Kurzstory: Bernard kann das Zimmermädchen Tilde einfach nicht vergessen, die er vor einiger Zeit in einem weiter entfernten Seehotel kennengelernt hat. Er weiß nur eins: er muss sie jetzt unbedingt wiedersehen und schon geht’s auf, ins Hotel am See…

Die Gedanken, die mir bei Sichtung durch den Kopf gingen:
Mit dem schwarz-weißen „Lady of the Lake“, der auch unter dem Titel „The Possessed“ bekannt ist, haben die Regisseure Luigi Bazzoni sowie Franco Rossellini einen interessanten Film geschaffen. Dieser entstand im Jahr 1965 und damit genau 10 Jahre vor Bazzonis nächster Perle namens „Spuren auf dem Mond (1975)“, den ich gestern gesichtet hatte.
Beide Werke kann man grob miteinander vergleichen, bzw. sie haben eine recht ähnliche Struktur. Was aber keinesfalls bedeutet, dass man nach Sichtung des einen Filmes den anderen automatisch kennt. Denn auch hier ist es so, dass die jeweiligen Thematiken völlig unterschiedlich sind. Vergleichen kann man aber die ausgezeichnete Cinematographie, die vielleicht im schwarz-weißen „Lady of the Lake“ noch denkwürdiger, kontrastreicher und kunstvoller ausgefallen ist. Man hat in mannigfaltigen Sequenzen, aber auch in kurzen Statikaufnahmen Vintage und Eleganz so miteinander verbunden, dass sich bereits anhand gewisser Bildarrangements bestimmte gefühlsmäßige Stimmungen erkennen lassen. Diese Arrangements erscheinen oftmals wie wunderschöne, moderne Gemälde oder Fotografien, außerdem wird zu gern das visuelle Zusammenspiel von diversen Vorder- und Hintergründen ausgelotet.
Man hat auch hier eine Art filmische Reise erschaffen, oder besser gesagt eine ganz spezielle Spurensuche, die tief aus dem Inneren kommt. Den ruhelosen Trip der Hauptfigur konnte ich übrigens sehr gut nachvollziehen, da ich Ähnliches erlebt habe und in etwa weiß, wie man sich da fühlt. Zufall oder nicht, auch diesmal wählt Bazzoni wieder einen idyllischen kleinen Ort an einem größeren Gewässer. Nur dass jetzt ein gutaussehender, getriebener Mann namens Bernard (gespielt von Peter Baldwin) im Mittelpunkt steht.
Welche Art von Film ist dies? Durchaus sind wieder Elemente des Mystery vorhanden, diese wurden sehr beherzt mit Drama und Krimi ergänzt. Die Machart ist geradliniger und konventioneller als „Spuren auf dem Mond“, dennoch beschreitet das Regisseurenduo zu gern auch mal eigenwillige Wege, welche die einigermaßen chillige Inszenierung zuweilen etwas fiebrig erscheinen lassen. Wenn man paar Filme kennt, ahnt man, dass wohl mal etwas intensiver zum Meister Bunuel rüber geschielt wurde. Und dann ist da noch Hitchcock. Meine Sichtung von „Vertigo (1958)“ ist jetzt länger her, weiß nicht mehr allzu viel davon, aber unterbewusst hatte ich diesen im Kopf. Vielleicht wegen der hübschen, blonden Virna Lisi als Tilde?
Wie man am Punktevergleich erkennen kann, hat mir „Spuren auf dem Mond (8,5 Punkte)“ vor allem inszenatorisch und storytechnisch besser gefallen. Fand den einfach origineller und sein farbig-träumerisches 70er Jahre Flair war für mich viel ansprechender. Dennoch ist „Lady of the Lake“ zweifelsohne ein klasse Film, ich bin eben eher fürs trippige, stark verrätselte Mysterygenre.

Fazit: Denkwürdige Kamerashots und tolle Bildarrangements inmitten eines mysteriösen Dramas, das sich auch zwischen Krimi und Surrealismus ganz wohl fühlt. Schicker Hauptdarsteller, schicker Film, heißkalte Gefühle.

Community-Meinung zu The Lady of the Lake