsch planen, als für eine Fortsetzung einen Shitstorm inkl. Flop kassieren.

Inferno und Judgment gehen für mich in eine richtige Richtung. Sie thematisieren wieder mehr die Kern-Thematik "Pain/Suffering". Ich würde hier sogar noch sehr viel tiefer und radikaler in die Thematik einsteigen - mit düsteren Fetish-Szenarien und in einem hypnotischen Rausch aus Blut und Schmerz. Gerade diesbezüglich hat ja die Hellraiser-Reihe über die Jahre hinweg ,im Vergleich zu Werken wie etwa 'Martyrs', deutlich an Horror und Faszination verloren...

Eingebettet in ein Detective Szenario geht es im 9. Teil des Franchises um eine Reihe grausamer Morde eines vermeintlichen Serienkillers. Die Morde scheinen offensichtlich dem Ritual einer Bestrafung zu folgen. Ein bizarrer Auditor lädt Ahnungslose zum strengen Verhör, einer Art Blutgericht der Hölle, in dessen Verlauf das Strafmaß...
Das ist mindestens kongenial und nicht mal schlecht besetzt. Paul Tayler als Pinhead und Paul Tunnicliffe (der Regisseur!) als Auditor machen ihre Aufgabe sehr gut und verleihen ihren Rollen eine glaubwürdige Frische. Regisseur Tunnicliffe verbindet beinharte Ekeleffekte immer wieder mit dazwischen gestreutem tiefschwarzem britischen Humor.
Das überraschende Ende sorgt für große Augen, weckt Neugierde und rundet diesen gelungenen Hellraiser-Beitrag ab.
Top Horror-Entertainment!

Wohlwollende und stichelnde
8 von 10 Mimimis

Community-Meinung zu Hellraiser: Judgment