Kurzstory: Der vorbelastete Jack macht sich mit Frau und Sohn auf in das abgelegene Berghotel Overlook, um dort über die Wintermonate als Hausmeister zu amtieren. Leider bekommt ihm die extreme Einsamkeit nicht und er driftet allmählich in den Wahnsinn.

Genres: Familiendrama, Paranormale Aktivitäten, Mystery, Thriller

Meine grundehrlichen Gedanken, die bei Sichtung schossen:

Typischer Stephen-King-TV-Horror

Die TV-Miniserie (ca. 260 min.) von Regisseur Mick Garris namens „The Shining“ aus dem Jahr 1997, durfte ganz offiziell Stephen Kings Namen verwenden, außerdem fungierte der Autor höchstpersönlich als Mitproduzent. Tatsächlich verströmt das Werk bei Sichtung nicht nur extreme Soap-Vibes, sondern auch ein starkes 90er Jahre Flair. Einen kleinen Hauch von Stanley Kubrick kann man vielleicht allenfalls in den schmalen, langen Hotelfluren atmen, ansonsten aber ist die TV-Variante alles andere als gigantisch oder audiovisuell perfekt.
Hier gibt’s eher rustikale Gemütlichkeit; kleinere Räume, viele Brauntöne, viel Holz und das Overlook selbst hat mich von außen an das Weiße Haus erinnert, nur eben größer. Kleiner Nebenfakt: Die berühmte, schwermütige Kubrick´sche Auffahrt ins Hotel, welche mir damals Gänsehaut bescherte, wurde hier viel lockerer und geschwätziger inszeniert, dieses beklemmend-unheimliche Flair gibt es so nicht. Die Schneelandschaft rund um das Hotel ist dennoch ganz hübsch, aber wer sich für die TV-Variante entscheidet, sollte mit einigen prägnanten Änderungen rechnen. Das Buch habe ich als Teenie gelesen, ist also schon lange her, doch es scheint so, als ob sich Garris einigermaßen an die mega-dicke Vorlage hält. Room 237 ist hier 217 und auch das Labyrinth gab´s in Kings Fassung nie, sondern ein paar hinterlistige Heckenfiguren.

Wer ist denn hauptsächlich dabei? Am bekanntesten war für mich Rebecca De Mornay („Die Hand an der Wiege (1992)“, „Identität (2003)“) als Familienmama Wendy. Ja, ist ´ne hübsche Frau, aber wenn ich sie hier agieren sehe, muss ich echt sagen, dass sie in fiesen Rollen besser aufgehoben ist. Hab zwar schon schlimmere Darsteller gesehen, aber glaubwürdig geht echt anders. Auch Unlogik lässt vor allem in Bezug auf ihre Figur schön grüßen. Sie kriegt bspw. mehrmals(!) mit einem Schläger derbe aufs Bein gewummert und kann dann noch fast wie ein junges Reh davon stolpern. Aaahhhh, da hatte ich schon wieder alle neune.
Weiterhin schlüpfte Steven Weber in die berühmte Rolle des Hausmeisters und Familienvaters Jack. Er hat glücklicherweise nicht dieses werwölfische, fast verräterische Gesicht von Jack Nicholson, sieht also recht seriös aus. Meiner Meinung nach macht er seine Sache prima, gut fand ich, dass man ihn schön langsam in die Schizophrenie gleiten ließ. Die Serie nimmt sich diesbezüglich viel Zeit, Weber schafft stets eine ordentliche Balance zwischen Vernunft und Wahnsinn.
Ja und dann ist da noch Courtland Mead als der 7jährige, altkluge, gedankenlesende, hellsichtige, telekinetische und was weiß ich nicht noch alles Danny. Ok, der Kleine gibt sich Mühe, aber für mich ging er gar nicht. Diese Topffrisur, diese Miene und noch dazu diese ewig altkluge Agieren, sorry, aber der Darsteller hat für mich mit dazu beigetragen, dass mir der Film keine Jubelschreie entlocken konnte. Ich konnte ihn nicht leiden.

Was konnte ich an Substanz im King´schen „The Shining“ ausmachen? Immer wieder ging mir durch den Kopf, dass man für das Werk eigentlich gar keinen übersinnlichen Hokuspokus braucht. Jack ist, neben seiner Alkoholsucht, auch eindeutig psychisch krank. Er leidet an Schizophrenie und Wendy samt Sohn stecken schon seit langem in einer gewalttätigen Beziehung (u.a. Dannys Armbruch) mit ihm fest. In dieser Miniserie wird ganz deutlich, dass Wendy viele Aggressionen und Wutausbrüche an Jack feststellt, diese kurz thematisiert, dann aber in ihrer starken Co-Abhängigkeit immer wieder beschwichtigt und schönredet. Sie vergibt gefühlt 1000 Mal, ehe sie endlich handelt und dies erscheint mir durchaus realistisch.
Trotzdem ist das TV-Shining als extrem unrealistisch einzustufen. Der 7jährige Danny agiert nicht wie ein kleines Kind, sondern eher wie ein Erwachsener mit 50 Jahren auf dem Buckel, dem kein Trauma der Welt etwas anhaben kann. Also doch eher ein übersinnliches Familiendrama, dass zum Thriller mutiert.

Was hat mir gefallen und was nicht? Gut gefallen hat mir die interessante Familienproblematik, dieser wird viel Zeit gewidmet. Ich hab mich dabei immer wieder gefragt, ob sich solch vorbelastete Menschen wie Jack tatsächlich mit starkem Willen für immer ändern können.
Nicht gefallen haben mir die teilweise sehr naiven Dialoge und Aussagen. Manche Zeilen von Rebecca De Mornay kommen zusätzlich nicht nur leicht einfältig, sondern auch übertrieben theatralisch rüber. Wie in so manch anderen Filmen sind auch hier einige Entscheidungen und Verhaltensweisen unlogisch und wurden schlecht konstruiert.

Ich hab S. Kubricks Shining schon lange nicht mehr gesehen, würde aber tippen, dass es bezüglich Gewalt nicht ganz so krass rüberkam wie die Miniserie. Es fühlte sich so an, als ob hier mehr psychische und physische Gewalt ausgeübt wurde, bin mir aber nicht ganz sicher.

Fazit: Ich denke, mit einer 5,5 bin ich realistisch. Im Zweifel für den Angeklagten, außerdem fand ich den Vergleich mit dem Kubrick-Film interessant und unterhaltsam war es größtenteils auch.

Community-Meinung zu The Shining